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Kölner InfrastrukturEin Blick in den neuen Abwassertunnel unter dem Rhein

3 min
Christian Heinze steht am Eingang des Dükers.

Christian Heinze ist der Projektleiter beim Bau des neuen Rheindükers.

Mit dem Bau eines neuen Rheindükers schaffen die Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB) eine Verbindung zwischen dem linksrheinischen Kanalnetz und dem Großklärwerk in Stammheim. 

Das Innere des neuen Rheindükers in Stammheim erinnert an eine Szene in einem Science-Fiction-Film: Ein kreisrunder Tunnel, ausgekleidet mit glattem Beton, ausgeleuchtet von weißem, kaltem LED-Licht. Auf dem Boden zieht sich ein schmales Rinnsal aus Schlamm und Wasser entlang, in der Luft liegt ein schwerer, feuchter Geruch nach Beton, der sich nach kurzer Zeit auf der Zunge festsetzt. Kein besonders schöner Ort – aufhalten sollte man sich da eh nicht. Vor allem, weil es sich um einen Abwasserdüker handelt.

Christian Heinze, Projektleiter der Stadtentwässerungsbetriebe Köln (StEB), erklärt die Technologie hinter dem Tunnel. Aktuell läuft der sogenannte Rohrvortrieb: Dabei fräst sich die Tunnelbohrmaschine „Henriette“ durch das Erdreich, während hinter ihr große Betonrohre hydraulisch nachgeschoben werden. Je nach Abschnitt haben die Dükerrohre einen Durchmesser von einem bis drei Metern. Breitere Rohre ermöglichen eine größere Abflussmenge – künftig sollen bis zu 6000 Liter Abwasser pro Sekunde durch den Düker zum Großklärwerk in Stammheim fließen. Der Düker soll 940 Meter lang sein und kostet rund 110 Millionen Euro.

Hydraulikpressen drücken die Rohre in den Tunnel.

Hydraulikpressen drücken die Rohre in den Tunnel.

Für Heinze ist der Bau des Dükers ein einmaliges Projekt. „Sowas wird in diesem Leben nicht noch einmal gebaut“, sagt er. Der Bau des letzten Kölner Dükers ist fast 100 Jahre her, im Jahr 1928. Seitdem hat sich in Köln einiges verändert: „Die Bevölkerungsentwicklung ist höher“, so Heinze. Köln hatte vor 100 Jahren um die 730.000 Einwohnende, aktuell liegt die Anzahl bei 1,08 Millionen Menschen. Der neue Düker soll das Kölner Abwassersystem zukunftsfähig machen.  

Zudem ist die Technologie des alten Dükers veraltet. Das Abwasser kann im alten Düker nicht hydraulisch gesteuert werden, weswegen das Klärwerk in Stammheim nicht optimal ausgelastet ist. „Außerdem lässt sich der Tunnel so gut wie gar nicht reinigen“, erklärt Heinze. „Es können nur Taucherinnen in den Düker rein, und selbst die sehen kaum etwas. Die tasten ein paar Sachen an, aber etwas wirklich zu reinigen ist schwierig.“ Mit der neuen Technologie lässt sich der neue Düker leerspülen, weswegen Reparaturen und Reinigungen leichter durchzuführen sind.

Ein Mann läuft durch das Innere des Dükers.

Wie in einem Science-Fiction-Film: So sieht der Düker von innen aus.

Die Bauarbeiten im Tunnel sind komplex und eine Höchstleitung im Ingenieurswesen. Um die Tunnelwände während der Arbeiten zu stabilisieren, werden sogenannte „Stempel“ eingesetzt – stählerne Querträger, die den Tunnel wie ein Gerippe stützen. Sie verhindern, dass sich die Röhre unter dem Druck des umliegenden Erdreichs verformt oder gar einstürzt. Zum Ende der Bauphase werden diese Stempel wieder entfernt und die Tunnelröhre wird mit Magerbeton ausgekleidet – einem besonders trockenen Beton, der zusätzliche Festigkeit gibt.

An einer Stelle fließt etwas Ton aus einer Wand, darunter liegen Plastiksäcke. Heinze entwarnt: „Das ist völlig normal. Das Erdreich unter dem Fluss wird von ‚Henriette‘ abgebaut, und da kann es passieren, dass tonartige Erde durchdringt.“ Wenn alles nach Plan läuft, wird der neue Rheindüker im Jahr 2028 in Betrieb genommen – und soll, wie der alte Düker, mindestens die nächsten 100 Jahre für die Abwasserentsorgung in Köln sorgen.