Die Baupläne hinter den Köln Arcaden sorgen wegen des Büroturms für Kritik; Diskussionen und Anpassungen sind geplant.
Bauprojekt hinter Köln ArcadenKalker kritisieren Büroturm am Bürgerpark

51,80 Meter hoch soll der Büroturm am Bürgerpark werden.
Copyright: Stefan Rahmann
In Richtung Bürgerpark zeigt der Sieger klare Kante. Ein Bürohaus mit 15 und ein weiteres mit zehn Etagen sollen hinter den Köln Arcaden entstehen. So sieht es der Entwurf von New Architekten vor, der den ersten Platz bei dem Qualifizierungsverfahren für das Neubauprojekt belegte. 13 von 16 Jury-Mitgliedern stimmten für den Entwurf, den Friedrich Keuthen von New Architekten der Öffentlichkeit in einem leer stehenden Ladenlokal der Köln Arcaden vorstellte.
Keuthen legte Wert darauf, der Entwurf sei lediglich die Grundlage für das nun folgende Bebauungsplanverfahren. Nichts sei in Stein gemeißelt. Und: „Ein guter Entwurf muss Kritik einstecken können.“ Laut einer Vorstudie sollen 108 teils frei finanzierte und teils öffentlich geförderte Wohnungen sowie 56 Seniorenwohnungen, eine Einrichtung mit Pflegeplätzen für Senioren, eine Kita für Unterdreijährige und Büroflächen für insgesamt rund 800 Mitarbeitende entstehen.
Wohnen und Parken wird getrennt
Nach den Vorgaben der mit dem Bau betrauten Unibail-Rodamco-Westfield Real Estate Management GmbH trennt der Siegerentwurf das Parkhaus sowie die Büros und die Wohnungen. Das Parkhaus an der Barcelona-Allee bleibt erhalten und wird um zwei Etagen aufgestockt. Danach sollen 1300 Stellplätze zur Verfügung stehen. Die obere Etage soll mit einer Deckenhöhe von fünf bis sechs Metern gebaut werden und damit Veranstaltungen ermöglichen. Das Parkhaus erhält eine Dachbegrünung und eine Photovoltaik-Anlage. Regenwasser vom Dach wird in einer Zisterne gesammelt und für die Bewässerung der Pflanzen verwendet. Das Parkhaus wird auch Heimat des „Mobility Hubs“ werden. Dort kann man Fahrräder ausleihen, es wird Car-Sharing angeboten. Auch eine Paketstation ist geplant. Sportgeräte können ausgeliehen werden. Somit werden Parkhaus und Diagonale belebt als informelle Treffpunkte der Nachbarschaft. „Das dient auch der sozialen Kontrolle“ erklärte Keuthen.

Dieses Modell wurde bei der Präsentation gezeigt. Hinter dem Büroturm (r.) sieht man das Parkhaus.
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Die Wohnungen entstehen auf der linken Seite der Diagonale, die vom Bürgerpark in die Köln Arcaden führt. Die Kita und die Seniorenwohnungen liegen an der Vietorstraße. Sie sollen das neue Wohnquartier mit dem Veedel verbinden. Ralf Thielecke ist Stadtplaner aus Bonn und hat an dem Siegerentwurf mitgearbeitet. Er hat mal nachgemessen, um die Dimensionen fassbar zu machen. „Die Hohe Straße ist 8,50 Meter breit. Die Schildergasse an der Antoniterkirche 16,50 Meter. Und die zukünftige Diagonale zwischen Bürgerpark und Arcaden wird 21 Meter breit sein.“
Die Architekten nennen ihren Entwurf „Himmel & Aäd“. Himmel möglicherweise wegen des 15-geschossigen Büroturms. Der erreicht eine Höhe von 51,80 Metern. Aber da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. „Die Hochhäuser könnten ein wenig feiner daherkommen“, sagte Eva Herr, Leiterin des Stadtplanungsamtes und Mitglied der Jury. Thielecke räumte freimütig ein, dass er sich anfangs ein Hochhaus an dieser Stelle nicht habe vorstellen können. „Ableiten lässt sich diese Geschosshöhe aus Kalk nicht. Da habe ich gesagt, bauen wir halt kein Hochhaus. Aber der Investor wollte eins. Man muss einer Stadt die Gelegenheit geben, sich weiterzuentwickeln.“ Das sah der Jury-Vorsitzende Fabian Storch ähnlich. Kalk sei ein sehr belebtes Viertel. „Das können wir nicht ändern. Aber wir können die Stadt weiter bauen. Das, was hier geplant ist, ist eine gute Ergänzung dessen, was schon da ist.“
Diskussion in politischen Gremien
Das sahen die Kritiker anders. Stadtforscher Boris Sieverts monierte, dass Büros abends und an Wochenenden toter Raum und damit für das Veedel „total unproduktiv“ seien. Thea Kuhs vom Verein Quartier Colonia ergänzte, der geplante Wohnraum sei für Menschen nicht interessant und verwies auf die schlechte Belüftung innerhalb des geplanten Wohnblocks.
Auf die Kritik, die Hochhäuser am Rand des Bürgerparks würden der Aufenthaltsqualität nicht besonders gut tun, reagierte Keuthen mit einem Vergleich: „Das könnten sie im Central Parc auch kritisieren.“ Kopfschüttelnde Heiterkeit im Plenum. Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer versuchte, die losen Enden zu verbinden: „Wir werden mit Ihnen und in den politischen Gremien weiter diskutieren. Und ich bin sicher, dass es noch jede Menge Änderungen an dem Entwurf geben wird.“

