AboAbonnieren

Venloer StraßeSo sehr leiden die Händler unter dem Verkehrsversuch in Köln-Ehrenfeld

Lesezeit 3 Minuten
Die Lage auf der Venloer Straße ist für viele weiterhin unübersichtlich

Die Lage auf der Venloer Straße ist für viele weiterhin unübersichtlich

Über zwei Monate läuft nun schon der Verkehrsversuch auf der Venloer Straße. Deutlich treten nun die Folgen zutage - vor allem für die Händler. Die beklagen Umsatzeinbußen.

Lustig wehen die Fahnen bei frühlingshaften Temperaturen in einem lauen Wind. Karnevalsbeflaggung auf der Venloer Straße. Doch zum Lachen ist dort längst nicht mehr allen zumute. Zumindest nicht einigen Geschäftsleuten auf dem Abschnitt zwischen Innerer Kanalstraße und Ehrenfeldgürtel. Denn nun, nach über zwei Monaten Verkehrsversuch, sehen sie die Konsequenzen nicht mehr nur direkt vor ihren Ladenlokalen, nun spüren sie sie auch in der Kasse. Die Kunden bleiben aus. Das liegt wohl nicht zuletzt an der Parkplatzsituation in dem sogenannten „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“, wie eine Anfrage der Rundschau bei der Stadtverwaltung zeigt. Dabei dürfte sich die Situation auf dem Abschnitt in Kürze noch verschärfen. Die Stadt plant weitere Verkehrsmaßnahmen für die Venloer Straße.

„Die Kundenfrequenz hat massiv abgenommen“

Was sich da vor seinem Ladenlokal abspiele, sei brandgefährlich, sagt Sven Hiepler. Sein Telekom-Geschäft liegt direkt an dem Fußgängerüberweg, der traurige Berühmtheit erlangt hat. Autos stauen sich an der Verengung auf, Fußgänger scheuen das Queren, keiner weiß, wer wann zuerst vorankommen darf. Galt diesem Szenario in den ersten Wochen des Versuchs noch Hieplers Hauptaugenmerk, schaut er mittlerweile weit mehr auf seine Umsätze – und das mit Sorge: „Die Kundenfrequenz hat in den vergangenen zwei Monaten massiv nachgelassen“, sagt der Geschäftsmann. Und er ist wohl kein Einzelfall.

„Die Kunden trauen sich nicht mehr zu uns“

„Die Kunden trauen sich nicht mehr zu uns“, bestätigt der Eierverkäufer auf der anderen Straßenseite. Das habe nur zum Teil mit den Parkplätzen zu tun. Die gesamte Situation auf dem rund 800 Meter langem Abschnitt sei so unübersichtlich und wirr, das würden Fußgänger wie Autofahrer scheuen. „Die Verengungen sind das Schlimmste“, beschreibt der Händler die Situation. Wenn es so ist, gibt es schlechte Nachrichten für den Eierverkäufer. Denn just von den Verengungen will die Stadt weitere einführen, wie ein Sprecher auf Nachfrage bestätigt. Als „verkehrsdämpfende Maßnahme“.

Immer noch Chaos

Grund dafür dürfte sein, dass der Verkehr in dem „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“ auch nach zwei Monaten Verkehrsversuch alles andere als gedämpft ist. Er rollt kräftig weiter. Und nach Augenschein zumeist schneller als mit den vorgeschriebenen 20 Stundenkilometern. „Keiner hält sich hier an das Tempolimit“, bestätigt ein Anwohner. Da helfen auch die „Info-Fahnen“ wenig, die die Stadt als eine erste Nachbesserung an den Laternenmasten hat anbringen lassen. Nicht nur, dass diese Zusatzhinweise auf die 20 km/h nahezu auf „Flughöhe“ hängen. Seit Montag gehen sie auch in der Karnevalsbeflaggung unter – als wären sie Teil des rheinischen Frohsinns. Stimmen allerdings die Messwerte der Stadt – durchgeführt mit einem Seitenradar vom 24. bis zum 30. Januar – bräuchte es die Info-Fahnen gar nicht.

Viele Parkverstöße

„In Fahrtrichtung Ehrenfeldgürtel lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 20 km/h. In Fahrtrichtung Innere Kanalstraße lag die Durchschnittsgeschwindigkeit bei 19 km/h. Die gemittelte Verstoßquote betrug unauffällige 4,7 Prozent“, so das Ergebnis. Ausgewertet wurden auch weitere Verstöße im Versuchsbereich. Die Liste wird klar angeführt von Parkverstößen. Allein im Januar wurden über 300 Mal Bußgelder wegen widerrechtlichem Parkens in Ladezonen verhängt. Gefolgt vom „Missbrauch“ der Warnblinkanlage und Halten in den verschiedensten Halteverbotszonen entlang des Versuchsabschnitts.