Deutsches Zentrum für Luft- und RaumfahrtGemeinsame Forschung von DLR und Luftwaffe in Köln

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Infrarot-Schutzbrillen werden getestet.

Das Kompetenzzentrum der DLR Raumfahrtmedizinarbeitet an einer Schutzbrille gegen Infrarotstrahlung.

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Luftwaffe der Bundeswehr forschen in Köln zukünftig gemeinsam in einem weltweit einzigartigen Kompetenzzentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin.

Mit einem Festakt haben das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Luftwaffe der Bundeswehr am Mittwoch auf dem Campus des DLR in Köln ein weltweit einzigartiges Kompetenzzentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin offiziell eingeweiht. Dritter Partner im Bunde ist die Europäische Weltraumorganisation ESA.

DNA-Labor, Druckkammern und Humanzentrifugen

Bislang war das Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe im bayerischen Fürstenfeldbruck angesiedelt, mit dem Umzug nach Köln in den Neubau auf dem DLR-Campus stehen nun auf rund 14 000 Quadratmetern Nutzfläche 112 medizinische Behandlungsräume und Labore zur Verfügung – und das nur einen Steinwurf entfernt vom Europäischen Astronautenzentrum sowie dem DLR-Forschungsgebäude envihab. Es gibt sogar ein DNA-Labor und eine Rechtsmedizin zur Ursachenforschung von Flugunfällen.

„Kurze Wege ermöglichen nicht nur die gemeinsame intensive Nutzung von aufwendiger Infrastruktur, sie fördern zudem auch den direkten wissenschaftlichen Austausch“, sagte DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla bei der Einweihung. So betreiben DLR und Luftwaffe bereits jetzt Großanlagen wie Druckkammern und Humanzentrifugen, die künftig gemeinsam genutzt werden können.

Kurze Wege ermöglichen nicht nur die gemeinsame intensive Nutzung von aufwendiger Infrastruktur, sie fördern zudem auch den direkten wissenschaftlichen Austausch.
Dr. Anke Kaysser-Pyzalla, DLR-Vorstandsvorsitzende

Beide profitieren aber auch von der Expertise des jeweils anderen: So können im DLR beispielsweise die physiologischen und psychologischen Mechanismen erforscht werden, die als Grundlage für die Anforderungen an das fliegende Personal der Bundeswehr dienen. Umgekehrt erhalten die Wissenschaftler des DLR direkte Rückmeldung aus der Praxis, die direkt in die Forschung einfließen kann, sagte Prof. Jens Jordan, Direktor des Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin des DLR. Piloten in Kampfflugzeugen und Astronauten sind extremen Bedingungen ausgesetzt. Während ihre Luft- und Raumfahrzeuge durch moderne Technologien immer leistungsfähiger werden, sind ihrem Körper biologisch Grenzen gesetzt.

Hier setzt die Luft- und Raumfahrtmedizin an. Sie prüft nicht nur die körperliche und mentale Eignung der Piloten, sondern entwickelt auch Methoden, um sie zu entlasten, sei es bei extremen Beschleunigungen oder aber psychischen Anforderungen wie der zunehmenden Daten- und Informationsflut im Cockpit.

Gemeinsam mit der Industrie entwickelt die Luft- und Raumfahrtmedizin der Luftwaffe aber auch ganz praktische Hilfsmittel wie eine Schutzbrille gegen Laserangriffe. „Die gibt es leider inzwischen fast täglich“, berichtete Dr. Bernhard Groß, der Generalarzt der Luftwaffe bei einem Rundgang durch das Gebäude. Vor allem bei Landeanflügen. Die Brille biete Schutz in fünf Spektralbereichen.

Die Forschung arbeitet inzwischen auch an einer Schutzbrille gegen Infrarotstrahlung und an einem Rotor, der den Piloten über ein farbiges Licht warnt, wenn er nachts beispielsweise einem Hindernis zu nahe kommt.

Das Kölner Kompetenzzentrum steht auch weiteren internationalen Partnern offen, beispielsweise der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa, mit der die DLR-Luft- und Raumfahrtmedizin eine langjährige Partnerschaft pflegt. Aktuell läuft beispielsweise in Köln wieder eine gemeinsame Bettruhestudie in Kopftieflage.


Neuer Standort wegen 300 Eidechsen

„Mit dem neuen Zentrum macht der Forschungsstandort Rheinland noch einmal einen ordentlichen Satz nach vorne und wir erreichen ein neues Level für den bereits stark aufgestellten Luft- und Raumfahrtsektor in Köln, zu dem neben den hier vertretenen Institutionen auch die EASA und der European Transonic Windtunnel zählen“, sagte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker.

Übrigens: Weil etwa 300 Zauneidechsen (Lacerta agilis) in der Grube des ursprünglichen Bauplatzes auf dem Campusgelände des DLR leben, musste der Standort für das neue Zentrum verlegt werden. Finanziert wurde das Kompetenzzentrum von drei Bundesministerien: Verteidigung, Wirtschaft und Klimaschutz sowie Finanzen. (kmü)

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