Das Kolping-Bildungswerk bietet Berufsorientierung an Kölner Schulen an. An der Katharina-Henoth-Gesamtschule gibt es nun Sprechstunden.
Reaktion auf KürzungenKalker Gesamtschule nimmt neues Berufsorientierungsangebot wahr

An der Katharina-Henoth-Gesamtschule gibt es nun Sprechstunden für Berufsorientierung.
Copyright: Rika Kulschewski
„Wir fangen das auf, was uns genommen worden ist“, sagt Philipp Erbslöh, Studien- und Berufswahlkoordinator an der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Köln-Kalk. Dort wird seit Oktober ein neues Angebot zur Berufsorientierung angeboten. „Die Schülerinnen und Schüler müssen an die Hand genommen werden, sie kommen alleine sonst nicht auf dem Arbeitsmarkt an“, weiß Erbslöh, „jeden Euro, den wir jetzt investieren, kommt am Ende der gesamten Gesellschaft zugute“.

Philipp Erbslöh, Studien- und Berufswahlkoordinator an der Katharina-Henoth-Gesamtschule.
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Neues Angebot zur Berufsorientierung
Deshalb ist nun einmal die Woche Anja Wiesendorf vom Kolping-Bildungswerk an der Schule und bietet kostenlose Sprechstunden für Schülerinnen und Schüler an. Wofür die Stunde genutzt werde, sei ganz individuell. Das Angebot des Bildungswerks ist eine Reaktion auf Kürzungen des Landes NRW.
Aufgrund dessen läuft nämlich das Berufseinstiegs-Begleitungsprogramm seit 2025 aus. Ziel der Maßnahme war es, ausgewählten Schülerinnen und Schüler ab der neunten Klasse über drei Jahre bei der Integration in den ersten Ausbildungsmarkt zu helfen.
Dafür war an den teilnehmenden Schulen eine Person angestellt, die persönlich und individuell mit den Teilnehmenden arbeitet, mit ihnen Praktikums- und Ausbildungsplätze sucht. Bewerbungen mit ihnen schreibt, Bewerbungsgespräche übt. Auch ein halbes Jahr nach Berufseinstieg wurden die Schülerinnen und Schüler noch begleitet.

Anja Wiesendorf und Andrea Osenberg vom Kolping-Bildungswerk.
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Kalker Gesamtschule braucht Unterstützung
Aufgrund der Kürzungen werden seit diesem Jahr jedoch keine neuen Teilnehmenden mehr in das Programm aufgenommen. „Wir waren über 10 Jahre an mehr als 30 Schulen in Köln tätig“, erklärt Andrea Osenberg, Stellvertretende Standortleitung der Berufseinstiegsbegleitung in Köln beim Kolping-Bildungswerk, „von den Kürzungen sind 35 Stellen betroffen“. Das schlimmste sei jedoch, dass die Schülerinnen und Schüler davon betroffen sind. „Sie fallen durch das Raster, weil das Geld fehlt“, sagt Wiesendorf.
Das wollte Kolping nicht hinnehmen und überlegte sich eine Alternative zur Berufseinstiegsbegleitung. „Wir haben die Expertise und diese können wir einsetzen und weitergeben“, sagt Andrea Osenberg. Also bietet das Bildungswerk nun Schulen Berufsorientierung an, die je nach Bedarf der Schule angepasst werden kann. Finanziert wird diese über das Startchancen-Programm. Damit werden in NRW Schulen mit einem großen Anteil sozioökonomisch benachteiligter Schülerinnen und Schülern gefördert.
Schülerinnen und Schüler müssen an die Hand genommen werden
Die Katharina-Henoth-Gesamtschule war die erste, die dieses Angebot angenommen hat. „Wir sind überzeugt, dass alles über persönliche Bindung läuft“, erklärt Philipp Erbslöh, „deshalb wollen wir den Schülerinnen und Schülern eine feste Person zur Seite stellen, die sich Zeit für sie nehmen kann und sie unterstützen kann“. Die Schüler bräuchten mehr Unterstützung und deshalb brauche die Schule mehr Unterstützung. Diese hole sich die Gesamtschule nun vom Kolping-Bildungswerk.
Dass die Sprechstunden bisher immer ausgebucht ist, zeigt den Bedarf einmal mehr. Anja Wiesendorf nutze die Sprechstunden mit jeder Schülerin und jedem Schüler anders. Vorteil des neuen Angebots gegenüber des Berufseinstiegsbegleitung sei, dass es deutlich weniger Bürokratie sei und nicht nur ausgewählte Schülerinnen und Schüler erreicht werden, sondern wirklich alle eine Sprechstunde buchen könnten, unabhängig vom Bedarf.
Einige bräuchten Hilfe beim Schreiben von Bewerbungsunterlagen, andere bei der Suche nach Stellen. Und einigen müsste auch Angst und Überforderung genommen werden. „Da Schlummern ganz viele Talente, die eine tolle berufliche Laufbahn haben können, wenn sie an die Hand genommen werden“, sagt Wiesendorf.

