Das diesjährige Straßenfest auf der Venloer Straße in Köln lockte mit strahlendem Sonnenschein und beliebten Musikgruppen wie „De Rotznas“ und „Alträucher“.
Viele Besucher und ausgelassene StimmungVenloer Straße wird für ein Wochenende zur Festmeile
Bevor er „Drink doch ene met“ anstimmt, möchte „De Rotznas“ unbedingt eine Warnung loswerden: „Vorsicht, dat lecker Kölsch macht dick“, sagt er noch. Ein gut gemeinter Rat an die Adresse seiner zahlreichen Zuhörer an den Tischen vor der Hauptbühne. Denn an den beiden Tagen des diesjährigen Straßenfests auf der Venloer Straße bleiben die Temperaturen tagsüber nur knapp unterhalb der 30-Grad-Marke, die Sonne scheint ohne Unterbrechung. Da kann man schon mal das eine oder andere Gläschen zu viel trinken.
Natürlich spielt auch die ausgelassene Stimmung eine Rolle, für die Musiker wie die „Rotznas“ verlässlich sorgen, auch die „Alträucher“, die „Kölschen Unikaate“, Detlef Lauenstein, „Soul Delicious“ oder Gino Dal Nero treten hier auf.
Hauptbühne auf der Venloer Straße aufgebaut
„Ich bin echt überrascht, wie viel hier schon los ist“, sagt Moderator und Sänger Tommy Walter am Samstagnachmittag. „Dabei spielt heute doch der FC.“ Dass die Hauptbühne seit dem vergangenen Jahr auf der Venloer Straße aufgebaut wird, nicht mehr auf dem Barthonia-Gelände, tut, so der Eindruck, der guten Laune durchaus keinen Abbruch: Je enger die Menschen zusammenstehen – beziehungsweise sitzen –, desto geselliger geht’s zu.
Kleinere Probleme mit der guten Laune hat allerdings ein ganz in schwarz gekleidetes Paar, das ein wenig verloren am südlichen Ende der Festmeile, an der Fritz-Geuer-Straße, herumsteht. „Wir kommen von außerhalb und waren vor ein paar Jahren mal auf dem Straßenfest. Das war toll, an dieser Stelle gab's ein Festival mit richtig guter Musik für lau, super Atmosphäre“, erzählt Petra. Diesmal jedoch tote Hose: Das „Qlosterstüffche“, das zum Straßenfest stets eine ganz besondere Note beisteuerte und eine Bühne für Punk-, Metal-, Ska- und Indie-Bands aufbaute, musste im Frühjahr schließen und wird schmerzlich vermisst. „Aber wo wir schon mal hier sind, sehen wir uns natürlich mal auf dem Fest um“, sagt Andy noch.
Venloer Straße wurde zur Flaniermeile
Zu sehen gibt’s einiges, die IG Ehrenfelder Geschäftsleute als Veranstalter und die Organisatoren von der Werbepraxis von der Gathen hatten wie immer aus dem Vollen geschöpft und Kinder- und Kettenkarussells sowie ein Bungee für Kinder herbeigeschafft.
Ladeninhaber von der Venloer Straße und Händler von auswärts boten Bücher, Hüte, Kleidung und Taschen aller Art an. An den Imbissständen werden von Softeis bis zu Cocktails und Longdrinks, von den Rievkooche bis zu zum Fladenbrot aus Eritrea Köstlichkeiten aus aller Herren Länder verkauft. Man kann sich aber auch ein Airbrush-Tattoo aufmalen lassen oder im Zelt des Wahrsagers einen Blick in die persönliche Zukunft werfen.
„Rauchen Sie?“, ruft ein junger Mann vom Stand mit den E-Zigaretten zwei älteren Damen zu. „Glücklicherweise nicht“, antwortet eine der beiden. „Perfekt, dabei bleiben“, entgegnet der junge Mann fröhlich lachend.
„Ehren-Gin“ bei Straßenfesten in Ehrenfeld dabei
Ein paar Meter weiter lockt schon die nächste Versuchung, und zwar in Gestalt einer Flasche „Ehren Gin“, komplett mit dem Helios-Turm auf dem Etikett und 47,1 Prozent Alkohol. „Unser Gin hat ganz exakt 47,11 Prozent, aber die zweite Stelle hinter dem Komma darf auf Flaschen leider nicht aufgeführt werden“, erklärt Patrick Schäfer vor dem Hintergrund des großen gelb-blauen Schilds auf dem ehemaligen Firmensitz des Eau de Cologne-Produzenten direkt an der Venloer Straße.
Kreiert hat Schäfer, früher einmal Messebau-Unternehmer und seit 20 Jahren Ehrenfelder, den Schnaps bereits während der Corona-Jahre: „Aber Gin ist ein Renner, jetzt schon seit zehn Jahren.“ Sein Betrieb hat eine Ehrenfelder Adresse, Ehrensache, dass er bei den Straßenfesten mitmacht. „Beim Weihnachtsmarkt auf dem Lenauplatz sind wir auch dabei, mit Glüh-Gin“, verspricht er.
Etwas weiter, kurz bevor die Festmeile am Ehrenfeldgürtel endet, unterhält Marc Weeling, der singende Trompeter, das Publikum auf der zweiten Bühne vor dem „Hoppla“-Laden gerade mit „Ich war noch niemals in New York“. Aber will man da unbedingt hin, an so einem Tag in Ehrenfeld?