Beschluss im Schulausschuss KölnDebatte um Schul-Schwimmbecken sorgt für Empörung

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Wenn nicht in frühen Jahren, dann wird schwimmen oft gar nicht mehr gelernt. Deshalb gibt es immer wieder tödliche Badeunfälle.

Wenn nicht in frühen Jahren, dann wird schwimmen oft gar nicht mehr gelernt. Deshalb gibt es immer wieder tödliche Badeunfälle.

Die geplante zweizügige Grundschule in Rondorf soll kein Lehrschwimmbecken erhalten. Politiker und Mitglieder des Ausschusses zeigen sich empört über die Entscheidung und fordern eine Überprüfung der Wasserflächen-Situation in Köln. 

Eigentlich war die Mitteilung unter TOP 8.11 nur zur Kenntnisnahme gedacht. Das allerdings sahen die Mitglieder des Schulausschusses einhellig anders. Von „überrascht und nicht zufrieden“ bis „erbost“ reichte das Spektrum ihrer Reaktionen im Ausschuss am Montag.   Der Grund: Es soll kein Lehrschwimmbecken auf dem Gelände der geplanten zweizügigen Grundschule in Rondorf geben.

In diesem Bereich gebe es laut aktuellem Bäderzielplan der Kölnbäder GmbH vom Herbst 2022 keinen Bedarf an Wasserflächen, so die Mitteilung der Verwaltung. Die Nutzung öffentlicher Bäder im Bezirk sei wirtschaftlicher für die Stadt als der Betrieb einer in den Schulbau integrierten kleinen Wasserfläche, die nachhaltig genutzt werden müsse. Der Stadtrat hatte die Verwaltung im September 2023 beauftragt, sowohl die Einrichtung eines Lehrschwimmbeckens als auch die Möglichkeit, es Vereinen zur Mitnutzung zu überlassen, zu prüfen.

Zu wenig Schwimm-Möglichkeiten für Schüler in Köln

„Dass wir irgendwo in Köln keinen Bedarf an Wasserflächen haben, ist eine völlige Fehleinschätzung“, ärgerte sich Ausschussmitglied Oliver Seeck (SPD). Seit Jahren werde darüber diskutiert, dass wegen fehlender Schwimmzeiten für Schulen Tausende von Kindern nicht schwimmen könnten. „Über 3000 Kinder müssen bei den Kölner Schwimmvereinen draußen bleiben. Und bei der DLRG warten zusätzlich weitere 1000 Kinder auf einen Schwimmkurs. Wenn vier von acht Lehrschwimmbecken seit langem nicht nutzbar sind, kann es nicht heißen ‚wir brauchen kein neues‘“, so Seeck. Im Vergleich zu 2015 gebe es fünf Prozent mehr Kölnerinnen und Kölner, im gleichen Zeitraum habe sich die Wasserfläche pro Kopf um 30 Prozent reduziert.

Ebenso wie Constanze Aengenvoort (CDU) verwies er darauf, dass im Kölner Süden Neubaugebiete für Familien entstünden. „Überrascht und nicht zufrieden“ mit der „lapidaren Antwort“ der Verwaltung werde sie schriftlich nachfragen, so Aengenvoort — unter anderem dazu, in welchem Umfang und wo es die Wassernutzung-Zeiten im Kölner Süden gebe.

Über 3000 Kinder müssen bei den Kölner Schwimmvereinen draußen bleiben. Und bei der DLRG warten zusätzlich weitere 1000 Kinder auf einen Schwimmkurs.
Oliver Seeck, Mitglied der SPD-Fraktion im Schulausschuss

„Wie kann man in dieser Stadt darauf kommen, dass man keine neuen Wasserflächen braucht?“, kritisierte auch Stefanie Ruffen (FDP). Sie forderte einen Gesamtüberblick der Nutzungszeiten aller Kölner Schulen. „Oder anders gesagt, eine konkrete Information darüber, in welchem Umfang wir derzeit den Lehrplan erfüllen und Kindern einen Schwimmunterricht ermöglichen“, so Ruffen.

Max Derichsweiler (Grüne) kündigte an, den Punkt erneut im Aufsichtsrat der Kölnbäder zu diskutieren. Zudem gab es Konsens für interfraktionellen Redebedarf, auch mit Blick auf den Sportausschuss am 13. März, bei dem die Mitteilung ebenfalls auf der Tagesordnung steht. „Man kann den Kölnbädern nicht vorwerfen, dass sie wirtschaftlich arbeiten wollen. Aber Schwimmunterricht ist, ebenso wie der ÖPNV, eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die man nicht allein unter wirtschaftlichen Aspekten bewerten darf“, so Seeck.

In der Strategieplanung der Kölnbäder ist die Schaffung von 1000 Quadratmetern zusätzlicher Wasserfläche vorgesehen. Weil der Stadtwerke-Konzern finanziell unter Druck steht, gilt der Neubau kompletter Bäder derzeit als sehr fraglich. Im Geschäftsjahr 2021, das noch durch die Corona-Pandemie beeinflusst worden ist, lag der Verlust der Bäder bei 22,7 Millionen Euro und damit 2,3 Millionen Euro höher als im Wirtschaftsplan erwartet. Seitdem hat sich der Verlust im erwarteten Rahmen eingependelt.

Studie prüft Bau von Becken in Höhenberg und im Lentpark

Nun soll die Schaffung zusätzlicher Wasserflächen an den Bäderstandorten in Höhenberg und im Lentpark geprüft werden. Dies bedeutet nach Informationen der Rundschau nicht unbedingt den Bau neuer, sondern eventuell auch die Vergrößerung bestehender Becken. Vor allem im rechtrheinischen Kalk fehlt Wasserfläche, dies ist das Ergebnis einer bäderinternen Untersuchung von Professor Lutz Thieme, Sportökonom an der Hochschule Koblenz. Zunächst galt auch das Ossendorfbad als Option für ein zusätzliches Becken, inzwischen haben die Verantwortlichen jedoch aus energetischen Gründen vom Bau eines sogenannten „Cabrio-Beckens“, das im Winter überdacht werden sollte, Abstand genommen. Nun haben die Kölnbäder zwei Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben, um den Bau zusätzlicher Becken in Höhenberg und im Lentpark zu prüfen.

Weil der Bedarf an Wasserfläche groß ist, drängt die Politik auf den Bau neuer Lehrschwimmbecken bei Schulsanierungen oder -neubauten. In der neuen Schule im Ehrenfelder Max-Becker-Areal soll ein Becken berücksichtigt werden. Und eben in Rondorf, was die Kölnbäder laut Stellungnahme für nicht erforderlich halten. Für Unmut sorgt diese Aussage auch im Aufsichtsrat. „Die Antwort ist nicht ausreichend. Wir müssen jede Möglichkeit für zusätzliche Wasserfläche nutzen“, meint Ralf Klemm (Grüne), Aufsichtsratschef der Kölnbäder. Er befürwortet die „möglichst schnelle Sanierung von derzeit nicht nutzbaren Lehrschwimmbecken.“

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