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Mit Dirigent und DJ„Fünf Sterne Deluxe“ begeistern in der Philharmonie mit Rap und Klassik

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Dirigent Miki Kekenj leitete die Bergischen Symphoniker bei dem Auftritt von „Fünf Sterne Deluxe“.

Dirigent Miki Kekenj leitete die Bergischen Symphoniker bei dem Auftritt von „Fünf Sterne Deluxe“. 

In goldenen Morgenmänteln und Sneakern traten die Hamburger vor das Orchester und das Publikum in Köln.

Was für eine Mischung kurz vor dem Weihnachtsfest: Gar nicht besinnlich, sondern mit Style, Selbstironie und Selbstbewusstsein enterten die Hamburger Rap-Urgesteine „Fünf Sterne Deluxe“ am Montagabend die Kölner Philharmonie. Dabei traf Hip-Hop auf Klassik, Beatbox auf Richard Strauss und Jugend auf gepflegtes Altern. In der nicht gänzlich ausverkauften Philharmonie feierten die vier „Fünf Sterne“, die in den Neunzigern den deutschen Sprechgesang prägten, eine Melange aus orchestralen Arrangements, gesanglicher Kunst und Spaß-Rap. Die Bergischen Symphonikern und vier ausgezeichneten Sänger begleiteten sie.

Die erste Konzerthälfte hinterlässt bei den Fans gelegentlich offene Münder oder ungläubige Blicke – so kannte man die Rapper seinerzeit nicht. Man wähnt sich eher bei einer Aufführung der Johannespassion, bis die Rapper schließlich die Bühne entern und Jubelstürme hervorrufen. „Wir bringen den Flash zurück“ singt der vierköpfige Chor,   während Dirigent Miki Kekenj das Orchester punktgenau anleitet. Auch wenn die Mikrofone gelegentlich streiken, sorgen die vier Rapper für gewohnt freche Sprüche und binden den Dirigenten geschickt in ihre Performance ein. Gemeinsam mit dem scratchenden DJ Coolmann sind die Bandmitglieder gut gealtert - genau wie ihre Fans, die im Laufe des Konzerts mit den Hamburger Jungs warm werden.

Hamburger Rap trifft auf Klänge von US-Star Beyoncé

Nach vielen neueren Songs und einer Hörspiel-Inszenierung kocht erst kurz vor der Pause bei „Die Leude“ die Stimmung im Publikum. Und die Rapper, gekleidet in mit Goldbrokat abgesetzten Morgenmänteln, machen ihre Späße. Hier nimmt sich keiner so richtig ernst - selbst der Mann am Xylophon darf zwischendurch einen trinken und sogar rülpsen. Bald darauf folgt mit „Champagneros“ ein echtes Trinklied, mit „Monulani“ Konsumkritik und mit „Louis V“ Kritik an den Eliten. Unter den goldenen Mänteln tragen die Herren teils beinfrei und billigste Treter - bei den Rappern aus Hamburg steckt immer eine Überraschung unter der Fassade.

Zu „Ja, ja, Deine Mudda“ hält es am Ende keinen mehr auf den Sitzen. Schließlich gibt Bo mit „Türlich Türlich“ einen der erfolgreichsten deutschen Rap-Hits zum Besten, umrahmt von Klassik-Klängen von Beyoncé - und für die ergrauten Damen und Herren auf der Bühne und im Publikum ist es wieder wie im Jahr 2000. Die Zeitreise endet mit orchestralem Pomp. Das Publikum möchte die Hamburger Jungs gar nicht mehr gehen lassen und feiert sie minutenlang.