„Elektro Ernst“ aus Brück ist das 100. Unternehmen in NRW und das zehnte in Köln, das am Landesprogramm „Vereinbarkeit Beruf und Pflege“ teilnimmt.
HandwerkWie ein Betrieb aus Brück Beruf und Pflege vereinbart

Elektromeister und Geschäftsführer Henning Ernst (Mitte) aus Brück will, dass seine Mitarbeiter Beruf und Pflege vereinen können.
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Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen nimmt kontinuierlich zu. In Nordrhein-Westfalen werden 86 Prozent von ihnen zuhause gepflegt. Deshalb hat die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege eine zunehmende gesellschaftliche Relevanz.
Für Henning Ernst ist das nicht nur ein Versprechen an seine Mitarbeitenden, Job und Pflege wird in seinem Betrieb schon länger vereinbart. „Wenn ein Angehöriger zum Arzt begleitet werden muss und der nächste Termin ist in drei Tagen um 10 Uhr, in acht Wochen ist aber erst der nächste nach 16 Uhr, dann ist das für mich als Chef nur eine Kleinigkeit das zu ermöglichen“, sagt der Kölner Elektromeister. „Diese Flexibilität tut mir nicht weh, hilft aber meinen Mitarbeitern.“ Anderswo sei das leider längst noch nicht selbstverständlich.
„Pflegekoffer“ mit vielen Informationen
„Elektro Ernst“ aus Brück ist das 100. Unternehmen in NRW und das zehnte in Köln, das am Landesprogramm „Vereinbarkeit Beruf und Pflege“ teilnimmt. Ins Leben gerufen wurde es vom NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales, den Landesverbänden der Pflegekassen sowie dem Verband der Privaten Krankenversicherung. Mit dem Programm soll die Situation von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mit Pflegeverantwortung verbessert werden und gleichzeitig ein Beitrag zur Fachkräftesicherung und -gewinnung für Unternehmen geleistet werden.
Auch das Familienunternehmen „Elektro Ernst“ wird nun über ein digitales Angebot des Landesprogrammes, den so genannten „Pflegekoffer“ mit Informationen rund um das Thema Pflege versorgt und bei der Vernetzung mit regionalen Beratungs- und Entlastungsangeboten unterstützt. Auf Wunsch werden vor allem in größeren Firmen auch so genannte „Pflege-Guides“ innerhalb der Belegschaft ausgebildet.
Ich freue mich, wenn Betriebe des Handwerks die Zeichen der Zeit erkennen.
Die Charta zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege wurde am Mittwoch durch Staatssekretär Matthias Heidmeier aus dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales an Henning Ernst übergeben. „Ich freue mich, wenn Betriebe des Handwerks die Zeichen der Zeit erkennen“, so Heidmeier, „denn das ist schlicht die Zukunft.“
Fachkräfte im Betrieb halten
Das Elektronikunternehmen aus Brück hat 13 Mitarbeitende, gegründet wurde es 1974 von Henning Ernsts Vater. Sich als Familienunternehmen die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege auf die Fahne zu schreiben, sei selbstverständlich für ihn. „Ich habe persönlich auch schon mit dem Thema Pflege zu tun gehabt, als meine Tochter länger und oft krank war. Ich weiß, welche Herausforderung das bedeutet“, erzählt der Meister. Auch eine Mitarbeiterin aus dem Büro kümmere sich um ein erkranktes Familienmitglied.
Das Siegel des Landes sei natürlich auch ein Anreiz für neue Mitarbeiter, sagt Ernst, aber auch um seine Fachkräfte zu halten. Das unterstreicht auch Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln. „Die Fachkräfte zu bekommen ist das eine, sie zu halten das andere“, sagte Duin. „Die Sorgen der Menschen sind echt und ihre Arbeitskraft wertvoll. Die Pflege eines Angehörigen macht ja auch was mit einem. Man macht kümmert sich, man macht sich Sorgen. Das muss auch auf der psychologischen Seite aufgefangen werden.“ Bei Elektro Ernst weiß man nun, was in diesen Fällen zu tun ist.