Tocotronic-Konzert im ausverkauften E-Werk: Musikalische Grüße aus 30 Jahren Bandgeschichte. Das neue Album war im Februar erschienen.
Konzert im Kölner E-WerkTocotronic präsentiert neues Album und große Hits

30 Jahre Band-Geschichte präsentierte Tocotronic im Kölner W-Werk. Die deutsche Erfolgsrockband aus der "Hamburger Schule" hatte in Köln ein "Heimspiel".
Copyright: Meike Böschemeyer
Es besteht eine besondere Verbindung zwischen der Hamburger Rockband Tocotronic und Köln – ja, laut Bandleader und Sänger Dirk von Lowtzow sogar eine liebevolle Beziehung. „Ihr seid so süß“, schmeichelt von Lowtzow beim Begrüßungsapplaus in Richtung seiner Fan-Gemeinde. Denn die war wie schon in den vergangenen mehr als 30 Jahren wieder zahlreich erschienen – und vor allem erwartungsfroh und gut gelaunt. Das E-Werk war an diesem Samstagabend ausverkauft.
Mit „Der Tod ist nur ein Traum“ beginnt Tocotronic ihre musikalische Reise durch die vergangenen Jahrzehnte. Der Song ist der erste von sieben Liedern an diesem Abend aus dem neu erschienenen Album „Golden Years“, das diesen Februar herauskam. Danach rocken von Lowtzow, Jan Müller (Bass), Arne Zank (Schlagzeug) und Felix Gebhard (Gitarre) zum ersten Mal den Saal mit „Bleiben am Leben“ – ebenfalls vom neuen Album.
Tocotronic in ausverkauftem E-Werk: Kölner Publikum ist „so süß“
Von Lowtzow wird von seinen Bandmitgliedern selbst als Rock-Poet gefeiert. Und das völlig zurecht. Mit seinen lyrischen, teils nachdenklichen, teils provokanten Texten gibt er den Songs der Band seit mehr als 30 Jahren Tiefe und Schönheit, oft verbunden mit einer gehörigen Portion aufgewühlter Rock-Attitüde.
Aber die Band versteht es auch zu unterhalten. Vor allem von Lowtzow, aber auch Bassist Jan Müller, der nebenbei auch einen launigen Podcast über Musik veröffentlicht, erfreuen die Gemeinde an diesem Konzertabend im E-Werk immer wieder mal mit ein paar eingestreuten lockeren Sprüchen oder Anekdoten.
Protest-Lied gegen Rechts
Manchmal wird es absurd-albern, wenn von Lowtzow den rebellischen Song „Sie wollen uns erzählen“ aus dem Jahr 1997 mit seinen traumatischen Zahnspangen-Erfahrungen aus seiner Jugend einleitet. Um dann auch – endlich mal – etwas ernsthafter und politischer zu werden mit dem aktuellen Song „Denn sie wissen, was sie tun“, wo die Band auf das Erstarken der Rechten anspielt und zum Protest dagegen aufruft, aber „niemals mit Gewalt“, denn „wenn wir sie auf die Münder küssen, machen wir sie schneller kalt“.

Dirk von Lowtzow: Sänger und Bandleader von Tocotronic im Kölner E-Werk.
Copyright: Meike Böschemeyer
Beim Song „Digital ist besser“ vom gleichnamigen ersten Album der Band aus dem Jahr 1995 erinnert von Lowtzow an seinen langjährigen Gitarristen Rick McPhail, der „vor knapp 20 Jahren aus einem Trio das Quartett Tocotronic gemacht hat“. McPhail hatte sich im Oktober 2024 eine berufliche Auszeit genommen und wird seitdem von Felix Gebhard an der Gitarre ersetzt.
Die Band spielte im weiteren Verlauf viele ihrer großen Hits wie „Ich tauche auf“, wo von Lowtzow emotional wurde, oder „Let there be rock“ von 1999, einem ihrer größten Hits, bei dem der ganze Saal textsicher mitsang. Höhepunkt und letzter Song vor den Zugaben war „Das Geschenk“ mit einem fulminanten Instrumental-Intro und einer folgenden intensiven Rocknummer, die die Fans mit einer Pogotanz-Ekstase dankbar annahm. Die passende Antwort der Kölner Gemeinde an von Lowtzows Gruß von Herzen: „Es ist schön, euch am Leben zu sehen“.