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Virtuosen aus Paris„Les Yeux d’la Tête“ bringt einen Hauch von Montmartre nach Köln

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3 min
Les Yeux d'la Tête auf der Bühne des Gloria

„Les Yeux d'la Tête“ auf der Bühne des Gloria

Die leidenschaftlichen Musiker verzauberten mit feinfühligen Chansons, energiegeladenem Rock und weltumspannenden Grooves. 

Sie lieben es, das Leben zu feiern und die Verrücktheit zu besingen – das Motto der frühen Tage (besungen in „Ma Bande“) haben „Les Yeux d’la Tête“ auch in das 18. Jahr ihres Bestehens gerettet. Die sechsköpfige Band aus Paris gastierte am Dienstagabend zum sechsten Male in Köln – erneut im Gloria, in den vergangenen Jahren war sie im Stadtgarten aufgetreten.

Und, wie schon beim letzten Auftritt vor anderthalb Jahren schafften es die sechs Musiker ihre über die Jahre gewachsene Kölner Fan-Gemeinde mit ihrer Mischung aus feinfühligen Chansons, energiegeladenem Rock und weltumspannenden Grooves mitzureißen. „Les Yeux d’la Tête“ lieferten eine liebevoll-fröhliche Melodien-Melange und das Publikum war von den ersten Takten bis zum Schluss in Dauerschwingung und Bewegung: Ein Abend irgendwo zwischen Montmartre und Hawaii – Kinder, das Leben ist schön!

„La vie est belle“ ist auch der naheliegende Titelsong des gerade erschienenen gleichnamigen Albums, von dem „Les Yeux“ am Dienstag neun Songs zum Besten gaben und dabei sowohl die Lust aufs Nichtstun („Envie De Ne Rien Faire“ – untermalt mit Aloha-Sound) als auch ernste Botschaften an ihre Töchter transportierten („Non c‘est non“).

Dreh- und Angelpunkt der Band ist Sänger und Komponist Benoît Rose, der allen Liedern sein Timbre gibt. Dennoch ist das Gesamterlebnis „Les Yeux“ mit zartgezupften Saiten, tempogebenden Drums, wiegenden Akkordeon- und mitreißenden Saxofon- und Klarinetten-Klängen nur in dem eingespielten Sextett denkbar. Es ist virtuos bis in die Haarspitzen, es ist poetisch bis ins Mark und es ist – Achtung Klischee – so wunderbar französisch.

„Les Yeux d’la Tête“: Sänger lobt Publikum in Köln

Dank mehr als 1000 Auftritten in 12 Ländern und auf unzähligen Festivals sind die Franzosen Meister des Live-Acts und der Interaktion mit dem Publikum. Und sie wissen die Kölner Fans zu schätzen: „Das Publikum fühlt die Aufrichtigkeit, die wir in unsere Musik und unsere Texte legen“, verriet die Band vor dem Konzert. Und war hinterher selbst überrascht, wie textsicher die Fans hier inzwischen waren. „Es war eine so schöne Stimmung. Unser bester Auftritt in Köln bisher“, schwärmten Benoît Rose und Saxofonist Eddy Lopez. Gut möglich, dass 2028 zum 20. Geburtstag dann eine Riesen-Party in Köln fällig ist. Rose nahm dabei schon mal „Die Arena“ in den Blick.

„Les Yeux d’la Tête“ waren und sind gerne mit einer Portion Selbstironie unterwegs. Der Klassiker „I don’t speak English“, der auch am Dienstag nicht fehlen durfte, ist der einzige Titel mit englischen Elementen. „I don’t speak English. Sorry, ma biche. I don’t speak English; I’m just a quiche.“ Wetten, dass besungener nicht englischsprechender „armer Versager“ aus dem Lied mit seinem Charme alle Herzen für sich gewinnt?

Beschwingt wiegten die Fans zu „Laisse moi chanter“ und „Hasta la Vida“ mit, berauschten sich an den leidenschaftlichen Soli der Musiker – allen voran an denen von Akkordeonspieler Rodrigues. Fürs Konzert blieb es beim bewährten Rezept aus gefühlvollen Texten und Melodien („Mourir sur la scène“), südeuropäisch-angehauchtem Rock („Muzika“), publikumsfesselnden Hymnen („Liberté Chérie“), gepaart mit andächtiger Ballade an die Liebe (Wunderschön: „Que de l’amour“). Bei der zweiten Zugabe – das hat Tradition – mischte sich die Band in die Mitte des Saals und spielte unplugged einer ihren bekanntesten Songs – „La belle étoile“. Finale unterm Sternenhimmel – weiterträumen unbedingt erlaubt!