In dem neuen Stück des Urania-Theaters trifft Gesang auf ausgeklügelte Akrobatik. Viele prominente Gäste zeigten sich davon begeistert.
Mit Weltstar Kris KremoPremiere von „Maskenball – Oper meets Varieté“ verzaubert das Publikum in Köln

Feine Gewänder, erstaunliche Kunststücke: Das neue Stück im Urania-Theater bringt den Zauber Venedigs nach Köln.
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In Ehrenfeld ist Maskenball. Prächtig gewandete Menschen, die Augen hinter feinen Masken, mischen sich unter die Premieren-Gäste, die am Freitag im Urania Theater Bettina Montazems neue Inszenierung erleben wollen. Die Theaterchefin hat den prunkvollen Karneval aus Venedig nach Köln geholt und unter dem Motto „Oper meets Variete“ ein einzigartiges Ambiente geschaffen. „Es ist ein Fest für die Augen, es ist ein Fest für die Sinne, die Ohren. Wir sehen in diesem Theater ganz viele begabte junge Menschen, die einem einen wunderbaren Abend bereiten“, sagt Schauspielerin Sabine Postel.
Mit „Maskenball – Oper meets Varieté“ ist Montazems, der Chefin des kleinen Privattheaters, und ihren Töchtern Lea-Johanna Montazem und Rosa Halina Dahm ein Meisterwerk gelungen. Denn „meet“ (zu Deutsch treffen) heißt hier, dass Sänger und Akrobaten gemeinsame Sache machen. Die Artisten fügen sich nahtlos ein in die Opernwelt, bewegen sich im Rhythmus der Musik, egal ob im Luftring, beim Jonglieren, dem Spiel mit Seifenblasen. Manchmal singen sie sogar. „Tolle Gemeinschaftsleistung“, so Postel. „Das habe ich in dieser Form noch nie gesehen.“
Urania-Theater: Tochter der Besitzerin begeistert auf der Bühne
Als Luna füllt Leas klare Sopran-Stimme den Saal – nur begleitet von James Williams, musikalischer Leiter des Urania, am Klavier. Gleichzeitig beweist hinter und neben ihr der Kontersionist David Meraz seine hohe Kunst als Schlangenmensch. Die Sopranistin lässt sich durch nichts irritieren: Nicht, wenn ein Raunen durchs Publikum geht oder durch Szenen-Applaus für den jungen Mexikaner. Und der bewegt und knotet sich exakt im Einklang mit der Musik. Wie geht so was? „Wir haben intensiv und sehr präzise geprobt“, sagt Bettina Montazem, „und konnten zeigen, was wir wollten.“
Auch Tochter Rosa-Halina Dahm zeigt an diesem Abend ihr großes schauspielerisches Können. Als Dame von vorn und von hinten in der Schnabel-Maske des Pest-Doktors spielt sie quasi zwei Rollen, das Leben und den Tod. Schauspieler Thomas Hackenberg outet sich als Fan von Lea, ist aber auch „sehr begeistert von Rosa – von der Clownerie, die in ganz anderem Gewand daherkommt“.
Für den Bereich Oper hat die Urania-Chefin an der Seite von Tochter Lea die Mezzo-Sopranistin Paula Meyer verpflichtet. James Williams ist nicht nur der Mann am Klavier. Auch als Tenor ist er Teil des Opern-Quintetts, das von Tenor Ramon Mundin und dem Bariton Claus Renzelmann, einem Studienkollegen von Lea aus Wuppertal, komplettiert wird. Gerade für diesen Part erhielt Urania-Chefin Montazem viele Bewerbungen auch international bekannter Sänger. „Aber wir sind von Winkelmanns besonderer Stimme und seinem besonderen Talent so überzeugt, das ist jetzt ein glücklicher Zufall.“
Theater in Köln: Weltstar Kris Kremo verzaubert das Urania
Weltstar Kris Kremo führt die fünf Artisten als venezianischer König auf die Bühne. Er jongliert mit seinem Sohn wie er als Kind einst mit seinem Vater. Bälle und Hüte können im Takt fliegen. Sogar Seifenblasen von Oleksij Sherbluik tanzen, vibrieren und platzen auf den Punkt. Auch an den Strapaten, an der Decke befestigten Bändern, beweist die erst 21-jährige Amelie Kamps aus Kevelaer, Gewinnerin des Preises der deutschen Variete-Theater beim European Youth Circus, dass sie nicht nur als Luftakrobatin Spitze ist, sondern auch eins ist mit der Musik.
Aber der Maskenball wird erst komplett durch die venezianischen Roben für Sänger und Artisten, kreiert von Andre Lucas, der dafür viel Applaus erhält. „Die Kostüme sind sowas von atemberaubend, dass man aus dem Staunen nicht mehr herauskommt“ urteilt Sabine Postel. Viel Applaus auch für den ersten Auftritt des Urania-Chores aus Mitgliedern des neuen Fördervereins. „Respekt. Richtig gut,“ lobt Moderatorin Birgit Lechtermann. Hackenberg weiß nicht, ob er einen Favoriten hat. „Für mich ist das alles so stimmig.“ Während die Zuschauer mit stehenden Ovationen die Künstler gar nicht gehen lassen wollen, freut sich Bettina Montazem nach der gelungenen Premiere „wahnsinnig. Hab auch selber nicht gedacht, dass es so tief berühren kann. Dafür bin ich sehr dankbar.“
Der Maskenball in Ehrenfeld wird noch bis zum 26. Oktober gespielt. Tickets kosten 33 Euro.