Wo Karneval Schule machtWie man in Porz neue Wege für den Nachwuchs geht

Copyright: Denzer
- In Porz geht man im Fastelovend seit Jahren neue Wege
- Um jungen Menschen zu zeigen, worum es im Karneval wirklich geht, wurde hier ein Projekt ins Leben gerufen.
- Eine Session lang bekommen Viertklässler einer Porzer Grundschule den Karneval näher gebracht.
- René Denzer stellt das Projekt vor.
Köln – Der Fastelovend wird schneller, lauter, dynamischer – doch das muss keine schlechte Entwicklung sein. Ein gutes Beispiel ist das Porzer Dreigestirn um Prinz Freddy I. (Frederic Braun), Bauer Sven (Seven Czakalla) und Jungfrau Jaci (Jacqueline Schmitz). Bauer Sven ist mit 30 Jahren, der Älteste. Zusammen bringen sie es auf 85 Lenze. Mit vollem Körpereinsatz, Esprit, decker Trumm und jede Menge Spaß in den Backen haben sie noch jeden ihrer knapp 180 Auftritte gerockt. Mit im Gepäck eine gehörige Portion „Hätz un Siel“.
Weniger über „die Idioten“, die sich daneben benehmen, reden, dafür mehr über die, die den Karneval verstehen und das Brauchtum leben, warben sie bei ihrer Proklamation. Mit der Faust auf sein Herz klopfend hatte Prinz Freddy I. gesagt: „Gerade wir jungen Karnevalisten versprechen Euch aus tiefstem Herzen: Wir werden alles dafür tun, alles, dass es auch in Zukunft so mit dem Fastelovend wigger jeit. Un dat et Lück jitt, die wisse, wo drup et ankütt.“ Die Botschaft des Trifoliums: „Maht üch kein Sorje um dä Fastelovend.“ Die machen sich Stephan Demmer und Holger Harms, Präsident und Geschäftsführer des Festausschusses Porzer Karneval (FAS), auch nicht. Aber nur, weil sie und die Mitglieder des Dachverbandes der Porzer Karnevalisten begriffen haben, dass sie was tun müssen. In den vergangenen Jahren hat der FAS mehrere Projekte auf den Weg gebracht. Ziel: Kinder für das Brauchtum begeistern. „Karneval ist mehr als bunte Klamotten zu tragen und Alkohol zu trinken“, sagt Demmer. Doch das müsse man vorleben. Um das den Pänz zu verdeutlichen, sei „Karneval macht Schule“ entstanden.

Ende 40 oder Mitte 50 zu sein und mit Bierbauch auf der Bühne zu stehen, ist keine Voraussetzung für das höchste Amt im Porzer Karneval. Stephan Demmer, FAS-Präsident
Copyright: Denzer
Das Projekt befindet sich im fünften Jahr. Eine Session lang bekommen Viertklässler einer Porzer Grundschule den Karneval näher gebracht. Es gibt besondere Schulstunden bei denen verschiedene Facetten des Fasteleers beleuchtet werden. Dazu zählen Symbolik, die kölsche Sproch. Was ist ein Dreigestirn? Was ist eine Garde? Was machen Tanzgruppen, wenn sie keinen Auftritt haben? Antworten auf diese und andere Fragen sollen die Kinder mit Hilfe von Lehrern, engagierten Karnevalisten und auch prominenten Fastelovends-Vertretern wie Guido Cantz später selbst beantworten können. Am Ende winkt den Pänz die Teilnahme am Rosensonntagszoch in Porz mit selbstgebastelten Kostümen und zur Verfügung gestelltem Wurfmaterial. „Das Projekt ist ein Mehrwert für den ganzen Porzer Karneval“, sagt Holger Harms. Sind die Kinder vom Fastelovend begeistert, ist der Zuspruch bei den Vereinen größer. „Können die Pänz nichts mit Karneval anfangen, fehlt den Vereinen irgendwann der Nachwuchs“, so die Rechnung des Geschäftsführers.
Da das Projekt auch Geld kostet, je nach Zügigkeit der Schule rund 10 000 Euro, und man nicht immer Klinken putzen und den Geldtopf des FAS auf keinen Fall anzapfen wollte, wurde ein Förderverein gegründet. Bei dem „Pänz Proje(c)kt“ betitelten Verein zeigt sich, dass die Porzer Karnevalisten auch hier andere Wege gehen. Neben den Vorsitzenden Harms und Demmer, sind mit Marina Schütz und Anna Demmer, zwei junge Damen Anfang 20 dabei. Sie sind auch im Vorstand des FAS und kümmern sich um die Jugendarbeit, halten Kontakt zu den Tanzgruppen und organisieren mittlerweile den „Porzer Pänz Dance“. „Wir wollen junge Menschen auch in Verantwortung bringen“, sagt Stephan Demmer. Besonders für den Jugendbereich sei das wichtig. „Was soll ich jungen Menschen zum Tanzen erzählen?“ Da hätten jungere Leute einen viel besseren Draht zu. Beim „Pänz Dance“ klappe das hervorragend. „Rund 150 Kinder stehen im Porzer Rathaussaal auf einer großen Bühne und zeigen, was sie können.“
Ein junges Trifolium, wie das dieser Session, trage ebenfalls dazu bei, junge Menschen für den Karneval zu begeistern. Das Signal: „Ende 40 oder Mitte 50 zu sein und mit Bierbauch auf der Bühne stehen, ist keine Voraussetzung für das höchste Amt im Porzer Karneval“, so FAS-Präsident Demmer augenzwinkernd.