InterviewSo schwierig war die Wohnungssuche für Kölns neuen Polizeipräsidenten

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Falk Schnabel Porträt

Kölns neuer Polizeipräsident Falk Schnabel

  1. Im „anderen Gespräch“ sprechen wir mit prominenten Kölnerinnen und Kölnern über Themen, für die sie eher nicht bekannt sind und die ihnen eventuell besonders am Herzen liegen.

Als neuer Polizeipräsident hätte er es sich sicherlich auch einfacher machen können: Einfach eine Agentur mit der Wohnungssuche in Köln beauftragen. Doch Falk Schnabel wählte die harte Tour: anstellen auf dem freien Wohnungsmarkt. Über sein Ankommen in Köln sprachen mit ihm Daniel Taab und Ingo Schmitz

Wenn Anwälte sich um eine Wohnung bemühen, verschweigen viele ihren Beruf, weil sie als unbeliebte Mieter gelten. Wie ist das, wenn sich ein Polizeipräsident um eine Wohnung bewirbt?

Es war schwieriger als ich gedacht habe. Ich habe mich eingereiht in Schlangen bei Besichtigungsterminen. Ich habe zahllose Fragebögen ausgefüllt. Außerdem haben mir viele Kollegen und Bekannte ihre Hilfe angeboten. Das Positive daran: Ich habe bei den Terminen sehr nette Leute kennengelernt. Aber es gab auch eine Reihe von Absagen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die Absage für eine schöne Altbauwohnung in der Innenstadt. Es war nur eine Telefonnummer angegeben. Der Vermieter wollte auf die Schnelle wissen, wie alt ich bin und was ich beruflich mache. Ich hatte mir schon vorher überlegt, wie gehe ich mit der Frage nach dem Beruf um, soll ich etwa sagen „Landesbeamter“ oder „Behördenleiter“? Ich habe dann geantwortet: „Ich bin 53 und Polizeipräsident.“ Da sagte er sofort: „Das kommt für mich überhaupt nicht Frage!“, und legte grußlos den Hörer auf.

Vielleicht ist er im Drogengeschäft unterwegs.

Ich weiß es nicht (lacht).

Mit wie vielen Bewerbern standen Sie denn da so in der Schlange?

Manchmal waren es Einzeltermine, die im Viertelstundentakt vergeben wurden. Manchmal waren es Sammeltermine. Dann hieß es warten, bis man sich mit zwei, drei anderen die Wohnung anschauen durfte. Dafür musste ich schon mal locker eine Stunde oder mehr in der Schlange stehen. Aber das geht in Köln ja nicht nur mir so, sondern vielen Menschen, die auf der Wohnungssuche sind.

Sie haben mittlerweile eine Wohnung?

Ja es hat geklappt. Seit Mitte Juli habe ich eine schöne Wohnung, innenstadtnah, im Bereich der Zülpicher Straße. Inzwischen bin ich eingezogen und freue mich darauf, Kölner zu werden.

Ich hoffe, ihre Kollegen haben Ihnen gesagt, wie es um die Zülpicher Straße steht. Da sind sie ja gleich in Rufweite von Kölns wildester Feiermeile. Haben Sie sich denn schon ein bisschen umgeschaut in ihrem neuen Veedel?

Klar, von der „Feiermeile“ Zülpicher Straße hatte ich gehört. Da ist tatsächlich viel los. Zugegeben, auf der Straße bin ich oftmals der Älteste. Aber bis jetzt ist es da, wo ich wohne, ruhig geblieben. Im Viertel habe ich mich auch schon ein wenig umgeschaut. Eine tolle Gastroszene. Ich habe auch schon das eine oder andere Lokal für mich entdeckt. Nicht nur mir gefällt es dort. Mein Sohn hat mich inzwischen besucht. Er möchte in Köln studieren. Und seit dem er das Viertel gesehen hat, kann er sich eine WG mit mir vorstellen.

In der Innenstadt hat man die ganze Bandbreite des Kölner Lebens vor der Tür – aber keinen Parkplatz.

Da war ich wirklich überrascht: Ich habe bisher jeden Abend einen Parkplatz gefunden. Einmal sogar unmittelbar vor dem Haus.

Zur Person

Falk Schnabel begann seine Laufbahn im Jahr 2001 bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld, wo er ab September 2004 maßgeblich für Wirtschaftsstrafsachen eingesetzt war. Von 2006 bis 2012 war der Jurist in der Strafrechtsabteilung des NRW- Justizministeriums tätig und leitete dort unter anderem das für materielles Strafrecht, Staatsschutz und strafrechtliche Nebengesetze zuständige Referat. Nach weiteren Stationen folgte 2016 die Ernennung zum Leitenden Oberstaatsanwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft Hamm. Von 2017 bis 2020 leitete er die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf. Dann leitete Schnabel die Polizei in Münster, bevor der 53-Jährige nach Köln wechselte. (ta)

Weil Ihre Kollegen dort vorher einen Wagen haben abschleppen lassen.

Nein (lacht), daran lag es nicht, aber vielleicht an den Ferien. Zudem gibt es ja auch noch eine gute Stadtbahnanbindung.

Fahrrad ist auch eine Option?

Auf jeden Fall! Für einen Münsteraner ist das verpflichtend. Ich hätte mein Rad auch schon längst hierher geholt, es wurde mir allerdings vor drei Wochen in Münster gestohlen.

Als Polizeipräsident haben sie einen Beruf, der weit mehr umfasst als eine 40-Stunden-Woche. Wie viel Zeit bleibt Ihnen überhaupt für die neue Wohnung?

Es geht. Abends bleibt schon noch Zeit, auch dass ich raus gehen, mich mit Freunden treffen, das eine oder andere Brauhaus kennenlernen oder mich ein bisschen in der Stadt orientieren kann.

Eine neue Wohnung bietet auch immer die Chance, sich einen lang gehegten Möbel-Wunsch zu erfüllen. Gibt es da einen Herzenswunsch für die Einrichtung?

Es gibt da einen schwarzen Ledersessel, der beim Rest der Familie sehr unbeliebt ist. Ein Freund hatte den vor Jahren aus Platzgründen bei sich ausrangiert und seitdem steht er bei mir. Ich finde ihn toll. Er wird nun vom Keller in Münster in den zweiten Stock nach Köln umziehen.

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Ich habe leider keinen Balkon. Aber ich habe einen Geißbock in meinem Büro.

Bevor Sie das Glück hatten, ihre neue Wohnung zu finden, wohnten sie im Hotel?

Stimmt, quasi. Ich konnte ja nicht täglich von meinem bisherigen Wohnsitz in Münster hierher und zurück fahren. Das wäre zu viel gewesen. Weil die meisten Hotels belegt waren, hatte ich mich in den ersten Tagen in einer Seniorenresidenz eingebucht, die auch Zimmer vermietete. War sehr schön dort, direkt gegenüber dem Rundschau-Haus. Da konnte ich abends gleich den Bereich um Dom und Hauptbahnhof kennenlernen.

Und die Rundschau haben Sie jeden Morgen im Aushang gelesen.

Natürlich! Das war morgens mein erster Gang (lacht).