„Endlich wieder Bass im Bauch“Das sagt der Bootshaus-Betreiber zur Wahl zum Top-Club

„Bootshaus“-Betreiber Tom Thomas
Copyright: Dominic Röltgen
- Tom Thomas betreibt seit Jahren in Köln unter anderem das Bootshaus, das erneut zum beliebtesten Club in Deutschland gewählt wurde.
- Mit Dominic Röltgen sprach er darüber, was diese Wahl bedeutet und wann und wie in Deutz wieder gefeiert werden kann.
Herzlichen Glückwunsch! Bei der Wahl der Top 100 der beliebtesten Clubs, zu dem jedes Jahr das DJ Magazin aufruft, hat es das Bootshaus wieder an die Spitze der hiesigen Clubs geschafft – international ist man auf den fünften Platz geklettert. Was bedeutet Ihnen so eine Wahl gerade jetzt nach so schwierigen anderthalb Jahren?
Für uns und das Team ist das eine Bestätigung, dass unsere Arbeit wertgeschätzt wird, und natürlich ist das auch eine Ehre. Andererseits war es vor allem im vergangenen Jahr, als wir den sechsten Platz belegen konnten, auch sehr traurig. Die Platzierung konnte unsere Trauer, nicht aufmachen zu können, nicht wirklich überwiegen.
Denkt man an Elektro-Clubs in Deutschland, kommt einen als erstes das Berghain oder generell die Berliner Clublandschaft in den Sinn. Ist es eine besondere Genugtuung, vor diesen Namen zu stehen? Gibt es ein Konkurrenzdenken zwischen Köln und Berlin?
Nein, überhaupt nicht. Ich finde, man kann das Berghain nicht mit dem Bootshaus vergleichen. Das ist wie der berühmte Vergleich von Äpfeln und Birnen. Das Berghain ist in dem, was es macht und was es auszeichnet, sehr gut, wenn nicht sogar überragend. Nur weil wir jetzt den Geschmack der Leser des DJ Mags und der Künstler besonders treffen, heißt das ja auch nicht, dass wir jeden Geschmack treffen. Wir haben bei den Top-Künstlern aus unserem Bereich mittlerweile ein sehr hohes Ansehen, weil sie den Vibe, der hier herrscht, spüren. Bei uns kommen die Gäste häufig wegen der Top-Acts und der Energie. Im Berghain dagegen spielen zwar auch große Namen, wegen der einige Leute kommen. Aber es geht noch mehr um den verruchten Ruf des Clubs und darum, dass man dort tagelang durchfeiern kann. Zudem sind wir musikalisch breiter aufgestellt.
Was haben Sie und Ihr Team die vergangenen anderthalb Jahre gemacht?
Wir haben zum Beispiel den Club in die virtuelle Realität gebracht. Die VR-Geschichte wird derzeit übrigens auf den nächsten Stand gebracht. Das wird noch realistischer und wirklich krass. Leider kann ich noch nicht allzu viel verraten. Außerdem finden im Bootshaus derzeit Umbauarbeiten statt. Ansonsten haben wir leider sehr viele Nachrichten geschaut, Verordnungen gelesen und Hoffnungen gehabt, dass es weitergehen kann. Hoffnungen, die nach langer Zeit nun endlich erhört wurden.
Seit vergangenem Wochenende dürfen Clubs in NRW unter gewissen Umständen wieder öffnen. Wann ist es bei Ihnen soweit?
Ich bin einerseits natürlich sehr froh über die neuen Verordnungen und darüber, dass wir wieder öffnen können. Nichts wollen wir mehr – endlich wieder den Vibe und den Bass im Bauch spüren. Anderseits bin ich aber auch noch eher skeptisch, wie lange das halten wird. Die Inzidenz steigt ja jetzt bereits immer weiter. Wir haben uns gesagt, dass wir gut zwei Wochen brauchen werden, also Anfang September wieder öffnen werden. Ein Hygienekonzept muss ja geschrieben und abgenommen werden, es müssen Vorbereitungen getroffen, das Team wieder geschult werden. Das geht nicht innerhalb weniger Tage. Wenn wir dann im Herbst doch wieder schließen müssten, wäre das eine komplette Katastrophe. Das würde alle total demotivieren.
Wie finden Sie die Lösung mit PCR-Tests für alle, die nicht geimpft oder genesen sind?
Eher suboptimal, denn dieses 3G ist de facto viel mehr ein 2G – niemand wird 50, 60 Euro oder noch mehr für einen Test ausgeben, um dann eine Nacht feiern gehen zu können. Wie sollen wir das genau kalkulieren im Vorfeld, wer unserer potenziellen Besuchern so überhaupt kommen kann? Ich habe das Gefühl, dass man hier vonseiten der Politik die Clubbetreiber benutzt, um den Impfdruck zu erhöhen. Ich bin selbst zwar geimpft und empfehle das auch jedem. Aber ich will niemanden dazu zwingen, das sollte die freie Entscheidung eines jeden selbst bleiben. Ich halte es auch für einen Fehler, die kostenlosen Tests abzuschaffen. Übrigens: So lange es diese gibt, werden wir auch von den Gästen, die geimpft oder genesen sind, einen aktuellen negativen Test verlangen, denn auch die können andere infizieren.