„Ich bete, dass es aufhört“Kölner Köbes fährt Spenden in die Ukraine

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Christian_Schueler

Abfahrbereit: Christian Schüler mit den Hilfsgütern 

Köln – Normalerweise bringt Köbes Christian Schüler den Gästen im Brauhaus Schreckenskammer an St. Ursula ihr Kölsch. Mitte März stieg er in einen Transporter und fuhr Sachspenden an die polnisch-ukrainische Grenze. Insgesamt 63 Kisten und neun Taschen mit Windeln, Lebensmittel, Babynahrung, Isomatten, Tierfutter und vielem mehr übergab er an die Caritas Staryi Sambir. In dieser Stadt sind bereits zahlreiche Geflüchtete aus dem Osten der Ukraine untergebracht.

Gründer des Vereins ist derzeit selbst vor Ort

Der Hilfstransport wurde vom Verein „United World Organisation“ (UWO) organisiert, bei dem Schüler Mitglied ist und den er jetzt wieder mit aufbauen will. „Nachdem es nach der Annexion der Krim wieder etwas leiser um die Ukraine geworden ist, ist auch das Leben unseres Vereins eingeschlafen“, sagt er. Jetzt soll er mit langfristiger Perspektive wiederaufgebaut werden. „Wenn der schreckliche Krieg in der Ukraine vorbei ist, wollen wir uns auch in anderen Teilen der Welt engagieren.“

Benefiz-Gala

Die „United World Organisation“ (UWO) veranstaltet am kommenden Sonntag, 3. April, um 18 Uhr im Forum des Rautenstrauch-Joest Museums in der Cäcilienstraße eine Benefizveranstaltung mit dem Titel „Stimmen für den Frieden“.

Der Eintritt für den Mix aus Lesung, Musik und politischem Talk ist frei. Jedoch bittet die UWO um Spenden, um weitere Hilfsprojekte in Köln und in der Ukraine zu finanzieren. Das Sprecherensemble des Deutschlandfunks liest Texte von ukrainischen Autoren und Autorinnen. Diese sind von musikalischen Beiträgen auf Ukrainisch, Russisch und Deutsch eingerahmt.

Eröffnet wird der Abend von den Osteuropa-Experten Thielko Grieß und Frederik Rother. Sie beleuchten die politische Lage und beantworten auch Fragen aus dem Publikum. (wer)

Der Gründer des Vereins, Rostyslav Bome, ist Ukrainer und aktuell selbst vor Ort. Am Sonntag, 13. März, um 5.15 Uhr schrieb er an Schüler: „Es wird gebombt.“ Nach dieser Nachricht war Schüler sofort hellwach. „Ich hatte Angst und hätte heulen können. Aber der Transport musste stattfinden, daran habe ich mich geklammert“, sagt er.

Um 8.30 Uhr fuhr er dann gemeinsam mit seinem Freund Peter Kleczka los in Richtung Ukraine. „Ich war froh, dass Peter zuerst fuhr, diese Ohnmacht brachte mich fast um.“ Während der Fahrt bekam Schüler eine Sprachnachricht von Bome. „Im Hintergrund hat man den Fliegeralarm gehört, da ist mir das Blut in meinen Adern gefroren“, sagt Schüler. Etwas später schickte ihm ein anderer Freund aus der Ukraine ein Video. Darauf zu sehen war ein Auto, in dem mehrere Einschusslöcher sind. Darin saßen zwei tote Menschen. „Es war eine Frau zwischen 50 und 60 und ein junger Mensch, vielleicht Mutter und Tochter oder Mutter und Sohn“, sagt Schüler. „Der Krieg ist zu grausam, ich bete, dass es aufhört.“

Weiter als bis zur Grenze ging es nicht

Um zwei Uhr nachts erreichte der Transporter von Schüler und Kleczka die polnisch-ukrainische Grenze. „Ich hätte mir sehr gewünscht Rostyslav zu sehen und ihn in den Arm zunehmen“, sagt Schüler. Dazu kam es allerdings nicht, Schüler und Kleczka gaben nur die Hilfsgüter ab und fuhren bereits um drei Uhr morgens wieder zurück nach Köln.

Unterstützt wurde der Verein bei seiner Spende von den Karnevalsgesellschaften Treue Husaren und Rote Funken. „Das ist typisch Köln wie wir von denen unterstützt werden“, sagt Schüler. „Die haben in der Schreckenskammer mitbekommen, dass ich etwas an die Ukraine spenden will und haben gleich Geld dazugelegt.“

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Die Aktion war nur der Anfang weiterer Aktivitäten. Vor wenigen Tagen schickte die UWO zwei 40-Tonner mit über 200 Matratzen und Bettdecken an die ukrainisch-polnische Grenze. Diese werden dort gebraucht, um den Geflüchteten Schlafmöglichkeiten anzubieten. Außerdem hat der Verein ein Lager eingerichtet, an dem Menschen Sachspenden abgeben können.

Montag bis Freitag von 8 bis 17 Uhr hat das Lager an der Köhlstraße 14 in Ossendorf geöffnet. Die Spenden wird der Verein zur polnisch-ukrainische Grenze bringen.

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