Zur Finanzierung des Kölner Rosenmontagszugs wird traditionell eine Matinee in der Philharmonie veranstaltet. Zugleiter Holger Kirsch moderierte die gut besuchte Veranstaltung und freute sich über einen beachtlichen Zuschuss.
KarnevalMatinee bringt 20.000 Euro für Kölner Rosenmontagszug

Seltene Aufführung: Die Tanzpaare der Kölner Traditionskorps präsentieren in der Philharmonie den Neunertanz.
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Die Bühnenbretter der Philharmonie sind klassische Klänge gewohnt, insofern ist das dumpfe „Humba Humba“ der Paveier am Sonntagmittag durchaus fremd. Doch die Mischung aus Rap und Rock funktioniert, denn im Publikum sitzen Menschen, die mit karnevalistischen Klängen vertraut sind. Und dann darf Sänger Sven Welter fast in Endlosschleife beteuern, „kein Mann für eine Nacht“ zu sein, „Leev Marie“ heißt das dazugehörige Lied.
Sie haben durch ihr Kommen einige Extras im Jubiläumszoch ermöglicht
„Es war eine grandiose Zeitreise durch 200 Jahre Karneval, und Sie haben durch Ihr Kommen einige Extras im Jubiläumszoch ermöglicht“, dankte Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn bei der Karnevalistischen Matinee in der Philharmonie. Da hielt Zugleiter Holger Kirsch, der durch das Programm führte, bereits den symbolischen Scheck über 20 000 Euro in der Hand. Eine solch hohe Spende gab es noch nie für die Finanzierung eines Rosenmontagszuges.
Ostermann, Berbuer und betrunkene Funken
In der Philharmonie war möglich, was in normalen Sälen oft auf der Strecke bleibt. „Einzelne Instrumente herauszuhören, das hat Qualität“, bemerkte Kuckelkorn vor allem in Richtung Kohberg-Orchester. Auch andere Musiker, die sonst auf umfangreiche Beschallungstechnik angewiesen sind, schätzten die Gelegenheit, handgemachte Musik zu spielen. Auf ihre ersten Auftritte im Straßenkarneval vor 200 Jahren besann sich die Tanzgruppe der Hellige Knäächte un Mägde bereits bei der eigenen Jubiläumsfeier in der Volksbühne. Begleitet vom Kohberg-Orchester und Sänger Norbert Schumacher präsentierte die Traditionsgruppe rund um die Harlekinfigur jeckes Bääntchen historische Kreistänze und schmissige Zwanziger-Jahre-Rhythmen zu Ostermann-Melodien. War das schon eine seltene Aufführung, so folgte der noch seltener gezeigte Neunetanz aller Paare der Traditionskorps.
Als im Jahr 1823 der erste Rosenmontagszug um den Neumarkt zog, waren auch schon die ersten Roten Funken dabei, die nun auch in der Philharmonie aufzogen. „Wir freuen uns, dass wir hier sein dürfen, obwohl – wie Sie gehört haben – wir schlecht bezahlt und meistens betrunken sind“, konterte Rote-Funken-Kommandant Heinz-Günther Hunold eine geschichtliche Betrachtung von Moderator Kirsch. Tosenden Applaus gab es für die Luftakrobatik von Tanzoffizier Florian Gorny und „Mariechen“ Judith Gerwing.
Thomas Cüpper, sonst bekannt als „Et Klimpermännche“, sang ein Medley von Milieu-Liedern des Karnevalsliederdichters Willi Ostermann. Dem großen Krätzchen-Komponisten der Nachkriegszeit, Karl Berbuer, widmete der „Jahrhundert-Prinz“ von 1993, Wicky Junggeburth, ein Medley, darunter der Trizonesien-Song, der in der Nachkriegszeit zur heimlichen Nationalhymne wurde.