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Kind mit AllergieNussbäume warfen Kita-Pläne dieser Familie über den Haufen

3 min
Mutter, Vater und ein fast dreijähriges Kind stehen vor einem Busch.

Familie Muamba hat wegen einer Nussallergie ihres Sohns aufreibende Wochen hinter sich.

Wegen seiner schweren Nussallergie konnte der dreijährige Levi nicht in seiner geplanten Kita bleiben – auf dem Außengelände stehen Haselnussbäume. Die Eltern aus Köln berichten von „tränenreichen Wochen“.

„Wir haben tränenreiche und aufreibende Wochen hinter uns“, sagen Ina Templing-Muamba und ihr Mann Mukeba übereinstimmend. Der Grund: die Nussallergie ihres fast dreijährigen Sohns Levi und der gescheiterte Übergang in die Kita.

Kita-Anmeldung: Allergiegefahren bekannt gemacht

Als das Ehepaar das Kind im Februar in einer Kita eines kleineren Trägers unweit der Zollstocker Wohnung anmeldete, machte es auf die Nussallergie des Sohns aufmerksam. „Dabei haben wir auch transparent gemacht, dass man von einer Kontaktallergie ausgehen muss“, sagt der Vater. Die stellvertretende Leiterin habe daraufhin gesagt, man habe Erfahrung mit so etwas, die Einrichtung kenne das Risiko und habe einen Umgang damit.

Levi, der bei einer Tagesmutter betreut wurde, freute sich darauf, mit Freunden von dort in die Kita zu wechseln. Für seinen Vater, der für sein Jura-Examen im Oktober lernt, und die Mutter, die Lehrerin ist, ist es wichtig, dass Levi betreut ist. Am ersten Eingewöhnungstag in der Kita erfuhr die Mutter, dass auf dem Außengelände ein Haselnussbaum steht. Wenig später wurde klar, dass es sogar zwei Nussbäume gibt.

Kontroverse um Sicherheit: Kita besteht auf elterliche Anwesenheit

„Wir gingen zunächst davon aus, dass es eine Lösung geben würde“, sagt der Vater. Doch stattdessen habe die Kita-Leitung mitgeteilt, dass ein Elternteil aus Sicherheitsgründen während der Betreuungszeit anwesend sein müsse. „Und zwar so lange, bis die Ergebnisse einer Allergie-Testung an der Uni-Klinik Bonn vorliegen. Den Termin für diese sogenannte Provokation haben wir aber erst im April nächsten Jahres“, sagt Mukeba Muamba.

Vonseiten der Kita wird diese Darstellung bestritten. „Uns fehlten Atteste und Bescheinigungen“, sagt Kita-Leiterin Lena Hobusch auf Nachfrage. Sie gibt aber auch zu bedenken, dass die Nussbäume auf dem Außengelände für Levi möglicherweise ein „Spiel mit dem Feuer“ bedeuten könnten.

„Wir scheuen uns nicht davor, solche Kinder aufzunehmen“, betont Hobusch. Man sei daran interessiert gewesen, dass es mit Levi funktioniere. Bisher habe man Kinder betreut, die allergisch auf Walnüsse oder Cashews reagierten. Das habe man gut im Griff gehabt. Der Kinderarzt habe das Team geschult, die Eltern hätten Infobriefe an die anderen Eltern geschrieben. „Die Sicherheit und die Gesundheit der Kinder sind uns sehr wichtig“, sagt die Kita-Leiterin.

Eltern ziehen Konsequenzen: Neue Kita ohne Nussbäume gefunden

Doch in diesem speziellen Fall kamen Eltern und Team nicht überein. Nachdem die Kinderärztin ihnen dringend davon abgeraten hatte, Levi unbeaufsichtigt in die Nähe der Nussbäume zu lassen, reichten seine Eltern eine außerordentliche Kündigung ein. Es folgten Wochen der Unsicherheit. Inzwischen hat Levi einen neuen Platz gefunden. In einer Kita ohne Nussbäume.

Heiko Mezger ist Kita-Koch und Praxisberater beim bundesweit aktiven Kita-Träger Fröbel, der auch eine Akademie in Köln betreibt. Der Experte bestätigt, dass Allergien bei Kita-Kindern zum Alltag in der Betreuung gehören.

Fröbel-Kitas: Leitfäden für den Umgang mit Allergien

Der Umgang damit sei bei seinem Träger Fröbel in der Regel nicht kompliziert, weil er klar definiert und gut eingeübt sei. Grundlage für den richtigen Umgang ist der Leitfaden für Küchenteams. „Mit Aufnahme des Kindes in den Kindergarten informieren Eltern die Kita-Leitung und die Bezugsfachkraft über mögliche Allergien oder Unverträglichkeiten, die im Speiseplan zu berücksichtigen sind. Betroffene Kinder erhalten spezielle Kost und passende Getränke“, sagt Mezger.

Gibt es in einer Kita ein Kind, das allergisch auf Nüsse reagiert, werden Nüsse zum Schutz des Kindes vom Speiseplan dieser Kita komplett gestrichen. Auch Nahrungsmittel wie Brotaufstriche, die laut Beschreibung „Spuren von Nüssen“ enthalten, werden in solchen Fällen nicht angeboten und gar nicht erst eingekauft.

Grundsätzlich sei es Mitarbeitenden nicht erlaubt, Kindern ohne ärztliche Verordnung Medikamente zu verabreichen. Eine davon abweichende Handhabung ist aber laut Mezger möglich. Nötig sei dann eine schriftliche Vereinbarung zwischen Erziehungsberechtigten und der Kita-Leitung.