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Ein Wohnzimmer für die SüdstadtDas „Schmitze Lang“ feierte Neueröffnung

Lesezeit 3 Minuten

Zur Eröffnung kam Mitsingbarde Björn Heuser auf Einladung des Inhaber-Duos Jürgen Mertes und Ali Yünlü.

Köln – Neue Betreiber und „mal anders“ als Namenszusatz: Die legendäre kölsche Gastwirtschaft „Schmitze Lang“ in der Severinstraße soll wieder „das Wohnzimmer der Südstadt“ werden. Sagt das Inhaber-Duo Jürgen Mertes und Ali Yünlü. Stilecht kölsch wurde am Samstag die offizielle Eröffnung mit Björn Heusers Mitsingkonzert gefeiert.

Über dem Eingang grüßt in Gold das Porträt des Gründersohnes Heinrich Lang. In wenigen Wochen wird der Blick eintretender Gäste unter dem Treppenaufgang zu den Sälen als erstes auf ein weiteres Porträt des Vringsveedel-Originals fallen. Manch einer erinnert sich vielleicht noch persönlich an den Wirt.

Heinrich betrieb das Brauhaus nach dem Tod seines Vaters Josef Lang 1937 bis zur Übergabe an Gottfried Peitz 1975, der sich vor einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. „Friedel kommt ab und zu noch auf ein Bierchen vorbei und freut sich, was wir aus dem Schmitze Lang machen“, erzählt Jürgen Mertes, Mitinhaber und einer von drei Köbessen in der urigen Weetschaff.

Schmitze Lang war Treffpunkt kölscher Prominenz

Mit Peitz als Wirt hatte sich das Schmitze Lang zu einem Treffpunkt kölscher Prominenz entwickelt. Trude Herr, die schräg gegenüber in der Severinstraße ihr Theater im Vringsveedel betrieb, zählte zu den Stammgästen. Der kölschen Diva zu Ehren richteten die neuen Betreiber einen Trude-Herr-Tisch ein, mit Devotionalien wie der gerahmten Schallplatte „Ich will keine Schokolade“ von 1960. Der FC Fortuna und sein legendärer Präsidenten Jean „Schäng“ Löring hielten hier Weihnachtsfeiern ab, auf denen Marita Köllner sang.

Ebenso beliebt war das Brauhaus im Vringsveedel als Treffpunkt von Spielern und Fans des 1. FC Köln. Fotos von Wolfgang Overath, Hannes Löhr, Hans Schäfer und anderen bezeugen im Fußball-Teil des Saales, der einen eigenen Tresen hat, dass die Stars am runden Leder hier gerne einkehrten. Eine Wolfgang-Niedecken-Ecke soll dazukommen für den Kölschrock-Barden, der nur einige Meter weiter Richtung Chlodwigplatz im Lebensmittelgeschäft seiner Eltern aufwuchs.

Die Saaldecke oben zieren das alte Kölner Wappen, das ein zweiköpfiger Adler umschließt, der mit Heiligenschein, Zepter und Schwert ausgestattet ist zur Erinnerung, dass Köln im Mittelalter zum Römischen Reich gehörte.

Aus der Karte

Getränke

Mühlen- oder Gaffel-Kölsch vom Fass 0,2l 1,90 Euro; Gaffel „Wiess“ 0,3l 3 Euro; Gaffel alkoholfrei 0,33l 2,80 Euro; Sünner Malz 0,2l 1,90; Kabänes 2 cl 2,60 Euro; Cola 0,2l 2,70 Euro; Limos „Lömme Lömm“ 0,33l 3 Euro; Gaffel Fassbrause 0,3l 3 Euro; Wasser 0,25-0,75l 2,70-6,90 Euro

Speisen

Halve Hahn 4,50 Euro; Metthappen 4,50 Euro; Brauhaus-Bratwurst vom Metzger Stürmer 10,50 Euro; Brauhaus-Currywurst 11,50 Euro; Bockwurst „Dicke Pitter“; 12,50 Euro; Mini-Flönz „Heinzelmännchen“ 11,90 Euro

Großer Pfannenrösti „Pillekuchen“ 13,50 Euro.

Heimelig knarren die Dielen unter den Füßen, nostalgische Anmutung geben die Rohre, die noch kupferfarben gestrichen werden, der Kronleuchter und zahlreiche Ansichten der Südstadt, wie sie früher war. Der Saal bietet den Platz und das Ambiente für gesellschaftliche und private Feiern aller Art. „Und beim Rosenmontagszug hat man hier die Poleposition“, weist Jürgen Mertes auf die drei Fenster zur Straße hin.

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Auffälligste Neuerung ist die Fassade. Ali Yünlü, der Künstler ist, hat ein Ziegelsteinmauerwerk auf den bisher hellen Glattputz gemalt, wobei er die Ränder der Flächen, die Belüftungslamellen und einen Versorgungskasten sowie den Namensschriftzug weiß aussparte. Die Ornamentik der vier Fassadenpfeiler tritt wie das Porträt von Heinrich Lang über der Eingangstür golden schimmernd plastisch hervor.

Doch nicht allen Nachbarn gefällt die Wiederauferstehung des Kultlokals, erzählt Jürgen Mertes. „Ich will sonntags keine Karnevalsmusik hören“, beschwerte sich eine Anwohnerin bei ihm. „Mer sin ene kölsche Brauhaus“, antwortete er. Ali Yünlü zeigt eine schriftliche Bescheinigung des Ordnungsamtes, dass bei Überprüfungen seit der Betriebsaufnahme Anfang Juli kein Verstoß gegen die Konzession festgestellt wurde. Ein Wermutstropfen, der sich aber in der Freude über den Neustart der Traditionswirtschaft immer wieder verflüchtigt.