In einer ehemaligen Backstube in Köln werden statt Brötchen und Brot Betonschalen hergestellt, jede einzelne versehen mit ihrem „Geburtsgewicht“.
Bären und Kreatives aus BetonEhrenfelder Mutter und Tochter gehen nie die Ideen aus

Nina und Beate Hasenkamp sind ein kreatives Mutter-Tochter-Duo.
Copyright: Lioba Lepping
Nina Hasenkamp weiß, dass sie ein schwergewichtiges Hobby hat. Zuletzt brach ihr Ausstellungstisch bei einem Design-Markt in den Balloni-Hallen in Ehrenfeld schlicht und einfach in sich zusammen. „Der Tisch war zu lang, das war mir vorher nur leider nicht aufgefallen“. Wunderbarerweise hielt sich der Schaden aber in Grenzen, nur eine Schale zersprang in 100 Stücke, alle anderen sackten eher in Zeitlupe ineinander, als der Tisch mittig nachgab.
Die Betonschalen, die Nina Hasenkamp gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Beate Stollenwerk herstellt, erblicken in der ehemaligen Backstube ihres Elternhauses an der Leyendecker Straße das Licht der Welt.
Betonkunst: Einzigartige Stücke und kontinuierliche Weiterentwicklung
„Jede einzelne ist ein Unikat und bekommt einen Anhänger mit ihrem Geburtsgewicht“, erzählt Hasenkamp. In die noch feuchte Betonmasse versenken Stollenwerk und Hasenkamp Metall-, Porzellan- oder Glasschalen, die dann beim Trocknen quasi zusammenwachsen.
Seit zwei Jahren experimentieren sie mit dem Material und haben den Produktionsprozess immer weiter verbessert. „Beton ist ein lebendes Material, das schrumpft oder Blasen wirft“, weiß die 45-jährige Mutter zweier Teenager, die im Hauptberuf als Physiotherapeutin im Vinzenz-Krankenhaus in Nippes arbeitet.

Die Beetonschalen haben Inlays aus verschiedensten Materialien.
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„In dem Job bekomme ich zwar viel Dankbarkeit, aber es kommt eben nichts Fertiges dabei heraus“, erklärt Hasenkamp ihre Motivation, mit ihren Händen auch etwas zu schaffen, das bleibt. Von Kindheit an hatte sie gemeinsam mit ihrer Mutter gewerkelt und das Sich-Ausprobieren und Einfach-mal-machen als positive Erlebnisse abgespeichert. So fing sie an, in der ehemaligen Backstube zu experimentieren und mit dem Rührstab statt Teig Beton anzurühren.

Auch ein Kölner Stadt-Anzeiger wird bei den Hasenkamps, langjährige Ehrenfelder Abonnenten, schon mal zu einer „Zeitungsente“ verarbeitet.
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Das Erdgeschoss des Hauses in Ehrenfeld erstanden ihre Eltern Anfang der 1980er-Jahre. „Die Bäckerei stand damals schon seit zehn Jahren leer, aber ein Pfefferkuchenhaus stand noch immer auf dem Verkaufstresen“, erinnert sich Mutter Beate Hasenkamp.
Während der Vater, Professor für Wirtschaftspsychologie, alle Umbauten in der Wohnung selbst erledigte, kümmerte sich Mutter Beate statt als Psychologin zu arbeiten, um die Kinder. Und nicht nur um die eigenen. Im ehemaligen Ladenlokal lud sie in den 80er- und 90-er Jahren zu Kursen ein.
„Das war ein richtiger Veedelstreffpunkt hier. Nachbarn und Freunde kamen vorbei zum Werkeln und Quatschen“, erzählt die 75-Jährige, Sie stellte her, worauf sie gerade Lust hatte: Zunächst waren es filigrane Porzellanpuppen, später Bären, daher stammt auch noch der Schriftzug „Puppen und Bären“ über dem Ladenlokal, das heute als Schaufenster dient, für die Erzeugnisse von Mutter und Tochter.
Mutter Hasenkamp steckt gerade in der Makramee-Phase. „Ich recycle sozusagen die alten Sachen aus den 70ern“, erzählt sie, denn die Hasenkamps haben in über 40 Jahren Kreativität inzwischen einen großen Fundus in den Räumen an der Leyendeckerstraße angehäuft.
Nicht nur die Produktion ihrer Betonschalen habe Nina Hasenkamp und Esther Stollenwerk inzwischen perfektioniert, sondern auch die Art, sie zu verpacken, denn sie präsentieren sie ihre Produkte ausschließlich auf Designmärkten und fahren dafür an den Wochenenden auch bis Hamburg oder Hannover. Einen Online-Shop betreiben Hasenkamp und Stollenwerk nicht. „Das wäre mir zu aufwendig und das Verschicken ist buchstäblich nicht leicht. Eine mittelgroße Schale hat immerhin ein Geburtsgewicht von 3088 Gramm.“
„Beton&“ Die Betonschalen von Esther Stollenwerk und Nina Hasenkamp sind auf Instagram unter dem Stichwort „Beton&“ zu finden. In echt bewundern kann man sie im Schaufenster an der Leyendeckerstraße 40. E-Mail: hallo@beton-und.de