Gefährliche Baustelle in KölnSperrung am Ubierring drängt Fußgänger auf die Straße

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Gefährliche Abkürzung: Viele Passanten gehen an der Baustelle  entlang auf der Straße. 

Köln – Dieser Weg ist kein leichter – und das schon seit vielen Monaten. Seit fast eineinhalb Jahren ist das alte Rautenstrauch-Joest-Museum am Ubierring als Baustelle eingerüstet. Das denkmalgeschützte Gebäude wird zur Interimsschule umgebaut, die Arbeiten ziehen sich hin, mehrfach wurde das Ende vertagt. Der Gehweg ist auf einer Länge von rund 150 Metern gesperrt. Fußgänger müssen die Straßenseite wechseln. Theoretisch jedenfalls.

„An der oben genannten Baustelle tut sich seit Monaten fast gar nichts“, sagt Anwohnerin Annette Hillebrandt. „Dennoch bleibt die von der Stadt Köln für ihre eigene Baustelle eingerichtete, lebensgefährliche Verkehrsführung erhalten.“ Tatsächlich gehen täglich Bürger über die Straße Richtung Chlodwigplatz (siehe Infografik).

Die Umleitung ist umfassend: Wer der Baustelle ausweichen will, muss die Straße überqueren durch die Grünanlage gehen und weiter westlich die Straßenseite wieder wechseln. Da der Mensch bekanntlich bequem ist, wählen viele Passanten die Abkürzung über die Straße. Das führt zu gefährlichen Szenen, wenn Autofahrer (oder Busse) den Fußgängern bedrohlich nahe kommen. Mit der Öffnung der Biergärten kam es zuletzt zu einer Art Pilgerwanderung auf der Straße.

Arbeiten verzögern sich

Die Arbeiten an dem denkmalgeschützten Bau haben sich immer wieder verzögert. Die Oberstufe der Integrierten Gesamtschule Innenstadt (IGIS) hätte schon im Sommer einziehen sollen, dann im Herbst. Seit Dezember wird das alte Museum nun tatsächlich von 85 Schülern übergangsweise genutzt. Die Stadt investiert 17 Millionen Euro für die Sanierung. Wenige Meter entfernt, am Severinswall, entsteht ein Schulneubau, der 2022 fertig sein soll.

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Seit längerer Zeit sind nur vereinzelt Arbeiter an der Fassade tätig, die Anwohner verärgert das besonders. 

Die Stadt begründet die Verzögerung mit Lieferengpässen und mit dem Ausfall von Betrieben durch die Pandemie. Die Arbeiten an der Fassade dauern weiter an. Vor allem der überraschende Fund seltener Wandkunstwerke (Sgraffiti) sorgt für lange Verzögerungen. Das Gerüst hätte erst Ende des Jahres entfernt werden sollen, dann im März, nun ist der Zeitraum „zwischen den Sommer- und Herbstferien“ das Ziel. Was die Anwohner in der Südstadt besonders ärgert: Auf der Baustelle sind seit Monaten nur vereinzelt Arbeiter zu sehen. Es gibt keinen Lieferverkehr, keinen jedenfalls, der eine umfassende Gehwegsperrung nötig machen würde. „Im Namen der Anwohner fordern wir die Stadt dringend auf, hier Risiko und Nutzen einmal abzuwägen“, sagt Hillebrandt. „Es ist ein Wunder, dass bislang niemand zu Schaden gekommen ist.

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Die Baumaßnahme erinnert an die Gehweg-Sperrung an der Nord-Süd-Fahrt im Zuge des Neubaus des WDR-Filmhauses. Hier müssen Passanten über Jahre weite Umwege nehmen – und vermeiden das, in dem sie auch im Berufsverkehr todesmutig die Straßenseite wechseln.

Die Stadt teilt zu der Verzögerung an der Fassade mit: „Die Sanierung umfasst neben den Natursteinarbeiten auch die denkmalgerechte Herstellung von Einzelbauteilen, die konservatorisch abgestimmt werden müssen.“ All das brauche Zeit, viel mehr Zeit als angenommen. Weiterhin sei die Fertigstellung „von der Konzeption hinsichtlich der Restaurierung und Ausstellung der Sgrafitti abhängig“. Es seien aber nun nur noch die restlichen Fassadenarbeiten sowie die Herrichtung eines Mehrzweckraums abzuschließen. Dieser soll an der Straßenseite vier der sieben Wandkunstwerke in der Fassade aufnehmen. Für die Herrichtung der Sgraffiti in restaurierter Form sei ein Ausstellungskonzept erarbeitet worden. Weitere drei Wandbilder sollen im Haupttreppenhaus der Schule zu sehen sein.

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Und die Sperrung unten auf der Straße? Ziel sei es, bereits „früher Teile des Gerüstes zurückzubauen“, verspricht die Stadt. Aber erst, wenn Abschnitte fertig gestellt sind.

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