Michael Kriegel erforscht geschichtsträchtige Orte rechts des Rheins, um den Kölnerinnen und Kölnern deren historische Bedeutung und Potenzial nahezubringen.
Historischer StadtführerDas gibt es auf Kölns anderer Seite zu entdecken

1908 in Betrieb genommen wurde die Deutzer Drehbrücke.
Copyright: Meike Böschemeyer
Kennen Sie die Holweider Bachkreuzung? Waren Sie schon einmal auf der Katzenbuckelbrücke, im historischen Park Deutz oder in der Märchensiedlung? Selbst Ur-Kölnerinnen und Kölner kennen wohl kaum all die besonderen Stätten im Rechtsrheinischen. Wer die Schäl Sick besser erkunden möchte, hat jetzt mit dem historischen Stadtführer „Kölns andere Seite“ gleich 35 Mal Gelegenheit.
Autor Michael Kriegel hat ein Köln-Buch der besonderen Art geschrieben - ganz ohne Dom, Alter Markt oder 4711. Stattdessen hat er sich auf der anderen Rheinseite gründlich umgesehen, nachgeforscht und aufgeschrieben. Und zu sehen gibt es genug: Immerhin reicht die Geschichte von Deutz und Co gut 1700 Jahre in die Vergangenheit zurück. „Ich denke, dass in den Köpfen der Kölnerinnen und Kölner das Rechtsrheinische nicht so im Bewusstsein ist“, begründet Kriegel seine Entscheidung für die Schäl Sick.

Mittelpunkt vieler Sagen ist das Kloster Dünnwald.
Copyright: Meike Böschemeyer
Orientierung an den 35 rechtsrheinischen Stadtteilen
„Bei der Auswahl habe ich mich daran orientiert, was man ein wenig kennt, aber eben doch nicht in seiner ganzen Dimension“, sagt Kriegel. Dass er sich dann auf 159 Seiten ausgerechnet 35 Orte, Denkmäler und Besonderheiten herausgepickt hat, hat einen Grund: „Ich habe mich an den 35 rechtsrheinischen Stadtteilen orientiert“, sagt er. Dennoch: Nicht aus jedem Stadtteil hat es auch ein historischer Ort in seinen übersichtlichen und informativen Stadtführer geschafft. Libur, Kölns kleinster und südlichster Stadtteil, beispielsweise ist nicht im Buch vertreten. Zumindest nicht in diesem. Denn: Dass dies Kriegels letztes Buch über das Rechtsrheinische sein soll, mag man kaum glauben. Offenbar hat er nach seinem Erstling - mit dem Titel „Deutz - Vom römischen Kastell zur Köln-Arena“ - Feuer gefangen. Die Spuren der Geschichte in der Gegenwart haben es dem Autor angetan.

Michael Kriegel hat einen Stadtführer über die Schäl Sick.
Copyright: Diana Hass
Von Flittard im Norden bis nach Zündorf im Süden reichen seine Streifzüge. Sie machen Halt an der Baumwollbleicherei in Holweide, am Carlswerk - als Symbol eines gelungenen Strukturwandels -, beleuchten die Geschichte des Dünnwalder Klosters oder des Umspannwerks Ostheim. Kriegel erzählt die Geschichte des Gremberger Wäldchens, in dessen Waldidylle die Nationalsozialisten ein Massaker verübten, an das ein Gedenkstein erinnert. Eine schlimme Erinnerung. Eine schöne Erinnerung hingegen: Die bildhauerische Hommage an ein Milchmädchen am Efeuplatz in Poll.

Anerkennung ehrlicher Arbeit: Das Milchmädchendenkmal in Poll.
Copyright: Meike Böschemeyer
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden verwoben
Michael Kriegel scheint aufrichtig daran gelegen, dass auch seine Leserinnen und Leser die Zeichen der Vergangenheit deuten können - und sich möglicherweise Gedanken darüber machen, wie Historisches bewahrt werden kann oder welchen Wert es in der Gegenwart hat. Beim Fort XI in Buchheim spart Kriegel nicht mit Kritik. Er prangert die Vernachlässigung an und äußert seine Hoffnung, dass die „Neugestaltung eines Tages in Angriff genommen wird und schließlich gelingt“.
Neben großflächigen und ansprechenden Bildern und gut recherchierten Texten, finden die Leserinnen und Leser in diesem Stadtführer grundsätzlich auch eine exakte Lagezeichnung. Das macht das Buch auch in Zeiten von digitalen Diensten zu einem soliden, verlässlichem und informativen Begleiter auf Erkundungstouren ins Rechtsrheinische. Ein Buch für alle, die ganz Köln lieben oder lieben lernen wollen.
Michael Kriegel: Kölns andere Seite. Ein historischer Stadtführer für die Schäl Sick. Verlag Ralf Liebe, 115 Seiten. 14 Euro.