Marc Michelske (34) hat klare Anforderungen an die Rahmenbedingungen von Karnevalsfeiern. In den vergangenen Jahren hat er sich an den tollen Tagen meist zwischen Kneipe und Karnevalszügen bewegt. „Am liebsten feier ich dort, wo es saubere Toiletten gibt und geruchsneutral ist“, bekennt er kritisch. Die Hofburg dürfte ein angemessenes Ambiente bieten. Nur in einigen Karnevalssälen müsste vor den Auftritten des Dreigestirns vielleicht mal durchgelüftet werden, denn Michelske ist designierter Prinz.
Am auftrittsfreien Montag will er sich den Kindern widmen
Der Wunsch, in roten Schuhen und weißer Strumpfhose hofiert zu werden, gärt schon seit fünf Jahren in Marc Michelske, Rechtsanwalt, spezialisiert auf Verkehrsrecht. „Die Idee hatte der Bauer. Und je mehr ich mitbekommen habe, was das Dreigestirn alles erlebt und mitbekommt, desto größer wurde mein Wunsch“, erzählt er. Michelske ist Vizepräsident und Sitzungsleiter der Schlenderhaner Lumpe, einer kleinen Gesellschaft aus dem Norden der Stadt.
Eine der größten Herausforderungen für Michelske wird wohl die Dauer der Session werden. Aschermittwoch ist erst am 6. März 2019, sein Lebensmittelpunkt wird etwa zwei Monate lang nicht bei seiner Frau Sharon und den drei Kindern Claire (10), Mary (8) und Tom (3) liegen. Doch zumindest montags wird das Trifolium frei haben. „Dann werde ich einen Schwimmkurs mit meiner Tochter besuchen. Es wird mir sicherlich fehlen, die Kinder um mich rum zu haben“, vermutet er. Zur familiären Verstärkung haben die Michelskes bereits ein Au-pair-Mädchen aus Italien verpflichtet.
Kanzlei auf Abwesenheit vorbereitet
Der designierte Prinz ist ein gewissenhafter Mensch. Seine Kanzlei hat er bereits auf die Zeit seiner Abwesenheit vorbereitet. Und er hat Kölsch-Unterricht genommen. „Ich spreche rheinischen Dialekt, die Redebeiträge auf der Bühne sollen aber in sauberem Kölsch gesprochen werden“, kündigt er an. Auch Gesangsstunden hat er genommen. „Ich habe immer gesungen, ohne es wirklich zu können. Aber die Lehrerin meint, meine Stimme sei bühnenreif“, sagt er und lächelt. Dem Zufall lässt Michelske nicht viele Chancen.
Mit den Liedern der Bläck Fööss ist Marc Michelske groß geworden, sein Vater legte gerne mal Lieder von Johnny Cash auf, erzählt er. Im Auto oder daheim hört er gerne die Hits von AC/DC, Hip-Hop-Stücke der deutschen Band „Blumentopf“ oder die Lieder der Folk-Punk-Band „Dropkick Murphys“. Der Vater seiner Frau Sharon stammt aus Irland. Die Michelskes leben in Bickendorf. Auf dem Speicher ihres Hauses befindet sich ein großer Kostümfundus. „Die Verkleidungen sind sehr mädchenlastig“, weiß Sharon Michelske. Tom, der Sohn des Prinzen, weiß jedenfalls schon, was er Karneval werden will: Feuerwehrmann.
Der Karneval hat in der Familie des Prinzen immer eine Rolle gespielt. Seine Ururgroßeltern waren Gründungsmitglieder der Lesegesellschaft von 1872, sein Großvater war dort Präsident, sein Vater ist es heute. Marc Michelske ist zudem Mitglied in der Großen Allgemeinen, beim Treuen Husar und natürlich bei den Schlenderhander Lumpe. Außerdem gehört er einem Tierschutzverein an und der Elterninitiative der Kita seines Sohnes. „Man kann mich wohl als Vereinsmeier bezeichnen“, meint er. Vielfach engagiert ist er in jedem Fall.