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Eine haarige AngelegenheitMane Biotech entwickelt ein Gerät gegen Haarausfall

Lesezeit 3 Minuten
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Experte für Stammzellen der Haut: Carlos Chacón Martínez arbeitet gemeinsam mit einem Elektrotechniker an einer Stammzell-basierten Therapie gegen Haarausfall.

  1. Haarausfall ist ein Problem für viele Menschen.
  2. Carlos Chacón Martínez arbeitet in einem Kölner Büro mit einem Kollegen nun nach einer möglichen Lösung. Dafür werden auch noch Testpersonen gesucht.
  3. Wir haben ihn nun am Mediapark besucht...

Köln – Ein Zaubermittel soll es nicht sein. Und Geduld ist auch vonnöten. „Wer seit zehn Jahren Haarausfall hat, braucht auch zehn Jahre, bis das Haar wieder da ist“, erklärt Dr. Carlos Chacón Martínez. Shampoos, Cremes, Tinkturen, Transplantationen oder Ernährungstipps hat er nicht parat. Seine Methode funktioniert ganz anders. Etwas vereinfacht erklärt: Durch Reize werden die Stammzellen, die in der Kopfhaut schlummern, dazu gebracht, ihre Faulheit zu überwinden und wieder Haare sprießen zu lassen. „Selbst wenn jemand absolut kahl ist, kann man die Stammzellen wieder aktivieren“, ist Carlos Chacón Martínez (39) überzeugt. „Wir versprechen keine Wunder. Es ist ein natürlicher Weg.“

Helfen soll dabei eine Art Hut. Es gibt einen Prototypen, der bereits erprobt wird. Wie er genau funktioniert, will Carlos Chacón Martínez noch nicht verraten, aber „es ist keine Laserkappe und kein Kopfmassage-Gerät. Unser Produkt ist innovativ“, betont er. Das Gerät könne unauffällig unter einer anderen Kopfbedeckung getragen werden, der Aufwand wird aber wohl überschaubar bleiben: Eine Anwendungszeit von einer halben Stunde reiche aus.

Büro am Mediapark

Carlos Chacón Martínez wurde in Kolumbien geboren, er hat in Belgien studiert,  an der Universität Dresden und am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns zu regenerativer Medizin und Stammzellen geforscht. Kürzlich hat er gemeinsam mit dem englischen Elektrotechnik-Ingenieur Dr. Samuel Jellard (25) das Unternehmen Mane Biotech gegründet, um die Idee mit dem Haarwuchsgerät voranzubringen. Gefunden haben sich die beiden in Berlin, bei einem Treffen von jungen Wissenschaftlern. Sie nutzen ein Büro im Kölner Startplatz am Mediapark, wenn sie nicht gerade in der Welt unterwegs sind: USA, Asien, Europa, immer auf der Suche nach weiteren Fördergeldern und Investoren.

Viele Fähigkeiten der sogenannten adulten Stammzellen haben Forscher erst in den letzten Jahren erkannt. Diese Stammzellen liefern den Nachschub für Umbau- und Reparaturvorgänge in den Organen, erklärt die Max-Planck-Gesellschaft. Auch bei der Erneuerung von Haut und Haaren spielen sie eine wichtige Rolle. Sie sind außerdem zum Beispiel im Knochenmark, im Blut oder in der Leber zu finden. Schon vor zehn Jahren wurden sie von der Forschungsorganisation als „die großen Hoffnungsträger auf dem Gebiet der regenerativen Medizin“ bezeichnet.

Die beiden Gründer von Mane Biotech suchen nun Testpersonen. Geheimratsecken, kreisrunder Haarausfall, kahle Stellen: Das Haarwuchsgerät sei vor allem für Männer geeignet. Es könne auch vorbeugend benutzt werden. Frauen hätten nicht so häufig eine genetische Veranlagung  für Haarausfall, sagt Carlos Chacón Martínez. Erste Versuchsreihen wurden mit Bekannten in Großbritannien gestartet. Und einen Selbstversuch gab es auch – am rasierten Bein, weil die beiden Inhaber auf dem Kopf (noch) volles Haar haben. Die Ergebnisse seien vielversprechend gewesen, obwohl Haare an den Beinen generell nicht so schnell nachwachsen wie am Kopf, erklären die Wissenschaftler.

Künstliche Intelligenz soll die Behandlung steuern

Ein marktreifes Gerät soll in etwa drei Jahren zur Verfügung stehen. Derzeit wird der Prototyp überarbeitet und gleichzeitig eine Software mit künstlicher Intelligenz entwickelt, die die Funktionen steuert.  Der Benutzer bekommt per Handy-App einen Überblick über die Behandlung. Das Haarwuchsgerät soll nach gegenwärtigem Plan kein teures Arzneimittel werden, sondern zum Beispiel in Drogerien erhältlich sein.

Nebenwirkungen sind nicht vorgesehen. „Man hat nur den eigenen Körper mit seinen Fähigkeiten und benutzt diese“, erklärt Carlos Chacón Martínez. Nach dem Gerät gegen Haarausfall will  Mane Biotech „angrenzende Märkte und Gesundheitsprobleme wie die Hautregeneration bei der Wundheilung erforschen“. Das Potenzial der stammzellgetriebenen Regeneration werde bisher noch gar nicht ausgeschöpft, heißt es.

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Carlos Chacón Martínez ist der Zellen- und Haarwuchs-Spezialist im Team. Aber auch Samuel Jellard hat sich schon Ungewöhnlichem gewidmet: Bei einem Forschungsaufenthalt in Singapur hat er eine Anlage entwickelt, die Energie aus herabfallenden Regentropfen gewinnen kann.