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Großeinsatz in NeuehrenfeldRazzia im Kölner „Pascha“

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razzia pascha

Rund 30 Mannschaftswagen stehen vor dem Gebäude.

Köln – Die rosa-rote Festbeleuchtung am Pascha brennt auch am Dienstagabend. Draußen blinkt reichlich Blaulicht. In Europas größtem Laufhaus in der Hornstraße geht an diesem Abend nur die Polizei ein und aus, etwa 250 Beamte schleppen Dutzende Kartons mit Geschäftsunterlagen aus dem Haus und laden sie in eigens bereitgestellte Transporter. Es geht um Steuerfahndung, wie die Staatsanwaltschaft mitteilt. Über die Zahl der Beschuldigten und die Hintergründe schweigt die Behörde.

Erst am Montag waren Pascha-Gründer Hermann Müller (65) und der Betriebsleiter des Münchener Pascha am Landgericht Augsburg wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von drei Jahren und neun Monaten verurteilt worden. Dabei ging es ausschließlich um Unregelmäßigkeiten im Münchener Ableger der Bordell-Kette. Wie die „Augsburger Allgemeine“ berichtete, hatte einer der Anwälte von Müller in seinem Plädoyer darauf verwiesen, dass die Pascha-Betriebe in Köln und Salzburg völlig unbeanstandet laufen und von Steuer-Tricks keine Rede sein könne. Nun schauen die Steuerfahnder offenbar auch in Köln genauer hin.

Auswertung der beschlagnahmten Akten wird Wochen dauern

Bei dem Verfahren in Augsburg ging es um die Frage, wer die Mehrwertsteuer für jenes Geld abführen muss, das ein Bordellbesucher einer Prostituierten zahlt – der Bordellbetrieb oder die Frauen. Nach Feststellung des Gerichts sollen Müller und der Betriebsleiter Steuern in Millionenhöhe hinterzogen haben. Rechtskräftig ist das Urteil noch nicht, Müllers Anwälte arbeiten an einer Revision.

Mehr als 100 Kartons voller Akten müssen die Fahnder der Polizei nun im Präsidium auswerten. Bereits im Mai 2016, nach der Verhaftung von Hermann Müller, hatten Steuerfahnder in Köln das Pascha in der Hornstraße durchsucht und Akten beschlagnahmt. Auftraggeber für die Durchsuchung war damals die Staatsanwaltschaft in Augsburg. Geführt wird das Kölner Bordell von der „Lobscheid Ltd.“, Geschäftsführer ist seit vielen Jahren Armin Lobscheid.

In München gab es nach Feststellung des Augsburger Gerichts ein Geflecht von Firmen und Strohmännern, dennoch sei Hermann Müller noch immer als Chef des Laufhauses zu sehen, so die Richter. Der Betriebsleiter in München habe bewusst die Buchhaltung manipuliert und die realen Verhältnisse verschleiert, hieß es. Die Auswertung der in Köln beschlagnahmten Akten wird wohl Wochen dauern.