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InnenstadtFüchse erobern die Kölner City

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Familie „Reineke“ fühlt sich wohl in der City: Diese Fähe säugte am Justizzentrum ihre Jungen. (Foto: privat)

Köln – Abenddämmerung im Mediapark. Ein Schatten huscht vorbei. Ein Augenpaar funkelt den Spaziergängern entgegen. Nach ein paar Mal Blinzeln wird den verdutzen Kölner klar: Was sie zunächst für einen kleinen Hund gehalten hatten, ist ein Fuchs. Beobachtungen wie diese sind keine Seltenheit in der Domstadt. Parkbesucher berichten immer wieder von Begegnungen mit „Reineke“: Ob nachmittags mit Ente im Maul am Konrad-Adenauer-Weiher oder gegenüber des Justizzentrums, wo die Mitarbeiter vorigen Sommer vom Fenster aus eine Fähe mit ihren Jungen beobachten konnten.

Dass die scheuen Waldbewohner sich immer weiter in urbane Zentren vorwagen, ist auch den Förstern nicht entgangen: „Das ist eine Entwicklung, die seit zehn Jahren immer weiter voranschreitet“, erklärt Michael Hundt, Revierleiter im Linksrheinischen: „Inzwischen ist die Kölner Innenstadt nahezu komplett besiedelt.“ Besonders jetzt, wo es wieder wärmer wird, zeigen sich die klugen Tiere oft.

Die Stadt ist für die wilden Vierbeiner ein beinahe idealer Lebensraum: Sie kommen über die Terrassen und leeren Futternäpfe der Hauskatzen, stibitzen süßes Obst aus den Vorgärten oder schleichen zu Meerschweinchen- und Kaninchen-Ställen. Zu fressen gibt es in der Nähe des Menschen reichlich. Gleichzeitig haben die Tiere keine natürlichen Feinde. Und gejagt werden dürfen sie im Innenstadtgebiet ebenfalls nicht. Mit den Kölnern leben die nachtaktiven Tiere in friedlicher Koexistenz. Fühlen sie sich bedroht, nehmen sie in der Regel Reißaus. „Normalerweise beißen Füchse nicht, es sei denn, sie werden in die Ecke gedrängt“, sagt Hundt. Wer sich bei einer Begegnung mit den roten Raubtieren vor Tollwut fürchtet, sorgt sich meist grundlos. „Durch die Schluckimpfungen ist die Krankheit bundesweit zum Erliegen gekommen“, erläutert Hundt. Da könnte der Fuchsbandwurm schon eher eine Gefahr darstellen. Denn anders als bei Füchsen und Hunden ist eine Ansteckung für den Menschen lebensgefährlich. Erdbeeren aus dem Garten sollten auf jeden Fall gewaschen werden.

Doch obwohl die Kaninchen-Jäger in den vergangenen Jahren immer mehr Stadt-Territorium für sich erschlossen haben, ist das manchen Kölnern nicht genug: „Wir wären froh, wenn wir mehr Füchse hätten“, sagt Josef Terfrüchte von der Genossenschaft der Kölner Friedhofsgärtner. „Auf dem Melatenfriedhof waren früher viele. Aber dort gibt es leider seit etwa vier Jahren keine mehr“, ergänzt er. Auf dem Süd- und West-Friedhof verbreiten sich die Kaninchen seit Jahren ungehindert.

Solange keine Seuche unter den Klopfern ausbricht, vermehren sie sich rasant. Oder solange bis die Füchse zurückkommen.