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Kölns bekanntester SchrottplatzDas Max-Becker-Areal öffnete seine Tore für Besucher

4 min
Menschen laufen über ein teils asphaltiertes Gelände, drum herum stehen Bäume und Büsche, eine Gaskugel ist auch  zu sehen.

Zwei Besuchergruppen waren am Tag des Offenen Denkmals auf dem Max-Becker-Areal in Ehrenfeld unterwegs.

Am Tag des Offenen Denkmals konnten Besucher den  Schrottplatz an der Widdersdorfer Straße besichtigen. Auf dem Max-Becker-Areal soll ein Wohnquartier entstehen. 

Warum es so ist, weiß man nicht genau, fest steht aber, dass viele Ehrenfelder an der Gaskugel hängen. „Ist die begehbar?“, lautete denn auch eine der ersten Fragen beim Rundgang über das Max-Becker-Areal am Tag des offenen Denkmals. Eingeladen hatte der neue Eigentümer des rund 17 Hektar großen Geländes, die Pandion AG. Deren Mitarbeiter waren überrascht von dem großen Interesse: Knapp 200 Neugierige nutzten die Chance, sich in zwei Gruppen auf dem weitläufigen, jahrzehntelang unzugänglichen Grundstück umzusehen.

Firma Max Becker betrieb 40 Jahre lang einen Schrottplatz

Dabei ist dort derzeit gar nicht so viel zu sehen. Das Altmetall ist abgeräumt, ein paar Kräne, Bagger und Laster stehen noch verloren zwischen Widdersdorfer Straße und Bahntrasse herum, dazu eine große Schrottpresse. Übrig geblieben sind das Verwaltungsgebäude neueren Datums der Firma Max Becker, die hier 40 Jahre lang einen Schrottplatz betrieb, und zwei ehemalige Villen für Führungskräfte des Gaswerks aus dem 19. Jahrhundert. Längst vermietet. Außerdem stehen noch das Uhrenhaus des Gaswerks und eben die Gaskugel. Wobei sich diese auf einem Gelände befindet, das noch der Rhein-Energie gehört und deshalb nicht betreten werden konnte.

Ein grünes stählernes Gebilde steht auf einer Fläche, daneben eine Gruppe Menschen.

Eine alte Schrottpresse steht noch auf dem Max-Becker-Areal.

„Sie gefällt mir, aber sie ist schon eine echte Herausforderung“, sagte Klaus Küppers, Leiter der Kölner Pandion-Niederlassung. „Vor sechs Jahren haben wir das Gelände übernommen, bisher hatte noch niemand eine gute Idee, was man mit der Gaskugel machen könnte.“ Auf Ratsbeschluss soll sie als Industriedenkmal erhalten bleiben, obwohl sie nicht unter Denkmalschutz steht. „Natürlich gibt es Diskussionen, weil an ihrem Standort auch Wohnungen entstehen könnten, die Köln ja braucht“, so Küppers. Nun habe man beschlossen, sie in die große öffentliche Grünfläche zu integrieren, die sich einmal von der Widdersdorfer Straße bis zur Gleistrasse erstrecken soll. In Höhe der Gaskugel soll diese Parkanlage nach Osten bis zum Maarweg erweitert werden und auch das jetzige Rhein-Energie-Grundstück umfassen.

Spiel- und Kletterbereich soll unter der Gaskugel entstehen

„Begehbar ist die Kugel, aber es gibt einfach kein Konzept dafür“, fuhr Klaus Küppers fort. „Als Klangraum nutzen – klar, aber wie soll man so etwas wirtschaftlich betreiben? Die Stadt wird sich das derzeit ganz sicher nicht ans Bein binden.“ So soll an und unter der Kugel ein Spiel- und Kletterbereich entstehen. Während die Gaskugel seit etwa einem Jahr nicht mehr in Betrieb ist, muss das jetzige „Freiluft-Umspannwerk“ auf dem Rhein-Energie-Areal erhalten bleiben, weil es die Weststadt auch künftig mit Strom versorgen soll, erklärte Küppers. „Wir werden das Umspannwerk aber in einem Gebäude unterbringen.“

1875 wurde auf dem Areal das städtische Gaswerk eröffnet

Energieversorgung ist hier seit 1875 ein Thema, als am damaligen Stadtrand das städtische Gaswerk eröffnet wurde. Die Lage an der Bahntrasse nach Aachen war günstig. „Kohlen wurden angeliefert und in einer riesigen Halle in Gas umgewandelt, rund 1000 Mitarbeiter waren hier beschäftigt“, erklärte Küppers. Diese Halle steht nicht mehr, wohl aber das Uhrenhaus, in dem die Gasproduktion gemessen und kontrolliert wurde. Zur leisen Enttäuschung einiger Teilnehmer sind im Inneren des Uhrenhauses aber keine Maschinen, Gerätschaften oder Armaturen erhalten, es ist komplett leer.

Ein Mann fotografiert eine von Bäumen zum Teil verdeckte Gaskugel.

Die Gaskugel auf dem Max-Becker-Areal soll erhalten bleiben.

Was daraus werden soll, ist noch nicht sicher, Küppers könnte sich eine Markthalle für frisches Obst und Gemüse vorstellen, inklusive Café-Betrieb. „Es wird aber ein öffentliches Gebäude sein und nicht privat genutzt werden“, versicherte der Kölner Pandion-Chef. Das Haus steht laut Planung an einem zentralen Ort der Bebauung, wo sich die Grünanlage und eine „Bummelmeile“ mit Geschäften, Gastronomie und Kultureinrichtungen kreuzen.

Auf Nachfrage stellte Küppers klar, dass die Straßen im Inneren des Geländes abgesehen von einer kurzen Erschließungsstraße komplett autofrei sein werden und nur dem Radverkehr offenstehen. Das gelte auch für die „Mobilitätstrasse“ entlang der Gleise, die das Max-Becker Areal mit der Oskar-Jäger-Straße im Osten und über den Maarweg hinweg mit der Vitalisstraße und der S-Bahn-Halstestelle „Müngersdorf/Technologiepark“ im Westen verbindet. Sie werde eine Länge von insgesamt rund 1,4 Kilometern haben.

Auf dem Max-Becker-Areal sollen rund 1700 Wohnungen in durchschnittlich sechsgeschossigen Gebäuden entstehen, dazu Büros, Gewerbe, Restaurants und Kultureinrichtungen. Eine fünfzügige Grundschule und mehrere Kitas runden das „urbane Quartier“ ab. „Wir sind aber nicht der alleinige Bauträger, andere Firmen werden sich beteiligen.“ Klaus Küppers geht davon aus, dass 2027 die ersten Bauarbeiten beginnen und 2040 das neue Quartier steht.