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Instrumente aus BausteinenKölnerin schafft es mit Lego-Werken ins Museum

4 min
Juliane Pilster mit einer ihrer Lego-Gitarre: Tausende Teile sind darin verbaut.

Juliane Pilster mit einer ihrer Lego-Gitarre: Tausende Teile sind darin verbaut. 

Seit ihren ersten Lebensjahren ist Juliane Pilster von den Spielsteinen fasziniert. Ihre Kunst ist nun Teil des Lego-House in Dänemark.

Juliane Pilster hat das geschafft, wovon viele Künstlerinnen und Künstler träumen: Sie darf ihre Werke in einem internationalen Museum ausstellen. Nur arbeitet sie nicht mit Farbe und Pinsel, sondern mit Legosteinen. Die 40-jährige Kölnerin baut ultrarealistische Objekte, die jetzt im Lego-House im dänischen Billund stehen. Die bunten Legosteine faszinieren sie schon ihr Leben lang. „Ich bin schon am oberen Ende, was die Lego-Begeisterung angeht“, sagt sie über sich. Sie ist Teil einer weltweiten Community, die einfachen Spielsteinen Leben einhauchen.

Schon als Kleinkind hielt Pilster Duplo-Steine in der Hand, schnell folgte Lego. Die Faszination ist gewachsen, genau wie ihre Kunstwerke. „Ich habe immer versucht, Dinge umzusetzen, die mir nahe liegen“, erzählt Pilster. Da ist zum Beispiel das Segelboot, weil sie gerne segelt oder das Fachwerkhaus aus ihrer Heimatstadt Celle, in der kleine Lego-Figuren ihren Platz finden. Was sie aber ins Lego-House gebracht hat, sind ihre Musikinstrumente.

Juliane Pilster aus Köln baut für das Lego House: Im Hintergrund links die echte Bassgitarre, die sie nachgebaut hat, sowie das Haus aus ihrer Heimatstadt.

Juliane Pilster aus Köln baut für das Lego House: Im Hintergrund links die echte Bassgitarre, die sie nachgebaut hat, sowie das Haus aus ihrer Heimatstadt.

Angefangen hat es mit einer Bassgitarre, es folgten zwei E-Gitarren. Für eine hat sie drei Tage gebraucht – bis rund 4.000 Legosteine verbaut waren. Um die Band zu vergrößern, baute Pilster noch ein Keyboard, dessen Tasten sich einzeln bedienen lassen und das fast genauso aussieht wie ihr eigenes. 

Lego-Werke verblüffend realistisch

Pilster verbaut stets Bauteile von Lego. Die Saiten ihrer Gitarren sind zweckentfremdete Seile der Lego-Baukräne, die Wirbel ursprünglich kleine Autoreifen. Wie realitätsnah sie baut, habe schon auf so mancher Ausstellung für Verwirrung gesorgt. „Einmal kam die Frage, was denn Musikinstrumente in der Ausstellung machten“, erzählt Pilster lachend. Dann wisse sie, dass ihr Plan aufgegangen sei und ihre Werke mit den echten Gegenständen verwechselt werden.

Die Gitarre besteht nur aus Lego-Teilen.

Die Gitarre besteht nur aus Lego-Teilen.

Als sie die Mail vom Lego-House im Postfach habe Pilster es kaum glauben können und sofort vor Freude angefangen zu weinen. „Es ist ein Once-in-a-Lifetime-Moment“, sagt sie, also ein Moment, den es nur einmal im Leben gibt. Jetzt ist Pilster Teil der laufenden Ausstellung im Lego-House, gemeinsam mit 16 anderen Künstlerinnen und Künstlern aus der ganzen Welt. „Ich repräsentiere dort nicht nur Köln, sondern auch Deutschland“, betont sie stolz.

Pilster ist Teil der Gemeinschaft „Adult Fans of Lego“ AFOL. Diese trifft sich jährlich zur Eröffnung der neuen Ausstellung im Lego-House. Sie organisieren aber im ganzen Jahr Ausstellungen und Treffen, vernetzt sind sie über die sozialen Medien. Dabei geht es um Austausch und Tipps für das nächste Projekt.

Sie setzen sich auch gerne gemeinsam an ein Werk, zum Beispiel eine Eisenbahnstrecke mit verschiedenen Welten. „Jeder kann mitmachen, das ist das Coole an dem Hobby“, sagt Pilster. Dabei stehe immer der Spaß im Vordergrund, neue Bautechniken auszuprobieren oder Teile völlig anders zu verwenden.

Inzwischen hat Pilster ihre eigene Technik beim Bauen entwickelt. „Ich gehe Stein für Stein vor. Gefällt es mir nicht, mache ich es nochmal neu“, erzählt sie. Andere Legokünstlerinnen und -künstler planen ihren Bau schon vor Beginn im Detail, dafür gibt es spezielle Software.

Kölnerin designte offizielles Souvenir des Niedersächsischen Landtags

Diese hat Pilster auch mal genutzt. Zum Beispiel, als sie ein Miniaturmodell des Niedersächsischen Landtags erstellt hat: weniger als 100 Teile, klein und kompakt. Den Bausatz bekommen Staatsgäste bei einem Besuch des Bundeslandes geschenkt. Zu dem Auftrag ist sie auch durch die Lego-Community gekommen.

„Ansonsten finde ich es ganz fürchterlich nach Anleitung zu bauen“, erzählt Pilster. In ihrem Wohnzimmer steht ein Modell der Titanic, bestehend aus 10.000 Teilen. Das hat nicht sie, sondern jemand aus der Lego-Community für sie aufgebaut. Es wäre ihr Alptraum gewesen, Seite für Seite nach Anleitung zu bauen.

Und ihr nächstes Projekt? „Naja, die Band muss noch vervollständigt werden. Das Schlagzeug fehlt noch“, sagt sie. Aber das Projekt ruhe aktuell, es fehle an Platz und Zeit. Doch Pilster wird in eine andere Richtung kreativ: Bereits bestehende Malerei, Postkarten oder andere Bilder ergänzt sie um Legosteine. Angefangen hat sie mit einer Postkarte aus New York, auf der sie die Häuser erweitert hat. „Das ist dann auch wirklich Kunst“, findet sie.