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Kinderporno, Spam, GewaltWie die Eco-Beschwerdestelle in Köln funktioniert

Lesezeit 3 Minuten
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Peter-Paul Urlaub und Kira Peek bewerten die Beschwerden – und schalten gegebenenfalls die Polizei ein.

  • Kinderpornografie, Volksverhetzung, Gewaltdarstellungen, Aufforderung zu Straftaten – alles kann an die Kölner Stelle gemeldet werden.
  • 320.094 Beschwerden gingen in dem Büro in Ehrenfeld im vergangenen Jahr ein.
  • Im Kernteam der Beschwerdestelle arbeiten vier Volljuristen, die von drei juristisch ausgebildeten Content-Analysten unterstützt werden.
  • Ein Blick hinter die Kulissen

Köln – „Jeder Hinweis zählt“, steht über dem Online-Formular. Wer hier weiterklickt, landet direkt in der Beschwerdestelle des Kölner Eco Verbandes. Beschwerdestelle? Das klingt so harmlos. Ist es aber nicht. Hier kann sich jeder melden, der einen rechtswidrigen Internet-Inhalt gefunden hat: Kinderpornografie, Volksverhetzung, Gewaltdarstellungen, Aufforderung zu Straftaten. Aber auch, wenn unerlaubte Werbe-Mails und Newsletter, also „Spam“ im E-Mail-Postfach angekommen sind.

3097 Meldungen waren berechtigt

320.094 Beschwerden gingen in dem Büro in Ehrenfeld im vergangenen Jahr ein. Seit 2014 hat sich ihre Zahl verdoppelt. Die meisten Beschwerden betreffen Spam. Aber dann waren da 2018 noch rund 8500 Meldungen zu den anderen Bereichen, 3097 wurden als berechtigt eingestuft. Fast drei Viertel betrafen kinderpornografische Inhalte.

Im Kernteam der Beschwerdestelle arbeiten vier Volljuristen, die von drei juristisch ausgebildeten Content-Analysten unterstützt werden. „Es ist wichtig, diese Inhalte aus dem Netz zu bekommen“, sagt Peter-Paul Urlaub (35). Seit sechseinhalb Jahren ist er schon dabei, hat als Jura-Referendar auf der Suche nach einem Nebenjob in der Beschwerdestelle angefangen. Jeden Tag, diese Bilder und Hinweise? Geht das? „Das Ziel, das hinter unserer Arbeit steht, treibt mich an“, erklärt seine Kollegin Kira Peek (32). „Aber es ist wichtig, dass man ein gefestigtes Umfeld hat.“ Und einen Zusammenhalt im Team. Es bestehe zusätzlich das Angebot, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Kira Peek kam ebenfalls während des Referendariats zur Beschwerdestelle. Gearbeitet wird in Schichten, auch die Gremienarbeit muss erledigt werden, ebenso die Bearbeitung der Spam-Beschwerden – Zeit für ein wenig Abstand zu den belastenden Themen.

Der Eco Verband

Vor mehr als 20 Jahren wurde die Beschwerdestelle des Eco Verbands gegründet. Über das Online-Portal werden Meldungen über alle Internetdienste entgegengenommen, also auch über Tauschbörsen und Chats. In Deutschland gibt es zwei weitere Beschwerdestellen, die im weltweiten Netzwerk Inhope (inhope.org) tätig sind.

Der Eco Verband der Internetwirtschaft e.V. ist nach eigenen Angaben mit 1100 Mitgliedsunternehmen der größte Verband der Internetwirtschaft in Europa, er setzt sich für ein „freies, technikneutrales und leistungsstarkes Internet“ ein. Der Eco Verband mit Standort in Ehrenfeld besteht seit 1995. (kl)

Allerdings haben die Meldungen zu kinderpornografischen Inhalte absolute Priorität, sagt Kira Peek. Nach der juristischen und technischen Überprüfung werde umgehend die Polizei eingeschaltet – sofern sich herausstellt, dass die fraglichen Seiten auf deutschen Servern liegen. 641-mal im vergangenen Jahr. Anschließend wird dafür gesorgt, dass die Inhalte aus dem Netz verschwinden.

Die Gesamterfolgsquote liegt bei mehr als 96 Prozent, heißt es im Jahresbericht der Beschwerdestelle. Befinden sich die Inhalte nicht auf deutschen Servern, wird eine der 45 Partner-Beschwerdestellen weltweit informiert, die ihrerseits die Strafverfolgungsbehörden alarmiert. In Deutschland gehostete Webseiten mit Kinderpornografie waren durchschnittlich nach 2,97 Tagen gelöscht, erklärt der Jahresbericht. Weltweit dauerte es 10,21 Tage.

Die Meldungen an die Beschwerdestelle können ohne Angabe eines Namens oder einer E-Mail-Adresse erfolgen. Etwa die Hälfte der Meldungen gehe anonym ein, erklärt Peter-Paul Urlaub.

beschwerdestelle.eco.de

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