Sie sind eine bundesrepublikanische Institution und dennoch jung geblieben. Beides haben die Fantastischen 4 auf der Galopprennbahn in Weidenpesch unter Beweis gestellt.
Fanta 4 in Weidenpesch„Köln ist an erster Stelle“

Die Fanta 4 begeisterten ihr Publikum
Copyright: Meike Böschemeyer
Da sind sie wieder, als ob die Zeit stillgestanden hätte: Die Fantastischen Vier sind ein musikalisches Urgestein der Bundesrepublik, gegründet in den neunziger Jahren, als die Welt noch einfacher und unbeschwerter erschien. Am Freitag Abend waren „Fanta 4“ zu Gast auf der Galopprennbahn in Weidenpesch, und feierten mit ihren Fans ein unbeschwertes Fest, so als ob sich seit 1989 nichts verändert hätte. Thomas D, Smudo, Michi Beck und And.Y bilden seit 36 Jahren eine überaus erfolgreiche deutsche Rap-Gruppe, und repräsentieren das moderne Deutschland wie kaum eine andere Band. Sie sind kritisch, humorvoll, manchmal politisch, mal unbeschwert und gut gealtert – ebenso wie ihre Fans, die schon früh im Weidenpescher Park eintreffen.
Humor hält jung
Kurz vor 20 Uhr, nachdem Kollege DJ Thomilla den Fans mit fetten Beats eingeheizt hat, kommen die „Fantas“ auf die Bühne, und erscheinen jung wie eh und je, obwohl auch sie auf die 60 zugehen. Drei Videoscreens zeigen die Stars in jungem Licht, und auch ihr Humor lässt sie jünger erscheinen. Die Interaktion mit den Fans betreibt Smudo spaßeshalber auf Kölsch, und die Vier stellen ihre angeblich „urkölsche“ Band auch im rheinischen Singsang vor. Lange Zeit litten die Fantas unter dem Ruf, eine reine Spaß- und Partyband zu sein. Das sind sie tatsächlich nicht – viele Songs sind kritisch und mit Tiefgang. Nach dem Party-Opener „Weekendfeeling“ und dem selbstbewussten „Heute“ bezeichnen sie sich in „44 tausend“ als die „Guten Boomer“ – eine Bezeichnung für die Ü50 Generation, die oft als konservativ-nörgelnd geschmäht wird.

Perfekte Show auf der Galopprennbahn.
Copyright: Meike Böschemeyer
„Heute lässt du los wie 1991, wie vor dreißig Jahren, als der Scheiß begann“ – selbstironisch feiern sich die Stuttgarter selbst und geben ihren Fans das Gefühl, nicht alt zu sein, sondern die Mitte der Gesellschaft. Nörgelnde Boomer sind die Fantas tatsächlich nicht, sondern kritische Geister: Sie fordern die Fans auf ihr Pfand „gegen Nazis“ zu spenden, um die erfolgreiche Initiative „Omas gegen Rechts“ zu unterstützen. Dazu rappen sie über Konsumterror („So ziemlich alles ist konstruiert, nicht um zu funktionieren, nein, um zu konsumieren“), ihr Selbstbild („Warum bin ich genau das was ich versuche, nicht zu sein?“) sowie über Ungerechtigkeit („Hat da wirklich wer gesagt, das Boot ist voll, Und im Mittelmeer ist wieder wer von Bord gefallen“) und Mangel an sozialer Verantwortung („Einer ist doch immer schuld, solange du es nicht bist, gestern niemand, morgen tot, und dazwischen Populist“).
Ein generationsübergreifendes Feat
Während die verschiedensten Generationen im Weidenpescher Park abfeiern, lassen die Fantas im Laufe des Konzerts immer mehr alte Hits folgen: „Populär“, „Der Picknicker“ oder „Die Da?!“. Ohne ihre Hits aus den Neunzigern wären viele der 10.000 Fans in Köln nicht vor Ort. Bei „MfG“ hüpfen schließlich alle mit, worauf die Fantas dem Publikum Komplimente machen: „Köln war und ist auf unseren Touren stets der Begleiter an erster Stelle, in Köln gibt es immer ein Expertenpublikum“, säuselt Smudo ins Mikrofon. Rund zwei Stunden feiern die Fantas mit ihren Fans, und nicht nur die Party bleibt im Kopf, sondern auch so manche kritische Zeile: „Auch wenn die einen immer meinen, diese Welt ist im Arsch und sich andere so verhalten, als gefällt ihnen das. Es gibt ein Leben danach, wie beweisen wir das!“ Letztendlich sind die Fantastischen Vier Optimisten, und passen damit gut nach Köln.

Volles Haus auf der Galopprennbahn.
Copyright: Meike Böschemeyer
„Wir freuen uns sehr über den erfolgreichen Konzert-Auftakt mit den Fantas und über durchweg positives Feedback der vielen strahlenden Gesichter“, betont Philipp Hein, Geschäftsführer des Rennvereins. Am Ende kommen die Vier noch einmal für vier weitere Songs auf die Bühne – Weidenpesch will die Fantas nicht gehen lassen. Erst mit „Zusammen“ endet das Konzert, die Fan-Generationen bilden eine Einheit und man hofft, dass eine solche Harmonie auch irgendwann überregional und jenseits aller sozialen und politischen Schranken erreicht werden kann. Johannes Spätling