Quarantäne in der JVACorona trifft den Kölner „Klingelpütz“ mit großer Wucht

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Gänge in der JVA Ossendorf

Die Gänge in Bereichen der JVA Ossendorf bleiben derzeit wegen der Quarantäne-Pflicht manchmal verwaist. 

Köln – Der „Klingelpütz“ in Ossendorf ist bisher weitgehend unbeschadet durch die Corona-Pandemie gekommen – doch nun trifft das Virus die Justizvollzugsanstalt in Ossendorf mit Wucht. „Es trifft uns gerade hart“, umschreibt es der stellvertretende Leiter der Anstalt, Andreas Krumsiek. Es müsse ein großer Aufwand geleistet werden, damit die Lage unter Kontrolle bleibt. Derzeit seien zwei Hafthäuser unter Quarantäne – betroffen seien 100 Gefangene.

Auch viele Mitarbeitende fallen derzeit aus

Unter den Bediensteten gebe es auch eine Vielzahl von Infizierten und Mitarbeitern, die in Quarantäne sind. Seit Pandemiebeginn sind laut JVA über 100 Mitarbeiter positiv getestet worden. Aktuell sind etwa 50 bis 60 Beschäftigte betroffen.

Für die betroffenen Inhaftierten bedeutet die Situation eine massive Einschränkung. Der normale Alltag im „Klingelpütz“ findet in der JVA für sie kaum noch statt. Die Gefangenen dürften in den Freistunden zwar in den Hof, aber das war es dann fast auch. An die frische Luft dürfen die Personen nur getrennt. Infizierte und gesunde Häftlinge werden laut Krumsiek strikt getrennt. Beispielsweise gibt es keine Gespräche mit Therapeuten, auch Sport, andere Freizeitprogramme oder Einkäufe können nur eingeschränkt durchgeführt werden. Laut JVA ist es weiter gewährleistet, dass die Gefangenen aus den betroffenen Hafthäusern zu Gerichtsverfahren gefahren werden – jedoch immer nur mit voriger Testung. Menschen mit positivem Ergebnis müssen in der Zelle bleiben.

Auch andere Haftanstalten in NRW mit massiven Problemen

Die Situation in der JVA sei derzeit für alle Beteiligten eine „hohe Belastung“. Derzeit könne die Anstalt noch von Gefangenentransportern angefahren werden. Dies sei bei anderen Anstalten in NRW zeitweise nicht so gewesen, um die Viren möglichst aus den Anstalten fernzuhalten. Erst vor wenigen Tagen wurde die JVA in Werl komplett für die Öffentlichkeit geschlossen. „Wir sind die größte Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen und Anlaufstelle für Gefangene aus der gesamten Bundesrepublik“, erklärt Krumsiek weiter. Es hätte enorme Folgen, wenn auch Ossendorf schließen müsste. Gerichtstermine könnten platzen oder Termine bei der Polizei oder Anwälten nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt stattfinden – geschweige denn Besuche von Verwandten in der Anstalt. „Bisher mussten wir den Notfallplan noch nicht aktivieren und können den Betrieb aufrechterhalten“, erklärt Krumsiek weiter. Erst wenn es noch deutlich mehr Infizierte in Ossendorf gibt, müsse man den Betrieb zusätzlich einschränken.

Corona-Regeln: Besuch nur einmal im Monat möglich

Die Einschränkungen für die Insassen waren in der Pandemie schon immer enorm. Seit Anfang 2021 dürfen Häftlinge nur einmal im Monat einen einzigen Gast empfangen. Dabei tragen sowohl sie als auch die Besucher, ob es nun engste Angehörige oder Freunde sind, einen Mund-Nasen-Schutz. Körperkontakt darf nicht stattfinden. „Vor der Pandemie gab es natürlich Händchenhalten, einen Kuss zur Begrüßung und Kinder durften auf dem Schoß sitzen“, beschrieb es damals die JVA-Chefin Angela Wotzlaw. Es werde sehr konsequent auf die Einhaltung von Abständen geachtet. Es dürfen nicht mehr so viele Personen in die dafür vorgesehenen Räumlichkeiten wie vor der Pandemie.

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Um eine Entlastung zu schaffen, wurden Skype-Plätze eingerichtet. Sobald es allerdings in Corona-Zeiten Personalengpässe gibt, fallen sie aus, erzählt eine Dolmetscherin: „Ich war für ein Skype-Gespräch bestellt und wurde wieder nach Hause geschickt, weil es zu wenig Personal gab.“

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