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Die Geburt von Nordrhein-WestfalenFotoarchiv Dr. Paul Wolff und Alfred Tritschler wird digital verfügbar gemacht

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NEin Schutzmann steht auf einer großen Kreuzung.

Einsam wacht der Schutzmann auf der Verkehrsinsel an der Hahnentorburg.

Schon bevor die Briten 1946 das Land Nordrhein-Westfalen gründeten, hatten Wolff und Tritschler den wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Großraum in den Blick genommen.

„Wer hat was von den eingegebenen Fotos?“, musste sich die Vizepräsidentin der NRW-Stiftung, die frühere Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner, fragen lassen, als die Irene-und-Sigurd-Greven-Stiftung Geld für das Projekt „Die Geburt von Nordrhein-Westfalen“ beantragte.

Das Vorhaben: Rund 45.000 historische Bilder aus dem Fotoarchiv Dr. Paul Wolff und Alfred Tritschler sollen für das künftige Onlineportal „Greven Archiv Digital“ professionell eingescannt und kostenfrei zugänglich gemacht werden. Der Antrag hatte Erfolg, Schock-Werner überbrachte eine Förderurkunde über 125.000 Euro am Stiftungssitz im Greven-Verlagshaus. Weitere 100.000 Euro gab die Stiftung Haus der Geschichte Nordrhein-Westfalen, die den Betrag unter der Bedingung locker machte, die digitalisierten historischen Fotos kostenfrei für ihre Publikationen nutzen zu dürfen.

Sie waren technisch, fotoästhetisch und kaufmännisch Pioniere ihrer Zeit
Damian van Melis, Greven-Geschäftsführer

„Fotografie ist ein Fundus des kollektiven Gedächtnisses“, hatte Prof. Klaus Honnef argumentiert, der mit der Begutachtung des Förderantrags beauftragt war. Das überzeugte, nicht zuletzt aufgrund von Erfahrungen mit Verlusten historischer Sammlungen durch Gebäudeschäden und Naturkatastrophen. Oder weil der Zahn der Zeit unaufhaltsam an analogen Fototrägern wie Barytpapier und Glasdias nagt. Rund eine halbe Million Originalnegative von Aufnahmen aus der Zeit von 1927 bis 1970 verwahrt Thomas Sommer in seinem Privathaus in Offenburg. Er ist der Sohn des Tritschler-Neffen Robert, der 1963 das Bildarchiv der bereits im Jahr 1928 gegründeten und schnell international erfolgreichen Fotoagentur von Wolff und Tritschler übernahm.

Mehrere Nonnen gehen an einer Straße, im Vordergrund sitzen zwei Frauen.

Straßenbild mit Nonnen in den 50er Jahren.

„Sie waren technisch, fotoästhetisch und kaufmännisch Pioniere ihrer Zeit“, würdigte Greven-Geschäftsführer Damian van Melis die Innovationsleistung der beiden Unternehmer. Das Duo nutzte die Erfindung der Leica-Kleinbildkamera, um erstmals nah an Lebenswelten heranzugehen und sie im Bild festzuhalten. Schon bevor die Briten 1946 das Land Nordrhein-Westfalen gründeten, hatten Wolff und Tritschler den wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Großraum in den Blick genommen, „die Geburt“ also längst durch die Linsen ihrer Kameras vorausgesehen.

Damian van Melis und Barbara Schock-Werner halten eine Urkunde in die Kamera.

Damian van Melis und Barbara Schock-Werner

Am kommenden Mittwochvormittag, 3. Mai, wird Scan-Experte Lars Scharrenbroich bis zu 150 Fotos aus dem alten Köln online stellen. Erstaunliche und aufschlussreiche Einsichten in die Geschichte Nordrhein-Westfalens ermöglichen unter anderem eine Ansicht der Hohenzollernbrücke aus dem Jahr 1940 mit dem alten Messeturm im Hintergrund, ein in Farbe festgehaltener Blick über den Rhein auf die noch in Trümmern liegende Kirche Groß St. Martin oder das Foto einer Gruppe Nonnen im Straßenbild der 1950er-Jahre. Aus ungewöhnlicher Perspektive ist auch ein Schutzmann auf der Verkehrsinsel abgelichtet, die bis in die 1960er-Jahre direkt an der Hahnentorburg stand. Das Greven Archiv Digital ist interaktiv angelegt. Wer Wissenswertes zu den Bildern beitragen möchte, kann sich einfach anmelden und Kommentare hinterlassen.