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Umbenennung der FlächenKöln schafft die Spielplätze ab

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Die neuen Schilder für "Spiel- und Aktionsflächen"

Die Stadtverwaltung will „unzeitgemäße“ Bezeichnungen mit viel Aufwand überwinden. Was steckt hinter der „kommunalen Strategie“?

In unserer Stadt gibt es bald keine Spielplätze mehr. So hat es die Stadtverwaltung in ihrer Weisheit beschlossen und der Politik für die jüngste Sitzung des Jugendhilfeausschusses mitgeteilt. Mehr als 700 Flächen müssen umbenannt werden, weil der Begriff des Spielplatzes nicht mehr zeitgemäß erscheint.

Alle Schilder auf den Arealen, die unter anderem zum Spielen dienen, werden in den nächsten Monaten ausgetauscht, um auf die wegweisende Neuorientierung hinzuweisen. Dahinter steckt eine „kommunale Strategie“, heißt es in der amtlichen Verlautbarung der Verwaltung.

Zu dieser Strategie, die nicht etwa spielerisch, sondern mit großer bürokratischer Ernsthaftigkeit ersonnen wurde, gehören große Worte. Ein geschützter Raum für Kinder und Jugendliche haben die bisherigen Spielplätze demnach zu sein, sie sollen aber auch die Begegnung aller Bürgerinnen und Bürger fördern und „zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten“ bieten. Inklusion und Diversität sind dann auch noch wichtig.

„Aktionsfläche“ als Reste-Rampe?

„Spiel- und Aktionsflächen“ heißt der neue Begriff, Spielplatz darf man schließlich nicht mehr sagen. Es ist halt qua Definition nicht mehr bloß ein Platz, sondern angeberisch fortan eine Fläche, auch wenn der Hauptzweck des Spielens durchaus noch vorhanden ist. Das Wort „Aktionsfläche“ hingegen erinnert bürokratisch Minderüberzeugte eher an verramschte Schnäppchen auf Rekers Reste Rampe. Doch die Verwaltung ist fest davon überzeugt, hier benennungstechnisch einen wirklich großen Wurf gelandet zu haben.

Fast ein ganzes Jahr lang wurde überlegt, wie man diese großen, strategischen Worte in ein Schild verwandeln kann. Interaktiv und partizipativ wurden Kinder, Jugendliche und Familien an diesem langwierigen Prozess beteiligt, das Spielen in Köln endlich modern zu machen. Eine Design-Agentur wurde eingeschaltet, und es wurden massenweise Ideen gesammelt und diskutiert.

„Figürliche, aber fiktive Darstellung“

Und heraus gekommen ist bei dem liebevoll initiierten Prozess ein neues Schild. „Eine figürliche, aber fiktive Darstellung von Personen, die sich in Bewegung und Aktion befinden“, beschreibt die Verwaltung stolz ihre neue Schild-Geburt: „Hier sind bewusst keine beziehungsweise kaum Rückschlüsse auf das Alter der Personen, aber vor allem auch auf den kulturellen Hintergrund und Nationalität oder eventuelle Beeinträchtigungen möglich.“ Ein Schild für alle soll es sein, rühmen sich die Fachleute.

Ab Herbst sollen die „finalen Informationsschilder“ auf allen neu angelegten und sanierten „Spiel-, Bewegungs- und Aktionsflächen“ aufgestellt werden. Weil es aber um rund 700 bisherige Spielplätze geht, wird der Austausch danach „über einen längeren Zeitraum sukzessive“ stattfinden.

Das künftig stadtweit zu installierende, bunte Stück Metall ist derweil noch deutlich sichtbar mit der städtischen Amtsbezeichnung „Die Oberbürgermeisterin“ überschrieben. Dass der amtliche Absender ausgerechnet im Herbst anlässlich der Neuwahlen für dieses Amt aber nicht zwangsläufig weiblich bleiben muss, scheint man vor lauter Nachdenken und Entwerfen schlicht vergessen zu haben.

Womöglich müssen die Schilder dann also wieder neu entworfen werden. Dabei könnte man dann wieder darüber nachdenken, ob der Begriff der „Spiel- und Aktionsflächen“ womöglich abermals längst nicht mehr zeitgemäß ist. Es gäbe da auch schon eine Idee, wie man diese Areale griffiger bezeichnen könnte: Spielplatz!