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Klinikum MerheimNeues Konzept verkürzt Aufenthalt nach Knie- und Hüftprothese

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Nach ihren OPs im Klinikum Merheim waren Holger Rosenbrock (v.l.), Viola Frey und Norbert Goldschmidt fix wieder auf den Beinen.

Nach ihren OPs im Klinikum Merheim waren Holger Rosenbrock (v.l.), Viola Frey und Norbert Goldschmidt fix wieder auf den Beinen. 

Sonst bleiben Leute nach dem Erhalt eines derartigen Kunstgelenks durchschnittlich sieben Tage im Krankenhaus . 

Nach dem Einsetzen einer Hüftprothese bleiben Patientinnen und Patienten in Deutschland durchschnittlich sieben Tage im Krankenhaus. Das berichtet der Fallpauschalenkatalog des Instituts für das Entgeldsystem im Krankenhaus. Das Klinikum Merheim setzt seit etwa einem Jahr auf ein System, dass die Aufenthaltsdauer nach dem Erhalt einer Hüft- oder Knieprothese auf drei Tage verkürzen soll. Inspiriert sei das Projekt von Behandlungen in Ländern wie Dänemark oder England. Dort seien ein bis drei Tage Aufenthalt die Norm, erklärt Prof. Dr. Holger Bäthis, Leiter des Bereichs Endoprothetik. Das sei auch das Ziel im Klinikum Merheim.

Der „AktivPlan“ ist dabei ein Oberbegriff für rund hundert Veränderungen, die das Klinikum in seinem Behandlungsverlauf gemacht hat. Dabei werde den Patienten bereits vor der Operation bei einem Seminar erklärt, wie sie sich vorbereiten können, sagt Pflegefachkraft Ulla Frei, die Teil des Koordinationsteams des Projekts ist. Auch den Umgang mit Gehhilfen lernen die Patienten. „So fühlen sich viele weniger ängstlich und sind nach der Operation optimistischer.“

Am Tag der Operation müssen Patienten laut Dr. Bäthis zudem weniger lange nüchtern sein, was Nebenwirkungen wie niedrigen Blutzucker und Übelkeit vorbeugen kann. Während der Operation werde möglichst schonend gearbeitet. Die Ärzte setzen keine Blutsperre mehr ein, die normalerweise verwendet wird, um die operierte Stelle sichtbarer zu machen und den Blutverlust zu reduzieren. Diese Sperre führe bei Patienten oft zu Schmerzen. Stattdessen werden blutungsstillende Medikamente verwendet.

Froh über das neue Konzept im Klinikum Mehrheim: Leiter des Bereichs Endoprothetik Dr. Holger Bäthis (3.v.r.) mit dem Team des „AktivPlans“ und drei zufriedenen Patienten.

Froh über das neue Konzept im Klinikum Mehrheim: Leiter des Bereichs Endoprothetik Dr. Holger Bäthis (3.v.r.) mit dem Team des „AktivPlans“ und drei zufriedenen Patienten.

Um die Schmerzen weiter zu reduzieren, werden örtliche Betäubungsmittel eingesetzt. „So brauchen die Patienten weniger Schmerzmittel und leiden an weniger Nebenwirkungen. Deswegen können sie sich effektiver erholen“, sagt der Mediziner.

In den Tagen nach der Operation seien die Patienten dazu angehalten, möglichst eigenständig zu handeln, um sich schnell wieder an den Alltag zu gewöhnen. Während ihres Krankenhausaufenthalts folge zusätzlich Physiotherapie, zu Hause können diese Übungen dann eigenständig weitergeführt werden. „Die Patienten sollen sich, wenn möglich selbst anziehen, laufen und essen, lange im Bett liegen führt zu Muskelabbau.“

„Man wird genau vorbereitet“

Die Wirkung des neuen Konzepts bestätigen auch ehemalige Patienten des Klinikums. Holger Rosenbrocks erste Knieoperation war vor elf Jahren. „Damals lag ich zehn Tage im Krankenhaus und hatte auch danach noch Schmerzen und Probleme.“ Seine zweite Knieoperation liege zwei Wochen zurück. Dabei habe er hingegen kaum Schmerzen gehabt und wäre am selben Tag bereits einen Kilometer gelaufen. „Man wird ermutigt, sich zu bewegen.“ Die ehemaligen Patienten Viola Frey und Norbert Goldschmidt stimmen ihm zu: „Vor der Operation wird man genau auf den Eingriff vorbereitet und danach auch nicht wie ein Schwerverletzter behandelt“, erklärt Goldschmidt.

Auch in anderen Kliniken in Deutschland würden ähnliche Konzepte erfolgreich verwendet werden, erläutert Dr. Bäthis. Besonders an dem Konzept der Klinik in Merheim sei, dass dort viele vorbelastete Patienten operiert werden. Die Aufenthaltsdauer nach einer OP für diese Patienten liege deutschlandweit bei durchschnittlich elf Tagen. In Merheim würden sie jedoch ebenfalls meistens nach drei Tagen entlassen.