Das Sozialpsychiatrische Zentrum nutzt Lego-Rampen um Zugänge für Rollstuhlfahrer erleichtern, ein innovativer Ansatz eines Kölner Vereins.
Stabile und bunte LösungRampen aus Legosteinen verbessern Barrierefreiheit im SPZ Ehrenfeld

Sie testeten die Rampen aus: Für Katrin Schilling (stehend) und Marie Gutschalk ist die Lego-Konstruktion eine echte Erleichterung.
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Sie sind knallbunt und leicht chaotisch zusammengepuzzelt, denn die verwendeten Plastikbausteine haben unterschiedliche Farben und Längen, die ganz obenauf sind allesamt angeschrägt. Die Zusammensetzung musste aber ganz genau berechnet werden, erklärt Katrin Schilling, Leiterin des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) in Ehrenfeld: „Das haben wir den Spezialisten vom Verein Junge Stadt überlassen, die haben das schon öfter gemacht.“
Nun verfügt das SPZ über zwei Rampen, die es Rollstuhl- und Rollator-Nutzern erleichtern, eine 17 Zentimeter hohe Stufe zu bewältigen – zwei Rampen aus Lego-Steinen.
Mehr Barrierefreiheit durch neue Lego-Rampen
„Da kann man einen Elefanten draufstellen, das haben uns die Experten versichert“, sagt Schilling, um alle Zweifel an der Stabilität der Rampen zu zerstreuen. Sie machen den Zugang zu einem häufig genutzten Raum beinahe barrierefrei, der gleich hinter dem Haupteingang liegt. Dort geht es rechts ab in ein Zimmer, in dem Besprechungen und Team-Sitzungen stattfinden, auch Selbsthilfegruppen treffen sich dort.
Katrin Schilling hatte ein Mitglied der Jungen Stadt Köln in einem Arbeitskreis kennengelernt und von dem Problem erzählt. Der Verein hat seinen Sitz ebenfalls in Ehrenfeld und setzt sich mit Aktionen und Projekten für eine verbesserte Teilhabe junger Menschen am öffentlichen Leben ein.
Vor allem für jene, die in puncto Partizipation auf Hindernisse stoßen, die Stadt soll „ein bisschen bunter, gerechter, inklusiver, grüner, herzlicher, barriere-armer und einfach lebenswerter“ werden, heißt es auf der Homepage der Jungen Stadt.
Individuelle Lego-Rampen
Mit Lego-Rampen kennt man sich dort inzwischen aus, fast 30 hat der Verein inzwischen geplant, stets individuell angepasst an die jeweilige Situation. Per Aufruf bittet die Junge Stadt auch um die notwendigen Lego-Spenden, zusammenbasteln müssen die künftigen Nutzer die Rampen dann aber selbst.
„Die Steine müssen miteinander verklebt werden, das haben wir in den vergangenen Monaten zusammen mit unseren Besuchern gemacht“, erzählt SPZ-Mitarbeiterin Marie Gutschalk. „Dabei kam es auch zu interessanten Gesprächen über das Thema Barrierefreiheit in der Stadt.“
Komplett barrierefrei ist der Zugang zum Besprechungsraum allerdings nicht, denn Rollstühle müssen nun zwar nicht mehr die Stufe hinuntergetragen werden, aber ein Helfer sollte das Gefährt während der Abfahrt über die beiden Griffe an der Rückseite sichern. Denn sonst wäre die Rampe zu steil und gleich gegenüber der Stufe führt eine Treppe abwärts in den Keller, dort könnten unachtsame Rolli-Fahrer leicht landen.
Flexible Nutzung und Lagerung der Lego-Rampen
Auch der Rückweg ist fast nur zu bewältigen, wenn jemand den Rollstuhl die Rampe hochzieht. „Wir werden aber Fotos der einzelnen Schritte machen und eine genaue Anleitung neben der Stufe an die Wand hängen“, erklärt Gutschalk. Auch sollen die Rampen nicht an Ort und Stelle bleiben, wo sie häufig stören würden.
Die beiden Teile werden in einem Nebenraum aufbewahrt und nur bei Bedarf hervorgeholt. An der Stufe sind bereits die genauen Positionen mit „Lego-Rampe 1“ beziehungsweise „Lego-Rampe 2“ markiert. Dort müssen sie angelegt werden, der Boden ist rutschfest und praktischerweise stimmen die Spurbreiten von Rollstühlen und Rollatoren überein.
Eigentlich ist der Lego-Service der Jungen Stadt Köln kostenlos, doch das SPZ hat eine kleine Aufwandsentschädigung in Höhe von 100 Euro entrichtet. Während die Räume im erhöhten Hauptgeschoss nun – fast – barrierefrei erreichbar sind, bereiten Souterrain und Obergeschoss weiterhin Probleme: „Dafür bräuchten wir eigentlich einen Aufzug“, seufzt Katrin Schilling, „aber das wird deutlich teurer.“