Ordentlich nass war der Auftakt des Straßenkarnevals. Die Jecken auf dem Alter Markt hielt das nicht vom Feiern ab.
Karneval in KölnTausende Jecke trotzen dem Regen in der Kölner Altstadt

Konfetti-Kanone los: Seit 11.11 Uhr läuft der Straßenkarneval.
Copyright: Costa Belibasakis
„Wir sind doch nicht aus Zucker“, sagt Edith (85). Seit 5.15 Uhr in der Früh steht sie zusammen mit einer Freundin auf dem Alter Markt. Dass es zwischendurch immer mal wieder regnet, kann sie nicht erschüttern. Seit über 30 Jahren muss es für die Lindweilerin zu Weiberfastnacht die erste Reihe vor der Bühne sein. „Wir wollen doch alles mitkriegen“, begründet sie. Von Kempest Finest über die Höhner, die Funky Marys bis zu Cat Ballou und Lupo treten kölsche Top-Bands auf. Traditionell mit dabei: Marita Köllner, die Altstädter und das Dreigestirn.

Sorgten für Stimmung: die Funky Marys.
Copyright: Costa Belibasakis
Tausende Jecke haben sich die Eröffnung des Straßenkarnevals auf dem Alter Markt nicht entgehen lassen. „3000 Karten haben wir verkauft“, sagt Heinz Schulze, Sprecher der Altstädter, die die Veranstaltung traditionell ausrichten. 30 Euro kosteten die Karten in diesem Jahr.
Tropfen und Konfetti regnen um die Wette
Morgens um 9.30 Uhr als das Bühnenprogramm beginnt, schaut Schulze misstrauisch in den Himmel: Graue Wolken, aber noch ist es trocken. Leider ändert sich das schnell. Als Prinz Sascha I., Jungfrau Fieda und Bauer Werner um 11.11 Uhr den Straßenkarneval eröffnen, regnet es in Strömen. Die grünen und roten Konfettis, die zum Startschuss auf die Jecken rieseln, kleben an den Regencapes.

Warm ein gepackt oder mit nacktem Oberkörper: Jeder Jeck ist anders.
Copyright: Costa Belibasakis
Die Stimmung kann der Regen nicht trüben. Die meisten, die Karten für die Straßenkarneval-Eröffnung ergattert haben, sind erprobte Jecken. Das Wetter? „Scheiße. Aber. Egal“, bringt es eine rot-weiß gekleidete Kölsche auf den Punkt. Der hartgesottene Jeck trotzt dem Wetter. Dazu gehört auch eine kostümierte Musikgruppe aus Holland, allesamt in orangen Regencapes. „Wir kommen seit über 20 Jahren mit dem Bus für Weiberfastnacht“, sagt eine Frau. Dann zieht die Gruppe weiter durch die Altstadt.

Tanz der Altstädter.
Copyright: Costa Belibasakis
Schnell ins Trockene kommen will eine Horde junger Männer im Dandy-Look. „Wir sind aus Manchester und gespannt, ob jemand unsere Krawatten abschneidet“, ruft einer im Laufen. „Wir kommen aus Erding in Bayern“, erklärt ein Stückchen weiter ein Mitglied einer 18-köpfingen männlichen Jagdgesellschaft. Die Jäger warten vor dem Café Extrablatt am Alter Markt auf Einlass. „Auf gehts“ schmettern sie, die Holzflinten geschultert, als sie reindürfen. „Lieber schnell in die Kneipe bei dem Wetter“, sagen zwei mittelalte Frauen, die als Aperol-Spritz verkleidet sind.

Seit Urzeiten dabei: Marita Köllner heizte den Wievern ein.
Copyright: Costa Belibasakis
„Das sehr schlechte Wetter spiegelt sich auch in den Besucherzahlen“, bestätigt Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn beim Empfang der Oberbürgermeisterin im Hansasaal des Rathauses. Schlimm findet er das nicht. Dann feierten die Menschen eben in ihren Veedeln anstatt in die Innenstadt zu kommen. Oder sie blieben sogar zuhause im Umland.
Dabei macht Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) klar, dass in Köln nicht nur zu Karneval alle willkommen sind. „Unser Karneval steht allen offen. Köln ist und bleibt so aufgeschlossen und integrativ wie es unser Stammbaum besingt“, sagt Reker zu den geladenen Gästen. Aber sie schlägt durchaus auch kritische und nachdenkliche Töne an beim närrischen Empfang.

Voller Gefühl: Weiberfastnacht in der Kölner Altstadt
Copyright: Costa Belibasakis
„Es reicht nicht, die Vielfalt zu beschunkeln. Es kommt darauf an, sie jeden Tag zu leben“, mahnt Reker angesichts der Proteste gegen rechte Auswüchse. Ihr Appell für die Tollen Tage und danach: „Sorgen wir dafür, dass wir die Stärke der jecken Vielfalt mit in die kommenden Monate nehmen.“
