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Projekt offene SchulhöfeKölner Kinder müssen weiter draußen bleiben

Lesezeit 4 Minuten
Ein Schulhof mit Klettergerüst.

Nachmittags und in den Ferien geschlossen: der Schulhof der GGS Nesselrodestraße in Niehl.

Obwohl die Politik Ende Januar einhellig eine kurzfristige Weiterführung des Projekts offene Schulhöfe forderte, ist bisher wenig passiert.

Der Auftrag an die Verwaltung war eindeutig: Ende Januar sprachen sich die Mitglieder des Schulausschusses dafür aus, das Projekt „offene Schulhöfe“ weiterzuführen. Beim Projekt stehen Schulhöfe nachmittags und in den Ferien zum Spielen und Toben zur Verfügung. Doch mehr als vier Monate später sind die meisten der offenen Schulhöfe in den neun Bezirken der Stadt Köln noch geschlossen. Leidtragende sind die Kinder.

Die Gemeinschaftsgrundschule Nesselrodestraße in Niehl ist eine der Schulen, in der seit Dezember 2024 die Tore vor dem Hof nach Schulschluss dicht sind. Begründet hatte die Verwaltung die kurzfristige Entscheidung zur Schließung mit Sparzwang. Auf rund 500.000 Euro Kosten habe sich die Öffnung von insgesamt neun Schulhöfen jährlich summiert. Eine Summe, die für Verwunderung bei der Politik sorgte. Der Auftrag an die Verwaltung lautete: nach Sparpotential und nach Alternativen zum Reinigungsdienst zu suchen.

Schulhof Nesselrodetr

Schulhof Nesselrodetr

„Alle bisher beteiligen Schulen wurden angeschrieben, inwieweit sie sich vorstellen können, eine Schulhoföffnung unter anderen Voraussetzungen - zum Beispiel in Eigenregie mit der Schulgemeinde - fortzusetzen“, teilt die Verwaltung auf Rundschau-Nachfrage mit. Wie die Antworten waren, wird nicht mitgeteilt. Aus mehreren Schulen war jedoch zu hören, dass ein Betrieb in Eigenregie nicht zu stemmen sei. „Das können wir nicht leisten. Es braucht von Seiten der Stadt ein klares Konzept, wer, wann und wie zuständig ist. Die Stadt muss die Rahmenbedingungen schaffen“, sagt eine Grundschulleiterin aus dem Kölner Norden.

Dabei betont die Schulleiterin, wie gut der offene Schulhof angenommen worden sei und wie wichtig sie das Angebot findet. „Es haben sogar Familienfeiern dort stattgefunden“, schwärmt sie.

Schulhof Nesselrodetr

Schulhof Nesselrodetr

Brief an Amt für Schulentwicklung

An der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Nesselrodestraße in Niehl sind Schulpflegschaft und Schulleitung einen Schritt weiter gegangen: Sie haben im Mai einen Brief an die Leiterin des Amts für  Schulentwicklung der Stadt Köln, Anne Lena Ritter geschrieben. Darin bitten sie eindringlich um eine Wiedereröffnung des Schulhofes. „Unser Schulhof ist mehr als ein Ort, an dem sich die Schüler in den Pausen die Beine vertreten. Hier ist der Treffpunkt unseres Veedels, auch an den Nachmittagen und am Wochenende“, heißt es in dem Brief.

„Wir hätten sehr gerne wieder den offenen Schulhof. Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch von den Eltern kam die Rückmeldung, dass es für sie wichtig ist, dass ihre Kinder hier einen sicheren Ort haben“, sagt Birger Heusinger, Direktor der GGS Nesselrodestraße. Er erläutert: „Viele Menschen in der Nachbarschaft wohnen in Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern, so viele attraktive Spielplätze gibt es in der Gegend nicht  – unser Schulhof ist groß.“

Attraktive Freizeitangebote

Auf dem Schulhof an der Nesselrodestraße kann man Fußball spielen und Basketball. Es gibt einen Klettergarten. Eine ganze Reihe von Kindern haben nach Auskunft des Schulleiters auf dem Schulhof Fahrradfahren gelernt. „Er ist als Ort für die Kinder wichtig.  Probleme mit Vandalismus hatten wir nie. Eigentlich hätten wir nach den Diskussionen Anfang des Jahres gedacht, dass der Schulhof schnell wieder geöffnet wird“, sagt Heusinger.

Die FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln bringt nun das Thema offene Schulhöfe erneut auf die Tagesordnung im Schulausschuss. Sie möchte wissen, ob die Schulhöfe wieder geöffnet sind. Schon im Vorfeld kommt harsche Kritik, die Rede ist von einer „Mogelpackung von Grünen, CDU und Volt“.  Stefanie Ruffen, schulpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, kritisiert: „Mit einem Federstrich Schulhöfe, ohne jeglichen Finanzierungsvorschlag zur freien Nutzung wieder zu öffnen, nachdem man entsprechende Haushaltsmittel gekürzt hat – das ist keine seriöse Politik, das ist reiner Schwindel.“

Für Ruffen ist klar: „Wenn man ernsthaft will, dass Schulhöfe in einem sicheren und geregelten Rahmen auch nachmittags oder abends genutzt werden, dann muss man auch die Ressourcen dafür bereitstellen. Alles andere ist nichts weiter als der übliche PR-Stunt des Bündnisses – wohlklingend, aber wirkungslos.“

Birger Heusinger

Birger Heusinger leitet die GGS Nesselrodestraße

Noch läuft die Suche nach einer Lösung für den Betrieb der offenen Schulhöfe. Die Verwaltung habe, so wird auf Nachfrage mitgeteilt „sich mit einzelnen Bezirken zu aktuell bereits in Eigenregie durchgeführten guten Beispielen in Schulen ausgetauscht, um hieraus Rückschlüsse für ein mögliches kostenneutrales Konzept auch an anderen Standorten zu ziehen“.

Sportvereine, die größtenteils ehrenamtlich organisiert sind, können nach Auskunft der Verwaltung die rechtliche Verantwortung meist nicht tragen. „Sollte es dennoch Vereine geben, die sich dazu bereit erklären, erfolgt die Prüfung einer Realisierung im engen Austausch zwischen den zuständigen Ämtern der Stadt Köln“, teilt die Stadt mit.

Hierzu seien zeitnah weitere Gespräche mit den Beteiligten vorgesehen. Dem Vernehmen nach sollen die Schulleitungen am 25. Juni eingeladen sein. Ob die Schulhöfe in den Sommerferien, die am 14. Juli beginnen, wieder als sicherer Ort in der Nachbarschaft zu nutzen sein werden, ist ungewiss.

Sie hielten das für wenig wahrscheinlich, lassen mehrere Schulleitungen durchblicken.