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Gratisparken für Handwerker & Co.Stadt Köln richtet neue „Wirtschaftszone“ auf der Venloer Straße ein

Lesezeit 3 Minuten
Piktogramme und das Wort Wirtschaftszone wurde in Blau auf die Fläche einer Parktasche geschrieben.

Blaue Piktogramme und Zusatzschilder (r.) kennzeichnen die neue Wirtschaftszone.

Als Reaktion auf Parkplatzprobleme von Handwerkern, Lieferdiensten und Pflegediensten hat die Stadt eine „Wirtschaftszone“ eingerichtet, in der Werktags nur diese parken dürfen. Neun weitere Zonen sind geplant.

Wer mit dem Auto oder Transporter zum Kunden fährt, der hat in Köln häufig Probleme, einen Parkplatz zu finden. Ob Handwerker, Lieferdienst oder Pflegedienst in der ambulanten Versorgung – alle drei eint, dass ihnen oft nichts anderes übrig bleibt, als lange zu suchen oder ein Knöllchen zu riskieren. Viele halten in zweiter Reihe, behindern den Verkehr. Oder sie wollen bestimmte Veedel gar nicht mehr anfahren.

Die Stadt ist bereits dazu übergegangen, mehr Ladezonen einzurichten. Hier kann jeder kurz anhalten, um ein- oder auszuladen. Seit Montag gibt es noch eine weitere Möglichkeit für Handwerker, Lieferfahrer und Pflegepersonal. Im Rahmen eines Pilotprojekts hat die Stadt an der Venloer Straße 259 in Ehrenfeld eine so genannte „Wirtschaftszone“ eingerichtet. Dabei handelt es sich um drei ehemalige Parkplätze auf dem Seitenstreifen, die bislang Ladezone waren. Dort gilt nun werktags – von Montag 0 Uhr bis Samstag 23.59 Uhr – ein absolutes Halteverbot mit der Ausnahme „Handwerker, Liefer- und Pflegedienste frei“, wie ein Zusatzschild erläutert.

Mehrere Verkehrsschilder hängen übereinander, ein Parkverbotschild, eins, auf dem „auf dem Seitenstreifen“ steht, ein weiteres mit dem Wort werktags und eins, das auf die Wirtschaftszone hinweist.

Halteverbot mit Ausnahmen

Zudem hat die Stadt blaue Piktogramme auf den Boden sprühen lassen: einen Schraubenschlüssel für den Handwerker, eine Figur mit Sackkarre für den Lieferdienst und ein Haus mit Kreuz und einer nach oben geöffneten Hand für die Pflege.

Dieselben Piktogramme werden auch in Bonn verwendet, dort wurde im März die erste Wirtschaftszone eingerichtet. Nach der Venloer Straße sollen in Köln noch neun weitere solcher Zonen in den Bezirken Ehrenfeld, Innenstadt und Kalk entstehen. Dort können Handwerker sowie Liefer- und Pflegedienste kurze Zeit kostenlos parken – oder auch etwas länger, wenn es die Arbeiten erfordern. Man werde noch Sensoren einbauen, die messen, wie lange die Autos jeweils dort stehen, sagte Hendrik Colmer vom Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung. Die Nutzung werde evaluiert, das Projekt sei nicht befristet und könne ausgeweitet werden. Halteberechtigt sei, wer über eine Ausnahmegenehmigung (Handwerkerparkausweis) verfüge oder wessen Fahrzeug durch seine Beschriftung klar einem Handwerks-, Liefer- oder Pflegebetrieb zuzuordnen sei. Nur sonn- und feiertags darf jeder in der Zone parken – ebenfalls kostenlos.

Neun weitere Wirtschaftszonen in Köln geplant

Den Anstoß für das Projekt habe die Kölner Handwerkskammer gegeben, erklärte Verkehrsdezernent Ascan Egerer bei der Vorstellung des Konzepts. Man habe es gemeinsam mit der Stadt Bonn entwickelt. Damit präsentiere Köln „als eine der ersten Kommunen deutschlandweit“ ein neues Element, das den Firmen bei der Ausübung ihrer Tätigkeit helfen könne. „Die zehn Pilotstandorte sollen dabei der Anfang sein.“ Ihre Einrichtung koste rund 30.000 Euro. „Die Gestaltung der Mobilität der Zukunft muss die Arbeit der Unternehmen aus Handel, Handwerk und Pflege berücksichtigen, damit diese weiterhin effizient funktioniert“, sagte Egerer.


Verkehrsversuch Venloer Straße

2022 startete der Verkehrsversuch auf der Venloer Straße. Im Dezember richtete die Stadt dort Tempo 20 ein und schaltete die Ampeln ab. Die Vorfahrt wurde über „Rechts vor Links“ geregelt, die Fahrradschutzstreifen wurden mit gelben Kreuzen überklebt. Das sorgte vor allem in der Anfangsphase für Chaos.

Am 23. Oktober 2023 begann die zweite Phase des Versuchs: Zwischen Gürtel und Piusstraße wurde die Venloer zur Einbahnstraße in Fahrtrichtung Innenstadt. Das führte zu Schleichverkehr in den Seitenstraßen. Radfahrer forderten breitere Schutzstreifen, da in einer Einbahnstraße ja mehr Platz sei. Verkehrsdezernent Ascan Egerer sagte das auch zu, aber breitere Streifen gibt es bis heute nicht. Auch die Pflastersteine daneben (siehe Foto), samt Kante zum Asphalt mit Sturzgefahr sind noch da. Woran das liegt?

Zwei Gründe nennt Hendrik Colmer vom Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung. Erstens: Hätte man die Straße früher baulich verändert, hätte die Stadt Fördergelder zurückzahlen müssen, die beim U-Bahn-Bau geflossen sind. Jetzt sei es möglich. Zweitens: Über die Frage, ob die Schutzstreifen breiter werden sollen, diskutiere man noch im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung. Es gebe verschiedene Lösungsansätze. Auch mögliche Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern seien zu bedenken. (fu)