Stiftung steigt ausWas wird jetzt aus den alten KHD-Hallen in Köln-Kalk?

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Der Eingang zum Osthof der Hallen Kalk an der Dillenburger Straße.

Der Eingang zum Osthof der Hallen Kalk an der Dillenburger Straße.

Vollbremsung für ein Leuchtturm-Projekt: Die „Montag Stiftung“ zieht sich aus der Entwicklung der Hallen Kalk zurück - und liest der Stadt die Leviten.

Die „Montag Stiftungen“ des Architekten Carl Richard Montag sind eine Institution, die sich unter anderem bei der Schaffung gemeinwohlorientierter Stadträume engagiert. Zu ihren Vorzeigeprojekten gehört die Samtweberei in Krefeld, wo sie 2014 ein leerstehendes Fabrikgelände übernahm und mit neuem Leben füllte. Neben Sozialwohnungen, Künstlerateliers und Coworking-Spaces entstand hier ein Nachbarschaftstreff, ein Gemeinschaftsgarten und eine Werkstatt.

Auch in Köln sollte die „Montag Stiftung Urbane Räume“ eine große Rolle spielen bei der künftigen Nutzung der Hallen Kalk. Sie hatte sich bereits seit vier Jahren für das Projekt Osthof Hallen Kalk engagiert. Gemeinsam mit den in der „Verantwortungsgemeinschaft Osthof“ (VGO) organisierten Initiativen und Vereinen wollte die Stiftung eine Zukunftsperspektive für das einstige KHD-Areal an der Dillenburger Straße entwickeln. Dort soll ein Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft für ganz Köln entstehen, in dem auch das geplante Migrationsmuseum „Domid“ eine Heimat finden soll. Die VGO will ein selbst organisiertes Quartierszentrum („Kulturhof“) schaffen, ein „Kreationszentrum Zeitgenössischer Zirkus“, einen Handwerks- und Werkstatthof, ein inklusives Kunsthaus und vieles mehr.

Stiftung bemängelt fehlende Verlässlichkeit der Stadt

Doch aus dem Engagement der Montag Stiftung wird nun wohl nichts mehr. Wie berichtet, hat sie sich aus dem Projekt zurückgezogen - und bei ihrer Absage scharfe Kritik an der Kölner Stadtverwaltung geübt: Ein Projekt dieser Dimension sei „nur in einer Partnerschaft mit maximaler Verlässlichkeit, einem abgesteckten Handlungsrahmen und einem strikten Zeitmanagement möglich. Dieses sehen wir auf Seiten der Stadt Köln nicht mehr gegeben“, teilte die Stiftung mit. Daher habe man entschieden, sich „nicht weiter im Projekt Osthof Hallen Kalk zu engagieren“.

„Wir sind erschüttert über den Ausstieg der Montag Stiftung aus dem Projekt und können die Gründe, nach der Erfahrung der vergangenen Jahre, zugleich voll und ganz nachvollziehen“, erklärte die VGO. Boris Sieverts vom Kulturhof Kalk sagte, die Stadt habe es geschafft, „mit ihrer Mischung aus allgemeinem Verwaltungsversagen und einer in Teilen ihrer Verwaltung (namentlich im Liegenschaftsamt) vorhandenen Geringschätzung zivilgesellschaftlich getragener Stadtentwicklungsprojekte“, sogar die „unglaublich engagierte“  Montag Stiftung „zu vergraulen und damit das ganze Projekt Osthof Hallen Kalk vor die Wand zu fahren“. Das sei „eine mittlere Katastrophe für Kalk“.

Antrag der SPD im Liegenschaftsausschuss gestoppt 

Im Liegenschaftsausschuss stellte die SPD am Montag einen Dringlichkeitsantrag, um die Verwaltung aufzufordern, schnellstmöglich mit den verbliebenen Akteuren darüber zu reden, wie das Projekt nach dem Ausstieg der Stiftung weitergeführt werden kann. Doch der Antrag wurde vom Bündnis aus Grünen, CDU und Volt gestoppt. Begründung: Zu diesem Zeitpunkt hätten zu dem Thema nur Presseberichte, aber keine offiziellen Informationen der Stadt vorgelegen, so die Ausschussvorsitzende Sabine Pakulat (Grüne) auf Anfrage. Dass die Gespräche weiterliefen, sei ohnehin klar. Zum Ausstieg der Stiftung sagte sie: „Es wäre sehr schade, wenn diese Entscheidung endgültig wäre.“ Und weiter: Es sei „höchste Zeit“, dass sich die Stadt im Projektmanagement besser aufstelle.

SPD-Ratsherr Pascal Pütz sagte, dass sich die Stiftung zurückziehe und dies mit Verärgerung über die Stadtverwaltung begründe, seien Fakten. Diese als Gerüchte zu bezeichnen, „um einen SPD-Antrag von der Tagesordnung zu wischen“, werde der Sache nicht gerecht. „Das Ratsbündnis sollte zu einer Wortwahl zurückfinden, die Sachpolitik wieder möglich macht und Wege für Kompromisse zur Rettung des Projekts Osthallen Kalk freimacht.“

Ratsherr Michael Weisenstein (Linke) sagte, der Rückzug der Stiftung zeige, dass sich die Verwaltung nicht genug engagiert habe. „Es ist nicht klar, ob das Liegenschaftsamt hier an einem Strang zieht.“ Nun drohe sich das Projekt weiter zu verzögern. Die Stadt Köln erklärte, man habe den Rückzug der Stiftung „mit großem Bedauern zur Kenntnis genommen“. Die Stadt habe „nach wie vor großes Interesse, das Projekt zur Umsetzung bringen zu wollen, und verfolgt das Ziel, dem Projekt Osthof eine Perspektive zurückzugeben“.

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