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Knuddeltennis für die KleinstenVerein bietet außergewöhnliche Trainingsarten

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Trainer Tim Ahlers überwacht das Spiel.

Köln-Höhenberg – Doch, an einen Tennisplatz in Miniformat erinnert diese Holzkonstruktion tatsächlich. Allerdings ist sie mit etwa 15 Zentimeter hohen seitlichen Banden versehen. In der Mitte sind diese durch ein Holzbrett verbunden, unter dem – ganz anders als bei einem Netz, das man in dieser Stelle erwarten würde – genug Platz bleibt für den fast fußballgroßen, leichten Gummiball.

„Ihr dürft ruhig mit der Bande spielen“, ruft Kinder- und Jugendtrainer Tim Ahlers den Knirpsen zu, die aufgeregt versuchen, den Ball mit Tennisschlägern von einer Seite zur anderen zu spielen. Am besten am Gegner vorbei, denn wer den Ball durchlässt, hat den Punkt verloren.

TuS Köln bietet Tieftennis

„Low-T“ heißt diese Tennis-Variante für die ganz Kleinen. Das „T“ steht für Tennis, übersetzen könnte man „Low-T“ etwa mit „Tieftennis“ – eben weil der Ball nicht über ein Hindernis geschlagen werden muss. Max ist mit Eifer dabei, aber auch Charlotte entwickelt echten Ehrgeiz. „Es stimmt einfach nicht, dass immer nur die Jungen gewinnen möchten“, sagt Corinna Rockenberg lächelnd.

Die Leiterin der Evangelischen Kindertagesstätte Brück-Merheim ist heute auf einem Tennisplatz des TuS Köln rrh. am Günter-Kuxdorf-Weg zu Gast, um sich ein Bild von den jüngsten Entwicklungen beim gemeinsamen Projekt TuS BuS zu machen. „BuS“ ist die Abkürzung für „Ball- und Spielspaß“ und richtet sich an Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren: „Seltsam, für Kinder in diesem Alter gibt es zwar Lauf- und Springangebote, aber nichts mit Bällen“, meint Rockenberg.

Guter Einstieg für den Nachwuchs

Das wollte Thorsten Bönisch ändern. „Bei einer Fortbildung unseres Verbandes bin ich auf das so genannte Knuddeltennis gestoßen und fand das sehr spannend“, erzählt der Sportwart der Tennis-Abteilung beim TuS rrh. „Die Zusammenarbeit mit Kindergärten ist ja, im Gegensatz zu Kooperationen mit den Einrichtungen des Offenen Ganztags, bei Sportvereinen noch weitgehend unbekannt.“

Dabei seien kleine Kinder doch oft ganz fasziniert von Bällen, und das sollen sie bei TuS BuS auch voll ausleben können. Wobei das Training von Ballgefühl und Feinmotorik, der Koordination von Auge und Hand, hier im Vordergrund steht. Auf der anderen Seite des Tennis-Courts balancieren gerade zwei Mädchen einen Tennisball auf dem flach gehaltenen Schläger, versuchen den Ball am Boden mit dem Schläger im Slalom um Hindernisse zu bugsieren oder in ein winziges Tor zu rollen. Mit auf dem Platz sind ihre Eltern, die den Nachwuchs anfeuern und lautstark Tipps geben.

Extra-leichte Tennisschläger und Spezialbälle

„Auf Tennis im engeren Sinne können wir uns nicht beschränken, wir müssen vor allem die kurze Aufmerksamkeitsspanne von Kindern berücksichtigen“, erklärt Bönisch. Auch spezielles Sportgerät sei notwendig, wie etwa extra-leichte Schläger oder Tennis-Bälle, die nur 25 Prozent der Sprungdynamik von normalen Tennis-Bällen haben – damit sie nicht zu schnell und unerreichbar werden, was wohl rasch für Frustrationen bei den Kiddies sorgen würde.

Neuland ist das auch für die beiden Trainer Tim Ahlers und Lukas Hagen von der Tennissportschule Jens Neumann, mit der die Tennis-Abteilung des Vereins schon seit Langem kooperiert. Bis vor kurzem gab es auch beim TuS rrh. erst eine Trainingsgruppe, in der Sechs- bis Neunjährige allmählich an den Tennis-Sport und an Turnierspiele herangeführt werden. „Natürlich hoffen wir auch, dass einige der Kinder vom TuS BuS später in diese Gruppe wechseln“, sagt Thorsten Bönisch.

„Wir beobachten das natürlich und schauen uns an, was für die Kinder funktioniert und was nicht“, berichtet Corinna Rockenberg, die regelmäßig mit Bönisch über TuS BuS diskutiert. Zusätzliche Bewegungsangebote für diese Altersgruppe seien aber gerade in Zeiten von Corona hochwillkommen. Allerdings muss das Training für die TuS BuS-Kids nun witterungsbedingt verlegt werden: Im Herbst und Winter ist man dienstags von 16.30 bis 17.30 Uhr in der Turnhalle der Gemeinschaftsgrundschule Weimarer Straße 28 zu Gast. Derzeit kommen sechs bis zehn Kinder zum Training. Neulinge können jederzeit dazu stoßen. „Für die Sommermonate kostet die Teilnahme 60 Euro, für die Wintermonate 90 Euro pro Kind, und wir haben auch ein Schnupperangebot“, so Bönisch.

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Am „Low-T“ beenden Max und Charlotte gerade ihr Spiel. „Matchball“ ruft Tim Ahlers, der das ganze beobachtet. Charlotte kann den geschickt platzierten Ball ihres Gegners nicht kontrollieren, er rollt weiter und verlässt das „Low-T“-Feld. „Ich will eine Revanche“, sagt Charlotte bestimmt.