Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

In Corona-ZeitenKölner Friedhöfe nicht nur von Trauernden besucht

Lesezeit 3 Minuten

Weitläufig ist der Melatenfriedhof. Abstand halten fällt hier leicht, uralte Alleen geben Ruhe und Kraft.

Köln – Wenn er durch das Tor eines Friedhofs geht, betritt er eine andere Welt. Für Peter Figgen sind Friedhöfe nicht nur Orte des Bestattens, sondern auch der Besinnung und der Begegnung mit der Natur. Das finden in Corona-Zeiten anscheinend auch immer mehr Kölner und Kölnerinnen. „Wenn das Wetter gut ist, sind deutlichmehr Menschen auf denen unterwegs“, hat der Abteilungsleiter Friedhöfe im Grünflächenamt festgestellt.

Öffentliche Führungen seinen derzeit zwar verboten, aber man könne die weitläufigen Anlagen auch gut auf eigen Faust entdecken – am kommenden Totensonntag etwa. „Jeder der Kölner Friedhöfe hat ein ganz eigenes Flair. Und auf allen gibt es Kaninchen, Eichhörnchen, zahlreiche Singvögel oder sogar Waldkäuzchen.“

Zeremonie wird mit Lautsprechern übertragen

Größer als zu Beginn der Pandemie Mitte März sei zum Glück derzeit der Kreis der Angehörigen, die an einer Bestattung teilnehmen dürften, so Figgen. Damals konnten bis Ende April nur Mitglieder der Kernfamilie am offenen Grab trauern; Verwandte und Freunde mussten fernbleiben. Die noch bis Ende November geltenden Regeln sehen Beschränkungen lediglich für Trauerhallen oder Kapellen vor. Hier darf nur eine Person pro sieben Quadratmetern Innenfläche teilnehmen. Alle anderen Gäste können der Zeremonie, die mit Lautsprechern übertragen wird, vor der Trauerhalle folgen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Auf Wunsch ermöglichen Bestatter auch eine Übertragung auf einer Videowand oder eine Aufzeichnung für Hinterbliebene, die nicht zum Friedhof kommen können. Für die Trauernden im Außenbereich hat die Stadt Köln die vom Land formulierten Corona-Regeln jedoch noch verschärft; aufgrund der hohen Inzidenzzahl auf dem Stadtgebiet ist sie dazu verpflichtet. So müssen die Trauergäste grundsätzlich eine Mund-Nasenbedeckung tragen und 1,5 Meter Abstand halten.

Taphophilia-App

Mit dem urbanana-Award wurde die App „taphophilia“ ausgezeichnet; ihr Entwickler ist der Kölner Stefan Schumacher. Der mit 4000 Euro dotierte Preis wird für innovative, zumeist digitale Projekte im Bereich des Städtetourismus vergeben. Die App zeigt sämtliche Grabstätten eines Friedhofs auf und leitet Besucher zu sehenswerten Orten auf dem Areal.

„Helden des Karnevals“, „Dichter und Denker“ – zwei Spaziergänge über den Melatenfriedhof hat Schumacher schon im Kopf, zahlreiche weitere werden folgen. Die App soll zudem die Arbeit der Friedhofsverwaltung im Kontakt mit Kunden und Servicepersonal erleichtern. Geht alles nach Plan, wird „taphophilia“, spätestens im Sommer 2021 zur Verfügung stehen. (bos)

Auf die Einhaltung der Regeln achtet auch das Friedhofspersonal. Einzig Verwandte ersten Grades dürfen sich näher begegnen, um sich Trost zu spenden. Bestattet werden auch Menschen, die an oder mit Corona gestorben sind. Da Corona – anders als etwa Ebola – nicht hochinfektiös sei, gelten für diese Bestattungen keine besonderen Regeln, so Figgen. Verboten sind derzeit jedoch Kranzniederlegungen mit Publikum und alle anderen öffentlichen Veranstaltungen.