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Kein Strom, kein PersonalIG Kunibertsviertel kämpft für Wochenmarkt – Verwaltung lehnt das ab

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Platz vor der Kirche St. Kunibert in Köln

Der Platz vor der Kirche St. Kunibert in Köln. Die Interessengemeinschaft Kunibertsviertel kämpft für einen Wochenmarkt, der hier stattfinden könnte. 

Die IG Kunibertsviertel kämpft für einen Wochenmarkt vor St. Kunibert. Die Verwaltung lehnt das ab, die Bezirksvertretung unterstützt das Projekt.

Seit Jahren bemüht sich die Interessengemeinschaft Kunibertsviertel darum, dass auf dem Platz vor St. Kunibert ein Wochenmarkt eingerichtet wird. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verleihen, hat sie eine Bürgereingabe gemacht, über die in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung diskutiert wurde. Dabei zeigte sich, dass weder die Petenten noch die Bezirkspolitiker die Ablehnung der Verwaltung hinnehmen wollen. Das Gremium fasste einstimmig den Beschluss, das Vorhaben, an St. Kunibert einen zusätzlichen Wochenmarkt in Köln zu schaffen, weiterzuverfolgen. Die Verwaltung solle die Bedingungen dafür in einer neuen Beschlussvorlage zu Beginn der nächsten Wahlperiode vorstellen.

Schon im Juni 2022 habe man sich mit dem Anliegen an die Marktverwaltung gewandt, sagte Moeck von der IG Kunibertsviertel in der Sitzung. Das Ergebnis einer Begehung sei positiv ausgefallen. Allerdings habe der Leiter der Marktverwaltung zu bedenken gegeben, wegen des Personalmangels werde die Umsetzung „ein bisschen dauern“.

Fehlende Nahversorgung im Viertel

Weil sich lange nichts getan habe, habe die IG im Juni 2023 die Petition eingereicht, sagte Moeck. Im Jahr darauf habe mit dem neuen Marktleiter ein weiterer Ortstermin stattgefunden, wiederum mit positivem Resultat: Der IG sei in Aussicht gestellt worden, im Spätsommer oder Herbst 2025 können der Markt starten. Nachdem erneut einige Zeit ins Land gegangen sei, habe man in diesem Mai vom Amt eine Absage bekommen, unter anderem mit dem bekannten Argument, es fehle an Personal, um den Markt zu kontrollieren.

Im gesamten Viertel gebe es keine Möglichkeit, frisches Obst, Gemüse, Molkereiprodukte, Fisch oder Fleisch einzukaufen, argumentieren die Petenten. Die nächsten Supermärkte befänden sich – abgesehen vom Hauptbahnhof – am Eigelstein und in der Neusser Straße. Für viele Senioren, etwa die Bewohner des St. Vincenz-Hauses, sowie für Familien mit Kleinkindern sei der Weg dorthin zu weit. Ansonsten gebe es im Viertel nur Kioske mit eingeschränktem Sortiment.

Kein Strom, kein Personal

Umfragen hätten gezeigt, dass die Anwohnerinnen und Anwohner einen Wochenmarkt sehr begrüßen würden. Der als Standort vorgesehene, zentral gelegene Kirchplatz sei ideal und könnte durch einen solchen Markt „wieder werden, was er einmal war: ein Treffpunkt für Jung und Alt“. Als weiteres Argument führt die IG an, die nächsten Märkte – auf dem Sudermannplatz und im Agnesviertel – seien „nicht vergleichbar mit einem Markt unmittelbar in unserem Viertel“.

Ihre Ablehnung begründet die Verwaltung zum einen damit, es sei „kein nutzbarer Stromanschluss“ vorhanden; er müsste erst „mit den entsprechenden Kosten“ installiert werden. Zum anderen könne die Marktverwaltung auf absehbare Zeit keinen zusätzlichen Wochenmarkt organisieren und betreuen: „Die 63 wöchentlichen Marktveranstaltungen in der Stadt Köln binden die Ressourcen des Teams Wochenmärkte bereits vollständig.“ Vom Problem, dass es keinen Stromanschluss gebe, sei früher nie die Rede gewesen, sagte Moeck. Im Übrigen könne die IG die Kosten der Elektroanlage übernehmen. Bernd Kiefer vom Amt für Liegenschaften, Vermessung und Kataster, der vertretungsweise für das Marktamt spracht, rechnete vor, der Stromanschluss koste zwischen 5700 und 6000 Euro.

Moeck zeigte sich verärgert vom Verhalten der Stadt. Nach dreieinhalb Jahren der Bemühungen, nach zwei Ortsterminen und positiven Signalen werde die IG so abgefertigt, dass der Eindruck entstehe: „Es hat keinen Sinn, sich zu engagieren.“ Die Bezirksvertreter, die sich zu Wort meldeten, äußerten ebenfalls Unverständnis über das Vorgehen der Verwaltung und sicherten dem Anliegen ihre Unterstützung zu. „Ich kann Ihre Empörung und Ihren Ärger verstehen“, sagte Kiefer. Zugleich wies er darauf hin, man befinde sich in einer Zeit des „Umbruchs“: Wegen des Geldmangels der Stadt sei vorgegeben, die Personalkosten innerhalb der Verwaltung zu verringern; und wenn Ende des Jahres der Großmarkt seinen Betrieb einstelle, werde es das Marktamt, das eigentlich eine Abteilung sei, „in dieser Form nicht mehr geben.“ Dies sei „Krise und Chance zugleich“.

Dass in nächster Zeit Ressourcen für zusätzliche Wochenmärkte frei werden, könne er nicht versprechen. Womöglich werde künftig neben der Funktion der Lebensmittelversorgung stärker gewichtet, dass ein Wochenmarkt den öffentlichen Raum belebe. Im Übrigen brachte Kiefer ins Spiel, statt eines Wochenmarkts lasse sich auch ein privater Markt einrichten, der kein städtisches Personal binde.