Gaffel am Dom„Schweren Herzens“: Stange Kölsch kostet jetzt 2 Euro

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Ein Köbes mit Kölsch (Symbolbild)

Köln – Jetzt bitte kräftig schlucken, liebe Kölsch-Fans: Sie ist geknackt, die magische Marke von zwei Euro für die Stange. Sicherlich, in dem ein oder anderen Restaurant wurde die schon länger hinter sich gelassen. Irrelevant. Nun hat das erste Brauhaus im Schatten des Doms den Schritt gewagt. Finanziell ein kleiner Sprung, psychologisch betrachtet eine Gipfeltour. Das „Gaffel am Dom“ nimmt zwei Euro fürs Kölsch, also einen pro Schluck.

Preisanpassung erfolgt „schweren Herzens“

„Wir mussten schweren Herzens eine Preisanpassung an die veränderten Bedingungen vornehmen und haben den Preis fürs Kölsch um zehn Cent pro Stange angehoben“, sagt Erwin Ott, Geschäftsführer des „Gaffel am Dom“. Leicht fällt es ihm also nicht, aber: „Durch den Lockdown haben wir enorme Verluste gemacht, die nur teilweise durch staatliche Gelder ausgeglichen wurden. Auch läuft das Geschäft bei Weitem nicht so wie vor Corona.“ Dazu die allgemeine Teuerungsrate.

Doch was, wenn der passionierte Kölsch-Trinker fortan lieber mal die Lippen zusammenkneift, als 20 Euro für einen gediegenen Abend an der Theke hinzulegen? Das „Gaffel am Dom“ hat schon erste Erfahrungen gesammelt: „Die Reaktion ist anders als bei früheren Preiserhöhungen. Erfreulicherweise haben die meisten Gästen absolutes Verständnis dafür. Das freut uns sehr.“

„Der Heumarkt ist München-Lage“

Wenn da so ist, werden die anderen wohl schnell folgen. Oder? „Für uns stellt sich die Frage der Preiserhöhung aktuell nicht, erst recht nicht unter Corona-Aspekten“, sagt Michael Rosenbaum, Geschäftsführer der Brauerei zur Malzmühle. Klar, in der Krise legt manch einer sein Geld lieber auf die hohe Kante – oder ist gar gezwungen, es von dort runter zu holen.

Rosenbaum sagt klar: „Selbstverständlich würde eine Preissteigerung auf zwei Euro einen psychologischen Effekt auslösen.“ Nicht umsonst endeten die meisten Preise auf 99 Cent. „Das ist im Marketing seit Jahrzehnten gut erforscht“, weiß der Geschäftsführer.

Darüber hinaus rechnet Rosenbaum noch einen Faktor in den Kölsch-Preis mit ein: Die Lage. Im Brauhaus am Heumarkt kostet die Stange Mühlen 1,90. Im Kölschen Boor am Eigelstein 1,80. Im Brauhaus Pütz 1,70. „Der Heumarkt ist München-Lage. Hier ist ja auch das Parken teurer als wo anders.“ Und wenn der Heumarkt München-Lage ist, dann ist das Gaffel-Brauhaus direkt am Fuße des Doms wohl Zürich-Lage.

Brauhaus-Heller-Chefin findet Preiserhöhung nachvollziehbar

Psychologischer Effekt? Wohl eher Sturm im Kölsch-Glas, so bewertet Anna Heller, Chefin des Brauhauses Hellers die Auswirkungen einer solchen Preiserhöhung. „So etwas ist dann mal Thema in den Medien und dann wieder schnell vergessen“, ist sie sich sicher.

Obwohl: „Ich habe diesen Schritt nicht gewagt.“ Was aber zwei Gründe habe. Das Brauhaus ist wegen der Corona-Krise seit fast einem Jahr geschlossen. Wegen der Corona-Auflagen, aber auch wegen Personalmangels konzentriert sich die Unternehmerin auf ihren Biergarten im Volksgarten. Im Brauhaus kostete das Kölsch zuletzt 1,80 Euro.

Der Sprung auf zwei Euro wäre also größer als für Gaffel. Auch sie rechnet die Lage mit ein: „Wir waren immer einen Tacken günstiger als die Altstadt“, sagt Anna Heller. Dass aber Gaffel den Schritt wagt, kann sie gut verstehen. CO2-Steuer, Maut, Rohstoffpreise – wo immer in ihrer Warenkette Mehrkosten anfallen, würden sie nach unten weitergegeben.

Viele Gastornomen werden ohne Erhöhungen nicht aus Krise rauskommen

Sicherlich, es werde dem ein oder anderen Altgedientem der Stoßseufzer entfahren: „Ich kann mich noch daran erinnern, als das Kölsch ’ne Mark kostete.“ Doch Till Riekenbrauk, Geschäftsführer des Brauhauses „Johann Schäfer“ sagt klar: „Kaum ein Gastronom wird ohne Preiserhöhungen aus dieser Krise raus kommen.“

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Vor Corona hätten viele wider die Vernunft ihre Preise so niedrig gehalten, dass sie gerade über die Runden kamen. „Jetzt sind wir schlauer“, sagt der Gastronom. Es brauche Rücklagen. Dennoch, eine Preiserhöhung habe ihren Preis: „Fragt man 100 Gäste, macht ihr das mit, springen 30 ab“, weiß Riekenbrauk aus eigener Erfahrung.

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