Großereignis steht anSo geht es nach der Erlaubnis für Segnungsfeiern in Köln weiter

Lesezeit 4 Minuten
Die Segensfeier im vergangenen September am Dom fand große Resonanz.

Die Segensfeier im vergangenen September am Dom fand große Resonanz.

Der Papst hat die Segnung gleichgeschlechtlicher und wiederverheirateter Paare erlaubt. Doch wie gehen die Kölner Katholiken nun mit dieser Erlaubnis um?

Da kam etwas auf im Dezember, das nicht wenige katholische Christen im Erzbistum Köln wohl lange nicht mehr verspürt hatten: Aufbruchstimmung. Der Vatikan gab die Segnung gleichgeschlechtlicher und wiederverheirateter Paare frei. Unter einer Reihe von Auflagen zwar, dennoch werteten Katholiken, die sich nach Reformen in der katholischen Kirche sehnen, diesen Schritt als so etwas wie eine Zeitenwende. Und die, die in Köln im vergangenen September einen Segnungsgottesdienst im Schatten des Doms organisiert hatten, waren selbstbewusst genug, ihren Anteil daran zu reklamieren. Und jetzt? Wie geht es weiter mit diesen Segnungen? Beim Dreikönigsempfang des Katholikenausschusses Köln (KA) betonten dessen Vorsitzender Gregor Stiels und Stadtdechant Robert Kleine, die Regelung des Vatikans kann noch nicht das Ende der Entwicklung sein. Marianne Arndt, Mitorganisatorin der Kölner Segnungsfeier, kündigt auf Nachfrage der Rundschau für den kommenden Sommer erneut einen großen Segnungsgottesdienst im „großen Rahmen“ an.

„Es wird kein Boykott geduldet“

„Für mich entspricht die Entscheidung aus dem Vatikan meinem Wunsch nach einer offenen Kirche, die Menschen in unterschiedlichen Beziehungssituationen ernst nimmt, achtet und begleitet“, so Stadtdechant Robert Kleine beim Empfang des KA. Doch Kleine räumt ein, die Erlaubnis sei eng gefasst. Die Glaubenskongregation hatte den Rahmen für die Segnungen gesteckt. Die dürfen nicht im Gottesdienst und nur in gebührendem Abstand zum Altar durchgeführt werden. Der Segen habe nicht der Beziehung, sondern den einzelnen Menschen zu gelten. Dennoch ist Kleine fürs Erste zufrieden. Er zitiert aus dem Schreiben der Kongregation: „Umsicht und Aufmerksamkeit für den kirchlichen Kontext und die örtliche Kultur können verschiedene Wege der Anwendung erlauben, aber nicht eine totale oder endgültige Verweigerung dieses Weges.“ Für den Stadtdechanten hat Rom damit klar gestellt: „Die Erlaubnis gilt und es wird kein Boykott geduldet.“ Das betont er vor allem wegen der rigorosen Ablehnung der Segnungserlaubnis innerhalb der Weltkirche, wie sie aus Afrika, aber auch Ungarn oder Polen laut wurde. Anders als in den widerstrebenden Bistümern werte er die „offizielle Erlaubnis einer eng gefassten Segnung“ als einen guten und wichtigen Schritt. „Aber wirklich auch nur ein erster Schritt“, fordert Kleine eine weitere Entwicklung.

„Es ist noch ein weiter Weg“

Für den Vorsitzen des KA, Gregor Stiels, müssen bei den Segnungen gleichgeschlechtlicher und wiederverheirateter Paare allerdings noch viele Schritte folgen. „Auch wenn diese Entscheidung innerhalb der katholischen Kirche als weitreichend und revolutionär benannt wurde, zeigt die Bezeichnung der zu Segnenden als ,irreguläre Paare', wie weit der Weg ist, den es noch zu gehen gilt“, so Stiels. Nebst den „Gesprächen beim Synodalen Weg“ sei auch eine solche Wortwahl bezeichnend dafür, „wie weit sich die Kirche in Teilen von den Menschen entfernt hat“. Für ihn gebe es keine erkennbare Strategie, wie die Kirche auf Menschen zugehen wolle, die sich diskriminiert und ausgegrenzt fühlen.

Sgenungsgottesdienst im Sommer

An einer solchen Strategie arbeitet gerade Marianne Arndt, die mit einem vielköpfigen Organisationsteam die Segnungsfeier auf dem Bahnhofsvorplatz an der Nordseite des Kölner Doms realisiert hat. „Seit Weihnachten hat sich noch nicht viel bei den Segnungen gleichgeschlechtlicher und wiederverheirateter Paare getan. Wir müssen das noch mehr ins Leben hineinbringen“, sagt die Gemeindereferentin. Das solche Segnungen nicht im Gottesdienst stattfinden sollen, macht für sie keinen Sinn. „Wir müssen die Segnungen mitten in die Gemeinde tragen“, lautet ihre Forderung. Das dürfe nicht versteckt, im Vorbeigehen geschehen. Für sie sei die Erlaubnis aus Rom „nicht Fisch noch Fleisch“. Von der Segnungsfeier im vergangenen September habe sie die Rückmeldungen bekommen: „Das hat den Menschen gut getan.“ Für Arndt Grund genug, erneut in die Planung eines großen Segnungsgottesdienstes einzusteigen. Für den kommenden Sommer kündigt sie einen solchen gegenüber der Rundschau an. Er solle wieder außerhalb einer Kirche an einem markanten Ort stattfinden. Ein Sakralbau werde von den bisher ausgegrenzten Paaren immer noch zu sehr als Machtraum der katholischen Kirche empfunden.

Rundschau abonnieren