Schwere ZeitenDarum schränken viele Bäckereien in Köln ihr Angebot ein

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Guido Boveleth

Der Obermeister der Bäckerinnung Köln-Rhein Erft, Guido Boveleth, im Verkaufsraum seiner Bäckerei.

Wie so viele andere sehen sich Bäckereien gerade mit massiven Problemen konfrontiert. Viele Betriebe reagieren mit Einschränkungen der Öffnungszeiten, um Preissteigerungen zu vermeiden.

Natürlich spielen die Energiepreise eine Rolle, sagt der Kölner „Butterbäcker“ Guido Höschler. „Aber die können wir momentan noch auffangen. Viel schlimmer ist, dass die Rohstoffe zum Spekulationsobjekt geworden sind.“ Kostete ein Kilo Butter vor zwei Jahren noch 2,80 Euro, ist man nun bei 8,20 Euro gelandet. Hochgerechnet sehr viel Geld für einen unverzichtbaren Bestandteil seiner Waren. „Dabei ist genug da. Wenn man aber in die Bilanzen der Großhändler schaut, sieht man eine deutliche Gewinnsteigerung bei gleichbleibenden Umsätzen im letzten Jahr. Und das, wo viele Kolleginnen und Kollegen immer mehr ins Minus rutschen. Dazu muss man nichts mehr sagen,“ sagt Höschler.

Bäckereien schränken Öffnungszeiten ein

Beim Getreide sehe es nicht viel anders aus. Er hat sich entschlossen, die Preisspirale zumindest vorläufig nicht mehr mitzumachen. „Lieber schränke ich die Öffnungszeiten und das Angebot etwas ein.“ An der Qualität werde er jedenfalls nicht sparen. Die Kunden wüssten das zu schätzen: „Irgendwann kann ich das ja nicht mehr weitergeben. Dann kommt niemand mehr, und es wird nur noch im Discounter gekauft.“ Ein klassisches Brötchen kostet beim „Butterbäcker“ momentan 42 Cent, und dabei soll es zumindest bis Ende Dezember auch bleiben.

Auch beim „Brotspezialisten“ in der Blumenthalstraße wurden die Öffnungszeiten mittlerweile reduziert. Kein Sonn- und Feiertagsverkauf mehr, montags bleibt die Türe ebenfalls geschlossen – Personalmangel wie bei vielen anderen. Die Veedelsbäckerei Adolph’s dagegen mit vier Verkaufsstellen hält an ihren Öffnungszeiten fest, das Team ist intakt. „Aber es belastet natürlich schon zu wissen, dass ein so großer Fachkräftemangel herrscht“, sagt Inhaber Johannes Adolph. Was ihn besonders ärgert: Die Bezahlung bei vielen kleineren Bäckereien ist oft über Durchschnitt, das Arbeitsklima gut und die Hierarchien flach – „und trotzdem öffnet eine Billigkette nach der anderen Filialen. Ich weiß gar nicht, wer da arbeitet und warum“, sagt Adolph.

Die meisten Kunden haben Verständnis

Die Energiekrise hat die Veedelsbäckerei gerade noch umschifft, kurz vor den Preisexplosionen noch einen Festvertrag bis 2024 abschließen können. „Was wir aber leider weitergeben müssen“, sagt Adolph, „sind die steigenden Rohstoffpreise“. Und trifft sich an dem Punkt Rohstoffpreise dann auch wieder mit Guido Höschler. Von ehemals 19 auf mittlerweile gut 25 Prozent der Betriebskosten sind die Preise gestiegen, auch wenn ihn als „kleinen“ Abnehmer der Druck der Großlieferanten noch weniger trifft – „wir haben da vielleicht auch noch andere Möglichkeiten“. 45 Cent kostet momentan das Brötchen, ganz ausschließen kann er weitere Preisanpassungen nicht. „Aber ich glaube, unsere Kunden wissen schon sehr genau, dass wir das nicht aus Gewinnsucht tun. Die meisten haben Verständnis“, sagt Adolph.

Der Obermeister der Bäckerinnung Köln/Rhein Erft, Guido Boveleth, kennt die Probleme der Mitgliedsbetriebe nur zu genau. Selbst Inhaber eines reinen Handwerksbetriebes, hat auch er mit all den genannten Problemen zu tun. „Es sind einfach zu viele Baustellen“, sagt er. Energiekosten, Rohstoffpreise, Personal – all das zehrt die letzten Reserven auf. Und die sind nach zwei Jahren Corona ohnehin schon massiv geschrumpft wenn nicht gar längst aufgebraucht. Er hofft nun, dass die Versprechen aus der Politik keine Lippenbekenntnisse bleiben und auch die kleineren und mittleren Betriebe bei der Energiepreisbremse berücksichtigt werden.

Was die Personalsituation angeht, „die ist nur mit Geld zu lösen“, so Boveleth. Allerdings fragt er sich, wo das herkommen soll: „Wir können als kleine Betriebe nun mal nicht Unsummen zahlen.“ Umso mehr setzt er auf seine eingeschworene Stammbelegschaft – und darauf, dass die Kunden auch weiterhin dem Handwerk die Treue halten.

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