Acht Sofort-SperrungenKöln entschärft Kreuzungen mit Rechtsabbiegern

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Kein Abbiegen mehr für Autos: An der Ecke Luxemburger Straße/Eifelwall ist der Rechtsabbieger gesperrt.

Kein Abbiegen mehr für Autos: An der Ecke Luxemburger Straße/Eifelwall ist der Rechtsabbieger gesperrt.

Köln – Acht Radfahrer haben 2018 ihr Leben in Köln verloren – unter anderem eine 56-Jährige an der Boltensternstraße in Riehl, weil ein Lastwagen sie beim Abbiegen über einen freilaufenden Rechtsabbieger übersah. Nun sollen in einem ersten Schritt 40 dieser 480 Rechtsabbieger in Köln entschärft werden, acht davon bis Jahresende. An der viel befahrenen Kreuzung Eifelwall/Luxemburger Straße am Neubau des Historischen Archivs ist die Spur schon mit Baken provisorisch abgesperrt. Autos kommen nicht mehr durch.

Stadt erfasst erstmals Zahl der gefährlichen Kreuzungen

Die freilaufenden Rechtsabbieger sind seit Jahren in der Kritik von Fahrradverbänden. Durch diese separaten Abbiegespuren muss der motorisierte Verkehr nicht an der Ampel halten, sondern kann über die eigens eingerichtete Spur nach rechts abbiegen – allerdings kreuzt er dabei meistens Zebrastreifen und/oder Radwege. Christoph Schmidt, Vorstand des Kölner Kreisverbands des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs, sagt: „Der Autoverkehr beschleunigt an einer Stelle, an der er eigentlich entschleunigen müsste. Dabei muss der Autoverkehr dort eigentlich höllisch aufpassen.“

320 der 950 Ampelkreuzungen in Köln weisen einen oder mehrere freilaufende Rechtsabbieger auf, insgesamt sind es 480 Exemplare. Es ist das erste Mal, das die Stadt eine solche Bestandsaufnahme gemacht hat. Der städtische Fahrradbeauftragte Jürgen Möllers sagt: „Die Kreuzungen mit freilaufenden Rechtsabbiegern sind brisant, weil sie teils Unfallschwerpunkte sind und teils tödliche Unfälle dort passiert sind. Aber das lässt sich nicht auf alle 320 Kreuzungen übertragen, man muss sich jede einzeln anschauen.“

Komplette Neuplanung notwendig

An 120 von ihnen besteht „vergleichsweise hoher Handlungsbedarf“, schreibt Verkehrsdezernentin Andrea Blome. Die Kreuzungen müssen entschärft werden. Zunächst gehen Blome und Co. 40 Knotenpunkte an, sie stehen im Fokus, weil sie unter anderem viele Unfälle provozieren oder eine hohe Bedeutung für den Radverkehr haben. Es gibt mehrere Lösungen, erstens: Der freilaufende Rechtsabbieger wird über Poller abgesperrt oder fällt komplett weg. Davon sind acht Kreuzungen betroffen (siehe Grafik). Zweitens: An weiteren acht Kreuzungen schauen sich Experten an, welche Lösungen zur Entschärfung möglich sind, sechs davon sind schon benannt, zwei weitere folgen.

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Die Stadt trifft erste Maßnahmen für kritische Kreuzungen.

Daraus entwickeln sie ein Baukastensystem für weitere Knotenpunkte. Je nach Bauart kommt die passendste Lösung zum Tragen. So soll Zeit gespart werden. Und drittens: Es muss komplett umgeplant werden, zur Überbrückung wird teils abgepollert. Möllers sagt: „Wir wollen mehr Schnelligkeit reinbekommen, deshalb arbeiten wir parallel: Wir analysieren die Kreuzungen, bei einem Teil greifen wir sofort ein, bei anderen schauen wir, welche Maßnahmen passgenau infrage kommen.“

Zunächst kann die Stadt 1,5 Millionen Euro ausgeben, das Geld war übrig aus der Blitzer-Posse an der A3. Dort war ein Blitzer falsch beschildert, die Stadt legte einen Fonds von 11,73 Millionen Euro auf, doch wenige Betroffene wollten Geld zurück. Also blieben 10,36 Millionen Euro über, 1,5 für Rechtsabbieger. Das reicht aber nur für den Anfang: Soll das Programm fortgesetzt werden, braucht es mehr Geld. Wie viele der 320 Kreuzungen tatsächlich entschärft werden, steht nicht fest. Laut Möllers sind 20 bis 30 Prozent nicht besonders gefährlich.

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