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Seelsorgerinnen und Seelsorger gesuchtEvangelische Kirche Köln bildet neue Kräfte aus

3 min
Zwei Frauen stehen vor einem Glas-Eingang

Die Pfarrerinnen Dorit Felsch (l.) und Dagmar Schwirschke bilden mit ihrem Team zukünftige Seelsorgerinnen und Seelsorger aus.

Im September starten die kostenlosen Ausbildungen zum ehrenamtlichen Seelsorger am Verwaltungssitz der evangelischen Kirche in der Kartäusergasse.

Mitte September starten die neuen Ausbildungen zur ehrenamtlichen Seelsorgerin und zum ehrenamtlichen Seelsorger in den Räumlichkeiten des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region auf der Kartäusergasse. In 150 Stunden, verteilt auf zwölf Monate, erlernen die Teilnehmenden in Wochenend- oder Abendseminaren Grundlagen der seelsorgerischen Gesprächsführung in Bezug auf Themenfelder wie Tod, Trauer, Krankheit, Einsamkeit, allgemeine Lebenskrisen bis hin zu suizidalen Tendenzen.

Die Ausbildung wird durch Mittel aus der Kirchensteuer gedeckt. Zukünftige Einsatzfelder der Absolventinnen und Absolventen sind Krankenhäuser, Senioreneinrichtungen, Gefängnisse, Besuchsdienste in evangelischen Kirchengemeinden oder Einsätze im Rahmen der Telefonseelsorge. In den vergangenen Jahren haben circa 70 Personen die Kurse durchlaufen, doch die Nachfrage nach den Diensten ist steigend. Durch eine neu geschaffene Ausbildungsstelle sollen die Kapazitäten erhöht werden.

„Konfession, Alter, Geschlecht oder beruflicher Hintergrund der Bewerberinnen und Bewerber sind nicht ausschlaggebend. Wir erwarten für die kostenlose Ausbildung jedoch eine Verbindlichkeit von den Leuten, das heißt, eine Einsatzbereitschaft von etwa 15 Stunden pro Monat“, erklärt Pfarrerin Dorit Felsch. Viele Gemeindemitglieder seien bereits in anderen Bereichen ehrenamtlich tätig, um die jeweiligen Pfarrerinnen oder Pfarrer vor Ort zu entlasten, der Seelsorgebereich verlange jedoch eine professionelle Ausbildung, betont Felsch.

Seelsorgerinnen und Seelsorger müssen aktiv zuhören können
Dagmar Schwirschke

Voraussetzungen für die Tätigkeit sind nach Aussagen der Initiatorinnen Offenheit gegenüber anderen Menschen, Einfühlungsvermögen, psychische Belastbarkeit und die bewusste Reflexion eigener Lebenserfahrungen. „Eine ganz besonders wichtige Kompetenz ist die Gesprächsführung. Seelsorgerinnen und Seelsorger müssen vor allem aktiv zuhören können. Man muss sensibel sein, für das, was jemand sagt und dahinter hören, um mit Fragen daran anzuknüpfen“, erklärt Pfarrerin Dagmar Schwirschke.

Das habe auch etwas mit Demut zu tun, die sich in der Bereitschaft zur Öffnung für eine fremde Person offenbare, so die Ausbilderin. „Manchmal entwickelt sich auch kein Gespräch oder gar ein Ergebnis und es wird stattdessen geschwiegen. Auch das gilt es auszuhalten“, hebt Schwirschke hervor. Denn genau dies vermöge das soziale Umfeld bei Tragödien, etwa dem Tod eines geliebten Menschen, in der Regel nicht auf längere Sicht. „Nach einer gewissen Trauerzeit ist es ganz normal, dass Angehörige oder Freunde wieder in ihren Alltag zurückkehren. Nicht selten bleiben die direkt Betroffenen dann mit ihren Ängsten, Verlustschmerzen und Zweifeln zurück“, weiß die Geistliche.

Im Zuge der Angebotserweiterungen innerhalb der Evangelischen Kirche soll langfristig zudem die queer-sensible Seelsorge für Menschen mit einer queeren sexuellen Orientierung etabliert werden, denn die Tendenz zur Ausgrenzung sei bei aller Aufgeklärtheit und Toleranz in den Städten noch hoch, berichtet Dorit Felsch. Die oftmals langjährige Verbundenheit vieler Absolventinnen und Absolventen der bisherigen Lehrgänge sehen die Ausbilderinnen als Bestätigung für die Allgegenwart humanistischer Werte: „Viele unserer Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler haben das Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit in ihren Leben. Sie wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben“, sagt Pfarrerin Felsch.

Übernächster Lehrgang beginnt Anfang 2026

Der übernächste Seelsorge-Lehrgang ist auf Anfang 2026 terminiert. Auch dafür können Interessenten bereits ihre Bewerbungen einreichen. Alle Seelsorgerinnen und Seelsorger erhalten im Zuge ihrer Tätigkeiten begleitende Supervisionen (reflektierende Beratungen, Anm. d. A.) sowie zusätzliche Fortbildungsangebote. Die Bewerbung zur Ausbildung ist via E-Mail an seelsorge-ausbildung.kirche-koeln@ekir.de möglich. Weitere Auskünfte erteilen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter der Rufnummer 0176 23743554 erteilt. www.kirche-koeln.de/lebenswege/