Mit einer gezielten Kampagne soll das Thema Alkoholkonsum bei Jugendlichen an Karneval in den Fokus rücken. Wir zeigen, was geplant und warum das nötig ist.
Schunkeln statt SchwankenSo will Köln an Karneval gegen Alkohol bei Jugendlichen vorgehen

Vor allem an den Karnevalstagen greifen viele Kinder und Jugendliche zu Hochprozentigem.
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„Dass sie auf die Zülpicher gehen und trinken, war für uns immer eine Horrorvorstellung“, erinnert sich ein Vater an die Zeit, als seine Töchter noch minderjährig waren. Nach wie vor dürften nicht wenige Eltern von Minderjährigen sich Karneval wegen eines möglichen Alkoholkonsums ihrer Kinder sorgen. Die Stadt versucht auch in diesem Jahr vorzubeugen – mit der bekannten Kampagne „Keine Kurzen für Kurze“.
„Im Vorfeld der Karnevalstage wird die Stadt Köln mit dem Infomaterial der Kampagne für die Einhaltung des Jugendschutzes – insbesondere die Abgabe von Alkohol und Tabakwaren – werben“, heißt es auf Nachfrage. Bei dieser Kampagne werden Betreiber von Kiosken, Einzelhandel, und Gaststätten gezielt angesprochen und darauf aufmerksam gemacht, dass sie Alkohol nicht an Minderjährige verkaufen dürfen. Vor allem im Bereich des Univiertels und der Altstadt soll es Informationen geben.
Ordnungsamt verteilt Jugendschutz in verschiedenen Sprachen
„Um Sprachbarrieren zu überwinden und dadurch die Präventionsarbeit zu verbessern sowie im Ergebnis auch die Akzeptanz und die Einhaltung des Jugendschutzes zu erhöhen, wird der Ordnungsdienst Auszüge des Jugendschutzes im Taschenformat in verschiedenen Sprachen wie Türkisch, Arabisch oder Russisch an entsprechende muttersprachliche Gewerbetreibende ausgeben“, teilt die Stadt mit. Zusätzlich hat der Ordnungsdienst auch schon im vergangenen Jahr einen Schwerpunkt auf die Überwachung des Jugendschutzes gelegt. Zur Karnevalssession 2023/24 soll dann – wieder mit Netzwerkpartnern und Trägern – eine modernisierte Kampagne aufgelegt werden.
Mit mehr als 31 000 Euro jährlich unterstützt die Stadt Köln zudem finanziell die Umsetzung des Konzeptes „Hart am Limit“ (HaLT). Das Alkoholpräventionsprogramm der Drogenhilfe Köln wendet sich direkt an Kinder und Jugendliche und deren Eltern. Nicht nur, aber auch während der Karnevalstage sind das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße, die Kinderklinik der Uniklinik und die Kinderklinik im Krankenhaus Porz in das Projekt HaLT eingebunden. „Für die Familien ist es oft ein Schock, wenn Kinder oder Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus kommen“, sagt Ralf Wischnewski von der Drogenhilfe Köln.
Einmaliger Ausrutscher oder kommt es öfter vor
Den betroffenen Familien werden bereits in der Klinik Kontakte zum Team der Drogenhilfe vermittelt, damit den Kindern und Jugendlichen sowie den Eltern zeitnah Gespräche angeboten werden können. „Wir bieten Einzelgespräche an, aber auch Gruppenangebote, in denen sich die Jugendlichen mit anderen austauschen können“, erklärt Wischnewski. Es gehe nicht darum, den Zeigefinger zu heben. „Wir reflektieren die Situation gemeinsam, finden raus, ob es ein einmaliger Ausrutscher von jemandem war, der noch keine Erfahrung mit der Wirkung von Alkohol hat. Oder ob das vielleicht schon öfters vorgekommen ist. Wir helfen den Familien dann, mit der Thematik umzugehen, um Stress zu vermeiden.“
Nach den pandemiebedingten Lockdowns beobachten die Mitarbeitenden der Drogenhilfe gleich zwei Altersstufen, die mit Alkohol und anderen Suchtmitteln experimentieren. Zum einen sind es die Jugendlichen, die jetzt in die Pubertät kommen, zum anderen diejenigen, die in der Corona-Zeit darin ausgebremst wurden. „Wir sehen gerade, dass es viel Nicht-Wissen gibt. Viele wollen endlich über die Stränge schlagen und frei sein. In Bezug auf den Alkoholkonsum kann das allerdings auch problematisch werden“, sagt Ralf Wischnewski. Alkoholvergiftungen, Unfall- und Verletzungsgefahr bis zu Suchtproblematiken seien die Folgen.
Zahl der „Komasäufer“ in der Pandemie deutlich zurückgegangen
89Alkoholvergiftungen von Kölner Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 20 Jahren, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, verzeichnet das Statistische Landesamt NRW für das Jahr 2021.
Im Vergleich zu 2020 ist das ein Rückgang von 12,7 Prozent. In jenem Jahr mussten noch 102 Alkoholvergiftungen in einem Kölner Krankenhaus behandelt werden. Der Rückgang ist bei Mädchen und Jungen unterschiedlich. Während die Zahl bei den Jungen um 15,9 Prozent sank, waren es bei den Mädchen nur 10,3 Prozent.
Einen Flyer mit Hinweisen zum Umgang mit Alkohol an Karneval – den sogenannten „11er Rat“ – finden Eltern in sieben Sprachen auf der Webseite:
„KölleAlarm“ ist die größte alkoholfreie Party für Teens von 12 bis 16 Jahren. Sie startet am Karnevalsfreitag, 17. Februar, um 17 Uhr im Dorint an der Messe. Einlass ist um 16 Uhr, Ende um 22 Uhr. Auf dem Programm stehen unter anderem Eko Fresh, Soul Bros, Slooon und das Kölner Dreigestirn. Eintritt 12,50 Euro (inklusive Imbiss und ein Getränk). Karten gibt es im Vorverkauf unter anderem über Kölnticket.