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Kleinod aus den 50er-JahrenSo wurde die Kölner Königin-Luise-Schule saniert

4 min
Eine Gebäudefassade.

Renovierte Königin-Luise-Schule.

Der sanierte Altbau der Königin-Luise-Schule kann wieder genutzt werden. Zur Wiedereröffnung kamen Hunderte Menschen.

Er gefällt: Zur Wiedereröffnung des neuen Altbaus der Königin-Luise-Schule kamen am Mittwoch Hunderte Menschen. Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte und unzählige Ehemalige. „An den Handlauf der Treppe erinnere ich mich noch genau“, sagt ein Mann, der 1989 Abitur gemacht hat. Das Amt für Denkmalpflege hat sich große Mühe gegeben, den Schulbau, der 1959 eröffnet wurde, in jenem Licht erstrahlen zu lassen, in dem er im Nachkriegsdeutschland leuchtete. 

Funktionalität, Flexibilität, Leichtigkeit

Das zweiflügelige Schulgebäude ist typisch für die Schularchitektur der 1950er-Jahre, die durch aufgelockerte Grundriss- und Fassadengestaltungen und lichtdurchflutete Räume gekennzeichnet war. Architekt war Peter Friedrich Schneider. Er war Meisterschüler bei Peter Behrens, der ein Büro zusammen mit Le Corbusier, Mies van der Rohe und Gropius hatte. Architektonische Gedanken des Bauhauses - Funktionalität, Flexibilität, Leichtigkeit - flossen in Schneiders Entwurf ein. 

Für die Kunst am Bau war Georg Meistermann zuständig. „Georg Meistermann hat die Ost- und Westfassade gestaltet und die Malerei im Atrium. Es gibt von ihm auch noch eine kleine Wand im Außenbereich, die mit Keramik versehen ist“, erläutert Rita Pesch, Gebietsreferentin für Innenstadt, Neustadt und Deutz beim Stadtkonservator. Bei der Wiederherstellung des Originalzustands musste sie Detektivarbeit leisten und versuchen, zu beheben, was in den 1980-er und 1990-er Jahren verschandelt wurde. „Wir haben hinter die Leisten geguckt, wir haben gekratzt“, erzählt Pesch. Heraus kam: Es gab ein Farbkonzept für die gesamte Schule.

Ein Teil der Fassade der Königin-Luise-Schule.

Renovierte Königin-Luise-Schule.

Farbkonzept wiederhergestellt

Dieses Farbkonzept mit frischen Pastelltönen wurde wiederhergestellt. „Jede Etage hat eine andere Farbe, sogar die Heizungsnischen waren farbig markiert“, sagt Rita Pesch. Man merkt ihr an, wie sehr sie die Schule als Denkmalpflegerin schätzt. „Hier wurde ein Gesamtkunstwerk geschaffen“, stellt sie fest.

Wer die wiederhergestellten Klassen betritt, kann nur staunen: Formschöne Hängeleuchten aus Milchglas baumeln von der Decke, die Flächen an den Wänden sind in lindgrün, hellgrau und beige getönt. An der Längsseite gegenüber den Fenstern mit den dunkelgrauen Vorhängen ist eine alte Kreidetafel aufgehängt. „Im Unterricht benutzen wir schon das Smartboard“, sagt ein Schüler. Die alte Tafel findet er trotzdem „cool“. 

Spagat zwischen Originaltreue und Normen

Dass das alte Parkett in den Klassenräumen bei der Generalsanierung weichen musste und nun durch Linoleum ersetzt ist, bezeichnet Rita Pesch als eine „der Kröten, die man schlucken muss“. Denn trotz der Ehrfurcht vor dem Originalzustand musste die Schule den neuesten Normen und Sicherheitsvorgaben genügen. Dazu gehört, dass die ehemaligen Handläufe durch höhere Treppengeländer ergänzt werden mussten. 

Ebenfalls neu: Die Originalvitrinen sind wieder im Gebrauch. Die Schulgemeinde, die sich der Erinnerungskultur verschrieben hat, nutzt eine von ihnen, um an ehemalige jüdische Schülerinnen zu erinnern. 

Fotografien in einem Schaukasten.

Renovierte Königin-Luise-Schule: Eine Vitrine mit Fotografien erinnert an jüdische ehemalige Schüler/innen.

Schulgemeinde sehr zufrieden

„Uns gefällt es wirklich sehr gut. Es ist mit Liebe zum Detail sehr, sehr geschmackvoll geworden. Und wir haben den Eindruck, dass wirklich alle sich wohlfühlen und auch die Resonanz heute sehr, sehr positiv is“t, sagt Schulleiterin Dr. Ute Flink bei der Eröffnungsfeier. 

Dass der wiederhergestellte Teil der Königin-Luise-Schule im Gegensatz zum Neubau auf der anderen Straßenseite eine Flurschule ist, findet die Schulleiterin keinesfalls problematisch: „In unserem Neubau haben wir das Cluster System und wir haben aber auch hier darauf gedrungen, dass wir auch Flächen haben, um den Unterricht zu entzerren, dass also Gruppenarbeiten auch woanders stattfinden können für individuelle Förderung.“ Betonmöblierung auf den Fluren macht individuelles Lernen möglich. Diese Möbel sind zwar eine Erweiterung des Originalzustands, fügen sich aber harmonisch ins Gesamtbild ein.

Betonmöbel auf dem Flur der Königin-Luise-Schule

Betonmöbel auf dem Flur der Königin-Luise-Schule.

Meistermann-Kunstwerk noch nicht fertig

Während Flure, Klassenräume und Gesamtgebäude schon im neuen Glanz erstrahlen, wird an dem Kunstwerk von Georg Meistermann, das an beiden Stirnseiten des Lichthofs ist, noch restauriert. Eine Seite wird zunächst in den Originalfarben - einem satten Türkis und einem strahlenden Gelb - wiederhergestellt. Für die Restaurierung der anderen Seite wird noch Geld gebraucht. 

Ute Flink

Dr. Ute Flink ist die Schulleiterin der Königin-Luise-Schule.

„Ich hoffe, dass wir noch Geld generieren können für die zweite Seite. Also von städtischer Seite glaube ich nicht. Wir müssen gucken, ob wir irgendwie eine Stiftung finden“, sagt Ute Pesch.


1871 wurde die Königin-Luise-Schule als höhere Schule für Mädchen gegründet. Im Krieg wurde die Innenstadtschule zerstört. Seit den 1970er-Jahren werden Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet.

5 Jahre dauerte die Generalsanierung des Schulgebäudes von 1959. Die rund 700 Schülerinnen und Schüler wurden in der Zeit in einem Neubau gegenüber unterrichtet.

Um Ostern 2025 wandte sich die Schulleiterin an die Öffentlichkeit und machte auf ein Drogenproblem rund um den Friesenplatz und die Schule aufmerksam. Nach einer aktuellen Stunde im Rat folgten Streifengänge durch Mitarbeitende von Polizei, KVB und Ordnungsamt. Durch diese wurde die Situation rund um die Schule verbessert. Die Streifengänge werden nach Auskunft der Stadt weiterhin fortgesetzt.