Besuch der Kinder-HNO in KölnKinderbauer Severin setzt sich für Integration ein

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Kölns erster gehörloser Kinderbauer Severin Rombach

Kölns erster gehörloser Kinderbauer Severin Rombach kann mithilfe von Cochlea-Implantaten hören.

Prinz Julius I., Bauer Severin und Jungfrau Benedikta sind in dieser Session als Kinderdreigestirn unterwegs. Der Besuch im Cochlea-Implant-Zentrum an der Kölner Uniklinik war besonders für Bauer Severin ganz besonders.

Die Auftritte machen Kinderbauer Severin am meisten Spaß. Wenn er zusammen mit Kinderprinz Julius I. und Jungfrau Benedikta in diesen Tagen die Bühnen der verschiedenen Säle betritt, strahlt er über das ganze Gesicht. Noch mehr am Mittwochnachmittag in der Kinder-HNO-Klinik der Uniklinik, in der schon viele kleine Patientinnen und Patienten im Kostüm gespannt auf das kleine Dreigestirn warten. Denn bei diesem Besuch hat Severin eine Art Heimspiel. 

Der neunjährige Severin Rombach ist Kölns erster gehörloser Kinderbauer. Er kam hörend zur Welt, ertaubte aber mit einem Jahr durch eine Infektion. Mit zwei Jahren wurden ihm in der Kölner Uniklinik zwei Cochlea-Implantate eingesetzt, elektronische Hörprothesen, die ihm das Hören wieder möglich machen. So lernte er als Kleinkind erst die Gebärdensprache und dann die Lautsprache, so perfekt, dass seine Hörbehinderung gar nicht auffällt.

Severin verrät ein in der Uniklinik ein Geheimnis über seinen Helm: Der hat Löcher für seine Cochlea-Implantate.

Severin verrät ein in der Uniklinik ein Geheimnis über seinen Helm: Der hat Löcher für seine Cochlea-Implantate.

Manche Wörter lassen sich mit den dicken Handschuhen seines Bauern-Ornats nicht so gut gebärden, gibt Severin zu. Prinz Julius und Jungfrau Benedikta haben so einige Gebärden von ihm gelernt und in ihren Auftritt eingebaut, etwa die Gebärde für den Dom oder die für Kölle Alaaf. „Ich trage CIs! Du denkst, das ist nicht normal? Du hast recht: Ich bin genial“, heißt es in Severins Rede. Warum er im Karneval auch ein Zeichen für Integration setzen will, weiß der Neunjährige genau: „Die behinderten Leute fühlen sich häufig einsam, weil sie behindert sind. Aber es sollen ja alle beim Karneval mitmachen.“ Der diesjährige Kinderbauer ist seit sechs Jahren im Fastelovend aktiv, zusammen mit seinen Eltern Marcel und Britta sowie seinem zwei Jahre älteren Bruder singt er seitdem im an der Uniklinik gegründeten inklusiven Chor der KG Jecke Öhrcher - auch auf Gebärdensprache.

Helm des Kinderbauers ist eine Sonderanfertigung

Nur zum Schlafen nimmt Severin die „CIs“ raus, sogar Schwimmen ist mit einer wasserdichten Hülle möglich. Seine Implantate sind unter dem Helm des Bauern kaum zu sehen - und doch ist dieser eine Sonderanfertigung. „Wegen der Magnete“, erklärt Severin auch den Kindern in der Uniklinik. Denn der Sprachprozessor haftet mithilfe von Magneten außen an seinem Kopf. Deshalb hat der Helm mit den Pfauenfedern an der Seite ein verstecktes, kreisrundes Loch in der Größe des Implantats, damit beim Tragen des Ornats nichts verrutschen kann. 

Das Cochlea-Implant-Zentrum an der Kölner Uniklinik hat seit mehr als 20 Jahren Erfahrung mit den Implantaten. Im Jahr werden hier rund 30 Kinder operiert, ab sechs Monaten ist eine OP möglich. Danach bietet das Zentrum eine lebenslange Betreuung und Nachsorge des Implantats. „Es ist eine geniale Chance, dass diese Kinder so die Lautsprache erwerben können, und es ermöglicht Teilhabe an einem normalen, lautsprachlichen Alltag“, sagt die Leiterin des Zentrums, Dr. Ruth Lang-Roth. Dass Severin als Kinderbauer auftritt, macht die Ärztin stolz: „Severin ist einer von uns.“

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